„Ich bin heute tatsächlich enttäuscht“

Die Stimmen zum Spiel TVB Stuttgart gegen THW Kiel (27:34) am 19.12.2020

Jürgen Schweikardt: „Ich bin heute tatsächlich enttäuscht. Ich hatte das ganze Spiel das Gefühl, auch in der ersten Halbzeit als wir fünf Tore hinten waren, dass wir näher dran waren als diese fünf Tore. Auch in der zweiten Halbzeit läuft nicht alles optimal für uns. Es gab ein paar einfache Dinge, die wir liegen lassen und dann sind wir aber bis auf ein Tor dran. Da muss dann alles optimal laufen, um das umstoßen zu können. In vielen Dingen fand ich den Unterschied heute nicht so groß, aber bei einigen Kleinigkeiten dann eben schon. Natürlich kann es ein Nachteil sein mit der Quarantäne für Kiel, es kann aber auch ein Vorteil sein, weil sie sonst ständig gespielt hätten. Wir wollten aber heute auf uns schauen, ich bin mit der Leistung der Mannschaft sehr zufrieden und trotzdem bin ich am Ende enttäuscht.“

Filip Jicha: „Ich möchte ein ganz, ganz großes Lob an meine Mannschaft aussprechen. Ich persönlich hatte großen Respekt vor diesem Spiel. Nach der Quarantäne wussten wir nicht, wo wir stehen. Gestern im Abschlusstraining gab es so viele technische Fehler. Der Ball war irgendwie ein Störfaktor. Wir wussten, dass wir heute auf ganz hohem Niveau performen müssen, um gegen Stuttgart, die wirklich ganz ganz stark spielen, bestehen zu können. Tatsächlich haben meine Jungs einen sehr guten Job gemacht in der zweiten Halbzeit als Jogi vier oder fünf Bälle hintereinander hält. Das ist ein Faktor, der das Spiel kippen kann. Die Jungs haben die Angriffe dann aber gut ausgespielt und auf der anderen Seite sind wir auch in der Abwehr wieder mehr zusammengerückt.“

Dominik Weiß: „Wir können heute nicht zufrieden, wie wir uns, vor allem in der ersten Halbzeit, verkauft haben. Ich denke, wir haben grundsätzlich zu viele Bälle liegen lassen. Unser Angriff war über weite Strecken okay, wir machen in Halbzeit eins glaube ich 14 Tore, das ist gegen Kiel jetzt auch nicht schlecht. Aber insgesamt geben wir Kiel, gerade im Tempospiel, zu viele Chancen zu einfachen Toren zu kommen und können keinen Vorteil daraus ziehen, dass wir nicht in Quarantäne waren. Wir hatten vor dem Spiel heute ein gutes Gefühl und wollten heute einfach was reißen, sind dann in der ersten Halbzeit auch ein bisschen an uns selbst gescheitert, aber es ist immer noch der THW und der lässt einen, wenn man die Tür nur ein bisschen aufmacht, nicht mehr zurück ins Spiel.“

TVB verliert gegen den Rekordmeister

Der Rekordmeister aus Kiel war am heutigen Samstagabend in der Porsche-Arena in Stuttgart zu Gast. Bisher wies die Bilanz des TVB Stuttgart gegen den THW elf Niederlagen in der LIQUI MOLY HBL auf. Auch am heutigen Spieltag war für die WILD BOYS nichts gegen Kiel zu holen. Das Team von Jürgen Schweikardt hielt lange mit aber verlor letztlich mit 27:34.

