Es ist an der Zeit danke zu sagen!

Zu allererst gilt unser Dank natürlich Euch, unseren Fans, für Eure großartige und lautstarke Unterstützung. Aber auch all unseren Sponsoren und Partnern möchten wir ein großes Dankeschön aussprechen. Es ist schön zu sehen, dass die TVB-Familie besonders in diesen Zeiten zusammenhält und wir alle, trotz Abstandsregelungen, noch näher zusammengerückt sind. 

Außerdem danken wir unseren Ärzten und dem Physioteam, ohne die unsere Jungs nicht so schnell wieder fit auf dem Spielfeld stehen würden. Auch bei Jens Zimmermann unserem Hallensprecher, möchten wir uns herzlich für seinen Einsatz bedanken. Ein großes Dankeschön geht auch an unseren Fotografen Jens Körner, dessen Apparat immer im richtigen Moment auslöst und die schönsten TVB-Momente einfängt.

Zuletzt möchten wir uns bei unseren ehrenamtlichen Helfern, unser Team hinter den Mannschaften auf dem Spielfeld, bedanken. Ohne euch wären wir heute nicht da, wo wir sind! Euer Einsatz im Hintergrund ist unermüdlich. Auf euch ist immer Verlass. Das ist nicht selbstverständlich und wir wollen euch dafür von Herzen danken. 

Danke euch allen für eure großartige Arbeit neben dem Spielfeld!

Abschied ohne Beifall

Es ist eine gespenstische, unwirkliche Atmosphäre am Donnerstagabend in der Stuttgarter Porsche-Arena. Dort, wo um 19 Uhr normalerweise 6000 Handball-Fans für Stimmung sorgen bei den Heimspielen des TVB Stuttgart, verlieren sich im Schummerlicht rund ein Dutzend Club-Mitarbeiter, eine Handvoll Medienvertreter, drei Spieler, der Trainer Jürgen Schweikardt und Christian May, Sprecher der Gesellschafter. Der Anlass der Veranstaltung passt irgendwie zum Ambiente: Immer dann, wenn das Bittenfelder Mostkrügle auftaucht, stehen die Zeichen auf Abschied. Er ist das traditionelle Geschenk für Spieler, die den TVB verlassen.

Zum Abschied ein Bittenfelder Mostkrügle

Vier Gefäße, allerdings ohne vergorenen Apfelsaft, stehen an diesem Donnerstag bereit, an dem David Schmidt, Robert Markotic, Christian Zeitz und Manuel Späth eigentlich zum letzten Mal ins TVB-Trikot geschlüpft wären. Allerdings nicht in Stuttgart, sondern in der Flensburger Arena. Die wäre auch ein schöner Rahmen gewesen, doch das Coronavirus hat die Saison vorzeitig beendet. Weil beide Vereine nicht grußlos in den Urlaub verschwinden wollen, haben sie sich etwas einfallen lassen: Sowohl der Meister der Vorsaison und Vizemeister der Corona-Runde als auch der Zwölfte bieten zeitgleich einen Livestream über die sozialen Medien an.

Platz gibt’s reichlich in der Porsche-Arena an diesem Donnerstag, dennoch müssen die Verantwortlichen des TVB streng auf die Hygienevorschriften achten. So schlüpft Elmar Burke in die Rolle des „Desinfektionsbeauftragten“. Bevor sich ein neuer Redner an das Stehpult zu Moderator Jens Zimmermann begibt, wird das Mikrofon gesäubert. Die Gesprächspartner achten dabei auf den empfohlenen Mindestabstand von eineinhalb Metern.

Ein Relikt aus anderen Zeiten

So richtiges Porsche-Arena-Gefühl kommt nicht auf bei Jürgen Schweikardt, dem Trainer und Geschäftsführer des TVB Stuttgart. „Es fühlt sich schon komisch an, wenn man in die Halle reinläuft“, sagt er. „Es wirkt wie ein Relikt aus anderen Zeiten.“ Auch das Gefühl, das man in einem letzten Spiel habe, die Vorfreude auf die gemeinsame Abschlussfahrt oder den Urlaub mit der Familie, das alles falle nun weg.