Den ersten Wurf auf Niklas Landins Tor konnte der Kieler Keeper entschärfen aber Sascha Pfattheicher sicherte sich den Abpraller und holte den 7-Meter heraus. Den Strafwurf verwandelte Viggó Kristjánsson sicher und markierte damit den ersten Treffer der Partie. Mit zwei Treffern in Folge konnte Kiel die Führung dann aber übernehmen. In der Anfangsphase legte der THW stets mit einem Tor vor, die WILD BOYS zogen nach und gleichen aus. In der 12. Spielminute waren die Kieler beim Spielstand von 6:8 dann zum ersten Mal mit zwei Treffern in Front. Nach einer Viertelstunde zeigte die Anzeigetafel 7:10. Sander Sagosen war es, dem Treffer Nummer zehn für die Gäste gelungen war. Sein Hintermann Landin kam ebenfalls gut in die Partie und parierte insbesondere in den ersten Minuten einige Würfe der Hausherren. Außerdem fand das Team aus dem Norden im Angriffsspiel ein ums andere Mal den Kreisläufer und schloss in Person von Patrick Wiencek oder Hendrik Pekeler erfolgreich ab. Steffen Weinholds Treffer zum 8:13 in der 20. Minute bedeutete den ersten Fünf-Tore-Rückstand für die Stuttgarter. Infolge drei hintereinander folgender Tore von Sascha Pfattheicher konnten sich die WILD BOYS wieder herankämpfen (11:13, 22. Minute). Den letzten Treffer in Durchgang eins markierte Hendrik Pekeler, der zusätzlich eine Zeitstrafe gegen Dominik Weiß herausholte. 

So startete der TVB beim Stand von 14:19 in Unterzahl in die zweite Hälfte. Kiel hatte Anspiel und netzte direkt ein. Der THW hielt den TVB stets mit mindestens vier Treffern auf Distanz. Auch die doppelte Überzahl gegen Wienzek und Voigt konnte der TVB Stuttgart nicht nutzen, um sich wieder in Schlagdistanz zu bringen. Erst ein 3:0-Lauf zwischen der 39. und 42. Minute mit einem Doppelpack von Jerome Müller, einem Treffer von Max Häfner und drei Paraden von Jogi Bitter brachte den TVB wieder auf drei Tore an Kiel heran (20:23). Mit Patrick Ziekers Gegenstoßtor zum 24:25 kam der TVB in der 49. Minute sogar wieder bis auf einen Treffer an Kiel heran. Dann spielte der Rekordmeister souverän zu Ende und auch das taktische Mittel des 7. Feldspielers seitens des TVB konnte den Sieg des THW nicht mehr verhindern. Letztlich endete die Partie mit 27:34 – Harald Reinkind setzte wenige Sekunden vor Ende den Schlusspunkt. Damit verlor der TVB erstmals in dieser Saison in heimischer Halle. Das nächste Spiel für den TVB findet dann am kommenden Dienstag in Melsungen statt. 

Nach erstem Heimsieg gegen Minden wollen die WILD BOYS auch Kiel ärgern

Am Donnerstag letzte Woche feierte der TVB Stuttgart mit dem Heimsieg gegen den TSV GWD Minden eine Premiere. Es war der erste Erfolg zu Hause über die Westfalen. Dabei tat sich die, erneut von Co-Trainer Karsten Schäfer gecoachte Mannschaft, in der ersten Halbzeit sehr schwer. „Der TVB hat große Probleme im Angriff“, meinte auch Sky-Kommentator Markus Götz während Halbzeit eins. Erst beim 8:8 war der Ausgleich geschafft und schon eine Zeigerumdrehung später netzte Sascha Pfattheicher zur 9:8-Führung ein. Doch die Mannschaft aus Minden, welche am Tag des Spieles auf einem Abstiegsplatz rangierte, wehrte sich verbissen und gab nicht klein bei. Erst nach dem 16:16 in der zweiten Halbzeit und zweier erstklassiger Paraden von Johannes „Jogi“ Bitter konnte sich die Heimmannschaft in der Folgezeit absetzen. Sky-Kommentator Götz kommentierte dies wie folgt: „Der TVB drückt jetzt aufs Gaspedal.“ Der Lohn für die Leistungssteigerung in der Mitte der zweiten Halbzeit war das 23:19. Diesen Vier-Tore-Vorsprung verwalteten die WILD BOYS bis zum Ende und Mindens Trainer Frank Carstens räumte nach dem Spiel ein: „Uns hat die Durchschlagskraft und die Präzision im Angriff gefehlt. Auch die Abwehr stand nicht mehr so gut in der zweiten Halbzeit.“

Die Sensation am zwölften Spieltag gab es aber in Melsungen. Der bis dato punktlose Tabellenletzte HSC 2000 Coburg triumphierte bei den ambitionierten Nordhessen mit 27:32. Es war das bis jetzt beste Saisonspiel der Oberfranken. Auch ohne den mit Kreuzbandriss fehlenden Tim Suton beherrschte der TBV Lemgo Lippe die HSG Nordhorn-Lingen beim 36:29 klar. Unentschieden trennten sich am 37. Geburtstag von Michael Haaß der HC Erlangen und Hannover-Burgdorf, während der SC DHfK Leipzig gegen den aktuellen Tabellensiebten aus Wetzlar mit 32:28 gewann.

Berlin war keine Reise wert für die WILD BOYS. Die Füchse feierten am Dienstagabend ihren zehnten Pflichtspielsieg in Serie, wobei die Anfangsphase klar den Gastgebern gehörte. Nach einer Viertelstunde hieß es bereits 12:7 für den Hauptstadtklub. Doch dann begann eine famose Aufholjagd des TVB Stuttgart. Häfner & Co. waren jetzt im Spiel und glichen zum 14:14 aus. Zur Halbzeit hieß es dann 15:15 und der Sky-Kommentator betonte: „Die Gäste halten gut mit bei den Füchsen.“ Als ob Baldrian dem Pausentee beigemischt gewesen wäre, begannen die WILD BOYS die zweite Hälfte. Der TVB Stuttgart leistete sich zu viele technische Fehler und scheiterte häufig an Milosavljev im Berliner Tor. Die Folge: Die 21:15-Führung für die Heimmannschaft. Die Schwaben gaben aber noch nicht auf, kämpften sich wieder auf 24:20 heran. Doch dann brach es über die WILD BOYS herein und die Berliner erhöhten auf 31:22. Die Partie war gelaufen, wenngleich der TVB Stuttgart noch etwas Ergebniskosmetik bis zum 31:25 Endstand betrieb. „Wir konnten das Tempo nicht mithalten, aber die Niederlage ist kein Beinbruch für uns“ stellte der, angesichts 18 Paraden und 39 Prozent gehaltener Bälle, ausgezeichnete Kapitän Johannes „Jogi“ Bitter fest.

Die zweite deutliche Niederlage nacheinander gab es für den HBW Balingen-Weilstetten. Die Gallier von der Alb unterlagen nach dem 26:39 im Heimspiel gegen Magdeburg auch auswärts eindeutig mit 36:26 in Wetzlar. Die Abstiegsplätze verließ der TSV GWD Minden nach einem klaren 28:23 über den TBV Lemgo Lippe. Im oberen Tabellendrittel zog der SC DHfK Leipzig mit einem 24:28 Erfolg in Nordhorn am TVB Stuttgart vorbei und liegt nun aktuell auf Rang fünf.

Am Samstagabend kommt nun mit dem THW Kiel der Branchenprimus in die Porsche-Arena nach Stuttgart. Die Zebras, die bisher nur in Wetzlar verloren haben, mussten aufgrund von Quarantänebestimmungen ihr Spiel gegen die MT Melsungen absagen. Dafür sind sie nun um so hungriger, sich den Platz an der Tabellenspitze zurückzuerobern. Der Verein aus der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt hat auch in diesem Jahr wieder einen exzellenten Kader beisammen. Angeführt vom Norweger Sandor Sagosen über Welttorhüter Niklas Landlin und Domagoj Duvnjak ist die Kieler Mannschaft mit Weltklasseleuten besetzt. Mit Darius Quenstedt, Steffen Weinhold, Rune Dahmke, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek haben die Kieler auch einige namhafte deutsche Nationalspieler in ihren Reihen. In der Champions League scheint sich der qualitativ hochwertige Kader bislang jedoch schwer zu tun, wie deutliche Niederlagen gegen Barcelona und Vezprem zeigen. Die Folge: Nur Platz fünf für die erfolgsverwöhnten Kieler in der europäischen Eliteklasse.