Was bleibt, ist der Abschied von Spielern. „Die Entscheidungen, wie ein Kader zusammengestellt wird und ob man sich von verdienten Spielern trennt, ist nicht immer ganz leicht“, sagt Schweikardt. „Aber das gehört zum Geschäft nun einmal dazu, da müssen sehr viele Dinge mit berücksichtigt werden.“

David Schmidt verlässt den TVB aus freien Stücken, er sucht beim Ligakonkurrenten Bergischer HC eine neue Herausforderung. Nicht mehr verlängert werden die Verträge von Robert Markotic, Manuel Späth und vom nachverpflichteten Christian Zeitz.

Schmidt wird beim TVB zum Nationalspieler

Nur sechs seiner 305 Bundesligaspiele hat Christian Zeitz für den TVB bestritten. Die reichen jedoch, um nachhaltig Eindruck zu hinterlassen. Die Fans würden „Zeitzi“ gerne weiterhin im TVB-Trikot sehen, allerdings ist die Position im rechten Rückraum für die nächste Saison längst zweifach besetzt. Und ein zusätzliches Gehalt kann sich der TVB in diesen schwierigen Zeiten wohl kaum leisten.

Beim TVB zum Nationalspieler gereift ist David Schmidt. „Das war natürlich eine Riesensache für mich“, sagt er. „Aber man muss natürlich ehrlicherweise sagen, dass das alles ein bisschen glücklich zustande gekommen ist.“ In zwei Jahren und 49 Ligaspielen für den TVB erzielte der Linkshänder 217 Tore. „Ich hatte wahnsinnig tolle Mitspieler hier“, sagt er.

Der dritte Linkshänder, der Stuttgart verlassen muss, fehlt bei der Verabschiedung. Robert Markotic, der zum Regionallisten SG Ratingen wechselt, ist im Umzugsstress. Eine Facebook-Grußbotschaft an die Fans gibt’s allerdings vom Kroaten.

Späth bleibt Siebenmeter verwehrt

In sieben Ländern und sieben Ligen hat der 30-Jährige gespielt, eher heimatverbunden dagegen ist Manuel Späth. Auf mehr als zwei Ligen dürfte es der 34-Jährige kaum mehr bringen. FA Göppingen und TVB Stuttgart lauten die Stationen des „Bundesliga-Dinos“, der gerne noch ein Jahr beim TVB Stuttgart angehängt hätte. Seine Profi-Karriere wird Späth höchstwahrscheinlich im Ausland fortsetzen und auch beenden, noch indes steht der Verein nicht fest.

In einer Bundesliga-Statistik liegt Manuel Späth ganz vorne: In 14 Jahren hat er lediglich zwei Spiele verpasst – und die wegen der Geburt seiner beiden Töchter. In einer anderen Rangliste steht Späth am Ende, schuld daran ist das Coronavirus. Noch nie hat der Kreisläufer die Gelegenheit gehabt, einen Siebenmeter zu werfen. „Das habe ich mir fürs letzte Spiel fest vorgenommen, da wollte ich mir auf jeden Fall einen Ball schnappen.“

Info

Die Abschieds-Veranstaltung des TVB gibt’s in voller Länge auf Facebook und Youtube zu sehen.

Quelle: ZVW/Thomas Wagner

Zeitz hat keine Lust auf die Rente

Der Weltmeister möchte noch ein Jahr spielen 

Christian Zeitz hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Handball-Erstligist TVB Stuttgart im Februar mit einem Kraftakt aus einer prekären Lage befreit hat. An diesem Donnerstag wird der Weltmeister von 2007 – zusammen mit Manuel Späth, David Schmidt und Robert Markotic – verabschiedet. Allerdings nicht mit einer spektakulären Lightshow, eifrigem Händeschütteln, Schulterklopfen und Handy-Selfies nach dem Bundesliga-Finale, sondern im Online-Livestream des TVB. Es ist eine besondere Situation für einen außergewöhnlichen Spieler. Die Saison 2019/2020 hat ihren Platz ganz oben in den Handball-Geschichtsbüchern sicher, weil ihr ein fieses Virus sieben Spieltage vor Schluss den Garaus gemacht hat. Es ist aber auch die Spielzeit eines erstaunlichen Comebacks gewesen: Nach zweijähriger Bundesliga-Pause und mit stolzen 40 Jahren auf dem breiten Kreuz verzückte „Zeitzi“ die Fans und beeindruckte die Konkurrenz. Es ist keinesfalls so, dass der Routinier die Stuttgarter im Alleingang zum Ligaverbleib geworfen hat. Doch der gebeutelte und verunsicherte TVB profitierte zweifelsfrei von der Aura und Erfahrung eines Spielers, der schon alles erlebt hat in seiner 20-jährigen Profi-Karriere. „Ich hatte großen Spaß mit dem TVB, ich habe mich schnell wohl gefühlt“, sagt Zeitz im Gespräch mit dieser Zeitung. „Schade, ich hätte die Saison sehr gerne zu Ende gespielt, wir hatten gerade einen sehr guten Lauf.“ 