Trotzdem: Der TVB Stuttgart muss sich warm anziehen. Die Zebras sind neben den Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt das Top-Team der Liga. „Wir haben nur dann eine Chance, wenn wir einen Supertag erwischen und bei Kiel überhaupt nichts zusammenläuft“, betont TVB Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt, der nach einem negativen Corona-Test am Samstag wieder auf die Bank zurückkehren darf. Dabei wären wir auch wieder beim aktuell hochbrisanten Thema, der Weltmeisterschaft 2021 in Ägypten. Einige Nationalspieler haben dem Bundestrainer bereits einen Korb gegeben. Die beiden Torhüter der deutschen Nationalmannschaft, „Jogi“ Bitter und Andreas Wolf, wollen das Turnier in Nordafrika aber spielen. 

Quelle: Joachim Gröser   

3 Fragen 3 Antworten mit Michael Schweikardt

Michael Schweikardt lief bis 2019 im Trikots der WILD BOYS auf. Mittlerweile ist der 37-Jährige beim TVB Stuttgart für das Scouting und Anschlussförderung zuständig. Zudem ist er Cheftrainer des Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim.

1. Hallo Micha, bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf der WILD BOYS zufrieden?

Ja, ich denke wir können sehr zufrieden sein. Die zwischenzeitliche Tabellenführung war schon etwas Besonderes. Zudem ist eine geschlossene Weiterentwicklung deutlich sichtbar – das gibt Mut und Hoffnung für den restlichen Saisonverlauf. 

2. Viggó Kristjánsson ist aktuell in aller Munde. Wer hat Deiner Meinung nach außer ihm entscheidenden Anteil am Aufschwung beim TVB?

Viggó macht das super, trifft viele richtige Entscheidungen und hat sich die Aufmerksamkeit verdient. Er ist aber natürlich nicht alleine für den Aufschwung verantwortlich. Die gesamte Mannschaft hat sich die Erfolge über mehrere Monate erarbeitet und ist zu einer Einheit geworden. Wenn ich noch jemanden herausheben müsste, wäre das Samuel Röthlisberger. Er bekommt als Defensivspezialist etwas zu wenig von der angesprochenen Aufmerksamkeit ab, obwohl er jedes Spiel Top-Leistungen zeigt.

3. Du bist neben deiner Tätigkeit beim TVB auch Trainer beim TSB Heilbronn-Horkheim in der 3. Liga. Bist du mit Deiner Mannschaft im „Home Office“ oder könnt ihr, dank einer Sonderregelung, aktuell normal trainieren?

Wir durften, dank einer guten Kommunikation mit den Behörden, weiter trainieren, obwohl der Spielbetrieb nach wenigen Spieltagen ausgesetzt wurde. Für alle Vereine unterhalb der 2. Liga ist es eine schwierige Situation. Neben den erheblichen finanziellen Einbußen ist es auch sehr fraglich, ob die Saison überhaupt noch fortgeführt wird.

TVB und Volksbank Stuttgart verlängern Partnerschaft

Der TVB und die Volksbank Stuttgart haben ihren Sponsoringvertrag vorzeitig um ein weiteres Jahr, bis Sommer 2022, verlängert

Die Volksbank Stuttgart geht somit nächstes Jahr in die 16. Saison beim TVB. Der TVB-Exklusivpartner aus Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis wird damit auch weiterhin auf dem Rücken der offiziellen Spielkleidung der Wild Boys mit ihrem Logo vertreten sein.

„Der TVB ist ein echter Leuchtturm für die Region Stuttgart. Mit seinen begeisternden Leistungen in der Handball-Bundesliga, der regionalen Verwurzelung und der tollen Nachwuchsarbeit zeigt der Verein, wie sehr sich eine nachhaltige Führung in Erfolg umwandeln lässt. Damit ist der TVB der ideale Partner für uns“, sagt Andreas Haas, Vorstandsmitglied der Volksbank Stuttgart. „Zur Partnerschaft gehört auch, dass man in schwierigen Zeiten zueinander steht. Daher haben wir den Sponsoringvertrag vorzeitig verlängert, um dem TVB eine bessere Planung für die kommende Saison zu ermöglichen.“

„Nach den beiden langfristigen Vertragsverlängerungen mit Kärcher und Wohninvest, ist die Vertragsverlängerung mit der Volksbank ein tolles Zeichen – gerade in den aktuellen Zeiten. Es ist eine schöne Bestätigung, dass Partner, die bereits seit über einem Jahrzehnt bei uns engagiert sind, sich auch weiterhin bei uns wohlfühlen und uns unterstützen“, freut sich Jürgen Schweikardt über die Vertragsverlängerung des Exklusivpartners.

„Wir haben es uns verwehrt, in eine heiße Schlussphase zu kommen.“

Karsten Schäfer: „Ich glaube, dass wir in diesem Spiel zwei sehr guten Torhüter und ein schnelles, intensives Spiel gesehen haben. Es war auch unser Ziel heute, ein intensives Spiel zu machen mit vielen Zweikampfqualitäten und ich denke, das haben wir geschafft und sind damit auch zufrieden. In dem Spiel hatten wir zwei Phasen, in welchen wir selber zu viele Bälle verloren haben und immer wieder an Milosavljev gescheitert sind. Wir haben es uns verwehrt, in eine heiße Schlussphase zu kommen. Adam Lönn ist leider heute gar nicht in die Partie reingekommen und Viggó Kristjánsson ist ein Spieler, der in der Liga immer mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht und auf den sich die Gegner immer besser vorbereiten. Insgesamt hat unsere Leistung heute nicht für etwas Zählbares gereicht und trotzdem bin ich stolz darauf, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist.“

Jaron Siewert: „Wir kommen super ins Spiel rein und es hat genau so funktioniert, wie wir uns das vorgenommen haben. Ich war sehr zufrieden wie wir in der Abwehr agiert und dann Tempo nach vorne gemacht haben. Wir scheitern jedoch dann oftmals an Jogi Bitter, sodass wir vor der Halbzeit froh sein müssen, dass wir zur Halbzeit nicht mit zwei oder drei Toren hinten liegen. Spielentscheidend war dann der Start in der zweiten Halbzeit, wo wir direkt einen 7:0 Lauf hinlegen und dann das Spiel vollends nach Hause bringen.“

Jogi Bitter: „Wir haben eigentlich kein schlechtes Spiel heute gemacht. Bis auf zwei schlechte Phasen haben wir überwiegend dagegen gehalten. Zwischen Minute 15 und 30 waren wir meiner Meinung nach heute sogar besser. Anfang der zweiten Halbzeit haben wir dann einfach diesem Tempo der Berliner nichts entgegensetzen können. Klar hat Berlin gut gedeckt, aber wenn wir aus dem Rückraum nicht treffen, sondern viele Bälle einfach verlieren, haben sie die Qualität da in wenigen Minuten sechs, sieben Tore zu werfen.“

Füchse schlagen WILD BOYS

Die Füchse Berlin gewinnen verdient mit 31:25 gegen den TVB Stuttgart.

Der TVB Stuttgart ist ohne den Chef-Trainer Jürgen Schweikardt (negativer Corona-Test fehlte) und ohne Linksaußen Patrick Zieker (erwartet mit seiner Frau sein zweites Kind) in die Hauptstadt gereist.