Das Comeback: Ein Risiko für den Verein und den Spieler 

So richtig geglaubt an eine Fortsetzung der Runde habe er nach der Unterbrechung nicht. Die Vorschläge, etwa jenen von Bob Hanning, den Rest der Saison in Turnierform zu spielen, sei nicht praktikabel gewesen. „Ich denke, auch bei den Fußballern wird das nicht lange gutgehen. Und womöglich rennen die Fans bei den Geisterspielen wieder vors Stadion.“ Die Serie des TVB war ebenso wenig zu erwarten wie Zeitz’ starkes Comeback. Sowohl für den TVB als auch für den Spieler war die Verpflichtung ein Risiko. Schließlich ist Zeitz schon immer bekannt dafür, seine Trainer auch mal in den Wahnsinn zu treiben. Nicht immer macht er auf dem Spielfeld das, was ihm aufgetragen wird. Doch gerade dieser Egoismus, dieses Unberechenbare hat in unzähligen Spielen den Unterschied ausgemacht. Das wusste auch Johannes Bitter. Der Torhüter des TVB Stuttgart brachte seinen Weltmeister-Kollegen von 2007 ins Gespräch, nachdem dem TVB durch den verletzungsbedingten Ausfall von David Schmidt im rechten Rückraum die Luft auszugehen schien. Und das mitten im Abstiegskampf. Es war nicht das erste Mal, dass der TVB mitten in der Saison einen Hochkaräter an Land zog. Die Bittenfelder schnappten sich Bitter, nachdem dessen Verein, der HSV Hamburg, im Januar 2016 Insolvenz angemeldet hatte. Der Weltmeister-Keeper erwies sich als Volltreffer. Warum also sollte dem TVB nicht noch einmal so ein Coup gelingen? Wobei: Ein bisschen anders war die Situation bei Zeitz schon. Während Bitter bei seinem Wechsel nach Stuttgart voll im Saft gestanden hatte, pausierte Zeitz nach dem Rückzug seines Teams. Und: Zeitz kam aus der dritten Liga, von der SG Nußloch. 

So langsam wird es ein bisschen langweilig

 „Klar habe ich mir Gedanken gemacht, ob es Sinn macht, noch einmal zu spielen, ich war ja zwei Jahre draußen aus dem Bundesliga-Geschäft“, sagt Zeitz. „Ich habe aber gemerkt, dass ich immer noch mithalten kann.“ In den ersten zwei, drei Spielen sei’s körperlich nicht so einfach gewesen für ihn. „Dann bin ich aber immer besser reingekommen.“ Wichtig sei gewesen, dass er nicht übersteuert habe und dosiert eingesetzt worden sei. „Das war mit Jürgen Schweikardt so abgesprochen, außerdem war auch Robert auf meiner Position noch da.“ Durch den Spielabbruch kam Christian Zeitz nur in sechs Spielen zum Einsatz. 22 Tore und etliche Assists – bei nicht übermäßig viel Spielzeit – sprechen für sich. Seit einigen Wochen befindet sich Zeitz, wie seine Mannschaftskameraden, in Kurzarbeit und vertreibt sich zu Hause in Schwetzingen die Zeit. „Zwei, drei Wochen war’s ganz okay, um ein bisschen runterzukommen und zu regenerieren“, sagt er. „Langsam wird’s aber schon ein bisschen langweilig.“ Lieber heute als morgen möchte er aufs Spielfeld zurück und das tun, was er am liebsten macht: einfach nur Handball spielen. In dieser Saison wird daraus wohl nichts mehr werden. Derzeit hält sich Zeitz mit Läufen und Stabilitätsübungen fit. „Ich hoffe, dass demnächst die Fitnessstudios wieder aufmachen.“ Eine eigene Mucki-Bude im Keller hat er – noch – nicht, möchte sich nun jedoch „ein bisschen etwas zulegen“. Sein Hauptbetätigungsfeld sollen die Gewichte allerdings nicht werden. Demnächst möchte er seinen Trainerschein in Angriff nehmen, „aber auch noch gerne ein Jährchen in der ersten Liga spielen“. Wo, das steht noch in den Sternen. Das Engagement beim TVB war lediglich bis zum Saisonende angedacht. Durch die frühzeitige Verpflichtung von Viggo Kristjannson und Jerome Müller waren die beiden Plätze im rechten Rückraum bereits vergeben, als Zeitz nachverpflichtet wurde. „Es ist sicherlich nicht die beste Zeit, einen neuen Vertrag abzuschließen“, sagt Zeitz. „Jeder Club muss kämpfen und schauen, dass er nicht sogar noch einen Spieler abgeben muss.“ In Berlin sei das schon der Fall. Zeitz geht davon aus, dass es auch noch andere Vereine treffen wird. Auf finanzielle Abstriche hat er sich schon eingestellt. „Ich glaube nicht, dass die Verträge so hoch dotiert sein werden. Und mir ist auch bewusst, dass ich keine 26 Jahre alt mehr bin.“ Ob’s für den großen Traum, einer Finca auf Ibiza, trotzdem reichen wird für Christian Zeitz? „Ich denke, ich muss noch mal Lotto spielen“, sagt Zeitz und lacht.