Der TVB kam direkt ordentlich ins Spiel – bis zum 4:4 in der 5 Minute. Anschließend zeigte Lindberg seine ganze Klasse und brachte seine Berliner mit einem Dreierpack zum 7:4 in Führung. Beim 9:5 war der 5:1-Lauf der Hausherren vorerst gestoppt (10. Min.). In dieser Phase leisteten sich die WILD BOYS einige einfache Fehler im Angriffsspiel. Ab der 20. Minute, beim Spielstand von 14:9, kam der TVB so richtig in Fahrt. Bitter zeigte gleich mehrfach sein ganzes Können und die TVB-Angriffe wurden erfolgreich zu Ende gespielt. im Anschluss schaffte es die Mannschaft um Trainer Karsten Schäfer sogar in der 27. Minute mit 14:15 in Führung zu gehen. Vor der Halbzeit gelang den Berlinern dann noch der Treffer zum 15:15-Ausgleich.

Den Beginn der zweiten Hälfte verschlief der TVB komplett. Die Berliner konnten sich mit einem 9:1-Lauf bis zur 40. Minute entscheidend absetzen. Zu viele einfache Ballverluste im Angriffsspiel leisteten sich die WILD BOYS in dieser Phase des Spiels. Mit einem kurzen Sprint und starken Paraden von Bitter gelang es dem TVB bis zur 45. Minute nochmal auf 4 Tore zu verkürzen (24:20). Nach der anschließenden Auszeit der Hauptstädter gelang es ihnen jedoch endgültig den Deckel drauf zu machen. Binnen 10 Minuten zogen die Berliner mit einem 7:1-Lauf davon (31:21, 55. Minute). 

Der Berliner entschieden die Partie letztendlich verdient mit 33:25 (15:15) für sich. In der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit sowie in der kurzen Phase der zweiten Halbzeit, deutete der TVB aber an, dass er die Füchse ärgern kann. Die vielen einfachen Fehler muss die Mannschaft des TVB möglichst schnell verringern, damit sie gegen den Rekordmeister aus Kiel am kommenden Samstag eine kleine Chance hat.

3 Fragen 3 Antworten mit Niko Kappel

  1. Hallo Niko, wie trainierst Du in der Corona-Zeit?

Hallo, in der Leichtathletik ist es ja recht einfach Abstand zu halten. Ich habe keinen direkten Körperkontakt zu Konkurrenten oder anderen Sportlern. Deshalb läuft das Training am Bundesstützpunkt Leichtathletik in Stuttgart, wo ich trainiere, relativ normal ab. Es gibt natürlich ein paar Beschränkungen mit Maximalzahlen und so weiter, aber da hat eben jeder seine Zeit, wie und wann er trainieren kann und darf. Im Profi- und Spitzensport dürfen wir uns ja gerade ganz gut vorbereiten und trainieren und das nutze ich auch.

2. Welchen Bezug hast Du allgemein zum Handballsport und speziell zum TVB Stuttgart?

Ich habe schon immer gerne Handball geschaut, auch in Welzheim in einer, im Vergleich zum TVB, eher unterklassigen Liga. Mir gefällt die Sportart einfach, weil es da auf dem Platz zur Sache geht, weil viel geboten wird und auch Emotionen erlaubt sind. Ich schaue die Sportart einfach unglaublich gerne an, weil es einfach sechzig Minuten Action sind. 

Dadurch, dass die Mannschaft des TVB auch viel in Stuttgart trainiert, hat man sich irgendwie einfach kennengelernt. Dann ist der ein oder andere Sponsor des TVB auch Partner von mir, darüber sind dann auch Verbindungen entstanden. Man kennt die Jungs und hat mit denen immer wieder zu tun und auf Partnerseite hat man auch immer wieder mit dem TVB zu tun und so wächst das dann irgendwann zusammen. So bin ich dann irgendwann Anhänger und Fan geworden.

3. Du bist Weltmeister, Paralympics-Sieger und mehrfacher deutscher Meister im Kugelstoßen. Was sind Deine sportlichen, aber auch Deine persönlichen Ziele für die Zukunft?

Mein Trainer hat mal gesagt: „Was ist besser als ein Paralympics-Sieg? Zwei Paralympics-Siege.“ Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber da will ich auf jeden Fall weiter dranbleiben. Jetzt steht bald Tokio vor der Tür, da will ich genauso angreifen, wie auch in Rio und wieder vorne mitmischen und um die Medaillen kämpfen. Das sind jetzt die nächsten größeren sportlichen Ziele. Zudem bin ich noch nicht Europameister, was ich auch noch gerne werden würde. 

Insgesamt möchte ich einfach meine persönlichen Grenzen weiter herausfinden und schauen, wie weit die Kugel noch fliegen kann. Ich denke, ein bisschen Potential nach oben ist sicherlich noch da, was ja auch wichtig ist, weil es ja immer besser gehen sollte. Es gibt also auf jeden Fall noch etwas zu tun. 

Bei den persönlichen Zielen steht aktuell schon noch sehr der Sport im Vordergrund. Mit meiner Freundin bin ich jetzt schon lange zusammen, um genau zu sein sieben Jahre, da kommen auch irgendwann die nächsten Schritte. Wir verstehen uns immer noch sehr gut, von daher passt da alles und ich bin glücklich. Ich habe ein sehr gutes Umfeld um mich herum und das genieße ich.

„Beide Halbzeiten waren heute sehr anstrengend.“

Die Stimmen zum Spiel TVB Stuttgart gegen TSV GWD Minden (30:26)

Karsten Schäfer: „Das Spiel gegen Wetzlar war am Anfang sicherlich noch in den Köpfen. Es ist ja auch klar, dass es nicht spurlos an den Jungs vorbeigeht, wenn der Cheftrainer auf einmal nicht da ist. Minden ist eine Mannschaft, die wir auf keinen Fall unterschätzen wollten und das haben wir auch nicht gemacht. Heute hat man gesehen, was Minden leisten kann. In der ersten Halbzeit waren wir in der Abwehr noch zurückhaltend und nervös. Minden war sehr gut vorbereitet auf Viggó. Er hat am Anfang keine Lösungen gefunden. So plätscherte die erste Halbzeit vor sich hin und wir kommen nochmal mit einem blauen Auge weg, als wir nur mit einem Tor Rückstand in die Halbzeit gehen. Auch wenn ich natürlich mit allen Jungs sehr zufrieden bin, muss man einen Spieler besonders hervorheben: Max Häfner. Er hat uns in den langen Angriffen, in denen Minden sehr gut verteidigt hat, mehrfach mit seinen Schlagwürfen gerettet. Dazu kommt, dass er das Spiel sehr gut gesteuert hat. Das hat mich wirklich sehr gefreut.“

Frank Carstens: „Wir haben uns natürlich etwas vorgenommen für die erste Halbzeit. Damit sind wir auch zufrieden, vor allem mit der Abwehrleistung. Wir gewinnen dreizehn Bälle. Das ist enorm viel gegen eine sehr gute Angriffsmannschaft wie Stuttgart. Meiner Meinung nach müssen wir sogar höher führen. Dann verlieren wir aber das Tempospiel mit sechs Toren und das hält Stuttgart dann weiter über Wasser, als es uns lieb war. In der zweiten Halbzeit gingen uns vor allem im Angriff die Mittel aus. Stuttgart verteidigte aufmerksamer gegen unsere Übergänge, da hatten wir zu viele einfachste Ballverluste. Dann haben wir auch nicht mehr die Abwehrleistung aus der ersten Halbzeit bringen können.“

Dominik Weiß: „Ich denke, dass beide Halbzeiten heute sehr anstrengend waren und das geht natürlich ordentlich ans Material, aber macht auch tierisch Spaß und deshalb spielen wir ja auch Handball. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir dann zu unserem Spiel gefunden, was in der ersten Halbzeit noch nicht so gut gepasst hat und ich denke, das war dann auch der Grund, wieso wir die Partie drehen konnten. In der ersten Halbzeit waren wir meiner Meinung nach zu ungeduldig und haben ein bisschen zu wenig den Weg direkt zum Tor gesucht, was wir in der zweiten Halbzeit dann besser gemacht haben, weil wir eben geduldiger und cleverer waren. Es war auf jeden Fall großer Respekt da vor Minden und man hat heute gesehen, dass Minden einen guten Handball spielt und dementsprechend ernst haben wir sie auch nehmen müssen.“