Quelle: ZVW/Thomas Wagner

Virtuelle Spielerverabschiedung am 14.05.2020

Am morgigen Donnerstag hätte mit dem Auswärtsspiel bei der SG Flensburg-Handewitt unsere letzte Bundesligapartie der Saison 2019/20 angestanden. Auch wenn die Saison nun bereits vorzeitig beendet wurde, nehmen wir diesen Spieltermin zum Anlass, um uns von unseren abgehenden Spielern angemessen zu verabschieden. 

Nach drei Jahren im blau-weißen Trikot verabschieden wir uns von Manuel Späth. Unser Co-Kapitän hat in dieser Zeit nur ein Spiel, wegen der Geburt seiner Tochter, verpasst und insgesamt 141 Bundesliga-Tore für den TVB erzielt. Auch Robert Markotic wird in der kommenden Saison nicht mehr für den TVB Stuttgart auflaufen. In den vergangenen drei Jahren erfreute uns Robert mit wurfgewaltigen Treffern und abseits des Spielfeldes mit seiner lustigen Art. Seinen Positionskollegen, David Schmidt, zieht es zur neuen Spielzeit zum Bergischen HC. Ganz besonders freut es uns, dass sich David in der Zeit in Stuttgart zum deutschen Nationalspieler entwickeln konnte. In 49 Ligaspielen steuerte der Linkshänder 217 Tore für den TVB bei. Davids explosive Würfe aus dem Rückraum werden dem Publikum sicherlich in Erinnerung bleiben. Außerdem verabschieden wir uns von Christian Zeitz, der während der Saison kurzfristig verpflichtet wurde. Mit seiner Erfahrung konnte er dazu beitragen, den verletzungsbedingten Ausfall von David zu kompensieren und wichtige Punkte in der Rückrunde zu sammeln. 

Morgen ab 19 Uhr könnt ihr Manu, Robert, David und Christian nochmals bei der virtuellen Spielerverabschiedung sehen. Die Verabschiedung wird als Stream live aus der Porsche-Arena auf Facebook (https://www.facebook.com/tvbstuttgart/) übertragen. Seid dabei, um den Jungs einen gebührenden Abschied zu geben!

Nach Krebs-Schock: „Schimmel“ ist wohlauf

Neun Jahre hat Tobias Schimmelbauer für den TVB Stuttgart gespielt und einen wesentlichen Beitrag zu den Erfolgen des Handball-Erstligisten geleistet. Seinen größten Sieg indes feierte der Neu-Hamburger in diesen unruhigen Tagen: Nachdem bei einer Routine-Untersuchung ein Hoden-Tumor festgestellt worden war, hat der 32-Jährige die Operation sehr gut überstanden. Der Krebs hat nicht gestreut, eine Chemotherapie ist nicht nötig. „Ich bin froh, dass ich die eine Baustelle abgearbeitet habe“, sagt Schimmelbauer im Gespräch mit der ZVW.