Samuel Röthlisberger: „Wir wussten, dass es heute ein schweres Spiel wird. Wir haben heute alles reingehauen und mussten auch alles reinhauen. Gerade die zweite Halbzeit war nochmal sehr anstrengend, aber das war auch ausschlaggebend dafür, dass wir heute die zwei Punkte eingefahren haben. Ich finde, dass wir gerade einfach im Flow sind. Wir wussten, es wird heute ein hartes Spiel und mit einem gewissen Selbstvertrauen lässt es sich natürlich leichter spielen.“

TVB gewinnt erstmals zu Hause gegen Minden

Am 12. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga war das Team aus Minden in der Porsche-Arena zu Gast. Erstmals behielten die WILD BOYS beide Punkte gegen die Mindener in Stuttgart. Das Spiel gegen das Team von Frank Carstens endete 30:26.

Obwohl Max Häfner der erste Treffer des Spiels gelang, starteten die WILD BOYS nicht gut in die Partie. Zu viele unkonzentrierte Abschlüsse brachten den TVB schnell in Rückstand und so stand es nach neun gespielten Minuten 2:5. Jogi Bitter verhinderte bis dahin mit einigen Paraden, darunter ein entschärfter 7-Meter, dass der Rückstand seines Teams nicht größer ausfiel. 

Die Führung in Höhe von drei Toren konnten die Mindener bis zur 15. Minute (5:8) aufrechterhalten. Dann zündete der TVB den Turbo und konnte durch Tore von Max Häfner, Adam Lönn und einem Doppelschlag von Sascha Pfattheicher, den Führungswechsel herbeiführen. So stand es in der 22. Minute 9:8. Bis zum Halbzeitpfiff konnte Minden die Führung wieder übernehmen und beim Spielstand von 12:13 ging es in die Kabinen.

Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit gestalteten sich sehr ausgeglichen: Minden war stets im Vorteil, legte ein Tor vor und der TVB zog nach. Als Alexander Schulze in der 43. Minute von Linksaußen einnetzte, bedeutete das die erste Führung für die WILD BOYS in der zweiten Hälfte (19:18). Daraufhin nahm Mindens Trainer Frank Carstens eine Auszeit. Doch diese erzielte nicht die gewünschte Wirkung, denn der TVB konnte in Person von Viggó Kristjánsson noch zwei weitere Treffer nachlegen und so den 3:0-Lauf perfekt machen (21:18, 45. Minute). Die erste vier-Tore-Führung konnte das Team um Co-Trainer Karsten Schäfer, der die WILD BOYS heute wieder von der Seitenlinie dirigierte, in der 48. Minute bejubeln. Aber Minden blieb dran und konnte nochmals bis auf zwei Treffer an die Hausherren herankommen (23:21, 51. Minute). Der TVB gab die beiden Punkte aber nicht mehr aus der Hand und baute die Führung mit einem Treffer von Alexander Schulze und zwei Toren von Patrick Zieker wieder aus. 

Max Häfners Tor zum 27:23 veranlasste Mindens Chefcoach knapp fünfeinhalb Minuten vor Schluss, seine letzte Auszeit zu nehmen. Der Stuttgarter Mittelmann machte heute wieder ein sehr starkes Spiel und netzte bei insgesamt sieben Versuchen sechs Mal ein. Spätestens Adam Lönns Treffer zum 29:25 zwei Minuten vor Abpfiff besiegelte den Stuttgarter Sieg endgültig. Am Ende feierte der TVB mit 30:26 den ersten Heimsieg in der LIQUI MOLY HBL gegen den TSV GWD Minden. Damit stehen nun 15:9 Punkte auf dem Konto der Schwaben.