Nun hofft er, dass auch die Corona-Krise bald Geschichte sein wird. Schließlich hat „Schimmel“ noch einiges vor mit seiner neuen Mannschaft, dem Zweitligisten HSV Hamburg. Im November vergangenen Jahres hatten die Verantwortlichen des Deutschen Meisters von 2011 und Champions-League-Siegers von 2013 für ihre Spieler einen eher ungewöhnlichen Pflichttermin angeordnet: einen Check beim Urologen. Tobias Schimmelbauer fehlte bei diesem Termin, holte ihn jedoch zu Beginn des neuen Jahres nach. Der Befund der Ultraschalluntersuchung war eindeutig: An einem Hoden hatte sich ein Tumor gebildet, der schnellstmöglich entfernt werden musste. Zwei Tage später bereits lag der 32-Jährige auf dem Operationstisch. „Das war natürlich eine Schocknachricht für alle – für mich, meine Eltern, meine Frau“, sagt Schimmelbauer. „Die Ärzte beruhigten mich zwar gleich ein bisschen, aber du weißt ja nicht, wie du mit so einer Diagnose umgehen sollst und was auf dich zukommt.“ Schließlich habe er sich bis dahin noch nie mit dem Thema Krebs beschäftigt. „Man hat im ersten Moment keine Ahnung, welcher Krebs wie gut heilbar ist.“ Die OP selbst sei dabei das kleinere Problem gewesen, die habe er gut weggesteckt. „Das hört sich im ersten Moment zwar schlimm an, aber ich hatte ja keinen großen Leidensweg.“ Von der Operation habe er nach drei Wochen nichts mehr gemerkt und schnell keine Einschränkungen mehr gehabt. Nach vier Wochen sei er schon wieder laufen gewesen. 

Glück im Unglück: Keine Chemotherapie nötig 

Mental zu schaffen indes machten ihm die Blutuntersuchungen, die in den folgenden zwei Monaten alle zehn Tage anstanden. „Du wartest auf die Ergebnisse und zitterst, dass nichts Schlimmes dabei herumkommt. Da war die Anspannung schon groß.“ Nach einem Kontroll-Marathon und zwei abschließenden Computertomografien war klar, dass sich keine weiteren Tumore gebildet hatten. „Ich hatte Glück im Unglück, dass der Krebs so früh erkannt wurde.“ Auch von einer Chemotherapie blieb Schimmelbauer verschont. Darüber sei er „doppelt froh“ gewesen, da auf der Krebs-Station des Hamburger Krankenhauses, in dem er operiert worden war, Corona ausgebrochen sei. „Da möchte man natürlich ungern mittendrin liegen.“ Schimmelbauer gilt nun als gesund, ein Restrisiko indes bleibt. In den nächsten beiden Jahren muss er vierteljährlich zur Blutuntersuchung, bei etwa zwölf Prozent liegt die Rückfallquote. „Sollte doch wieder irgendwo etwas auftauchen, müsste ich eine Chemo machen“, so Schimmelbauer. „Ich bin von Grund auf ein positiv denkender Mensch. Die zwölf Prozent nehme ich jetzt.“ Grob gerechnet, treffe es einen von zehn. „Das passt schon.“ Auch wenn ihn die Krebs-Diagnose nicht komplett aus den Schuhen katapultiert hat: Ein bisschen zum Nachdenken gebracht hat sie „Schimmel“ schon. „So etwas führt einem vor Augen, dass bei jedem Menschen immer etwas ums Eck kommen kann, das er nicht auf dem Zettel hat.“ Man dürfe sich nie zu sicher fühlen. „Ich war ja auch immer gesund und fit. Ich werde jedenfalls Vorsorgeuntersuchungen im weiteren Leben ernst nehmen.“ 

Sehr gefreut hat sich Tobias Schimmelbauer über die vielen Genesungswünsche, die ihn erreicht haben. „Über alle möglichen Kanäle, über Freunde, den Verein. Und von Leuten, die auch Krebs haben, und von denen man das gar nicht weiß.“ Im Zweitliga-Heimspiel des HSV Hamburg Anfang März gegen die SG BBM Bietigheim feierte der Linksaußen sein Tribünen-Comeback – und war berührt von einer „supercoolen Aktion“ der Bietigheimer Spieler: Sie wärmten sich in T-Shirts mit der Aufschrift „Alles Gute, Tobi“ auf. Er habe es nicht für nötig empfunden, so im Mittelpunkt zu stehen, schließlich sei es ihm zu der Zeit schon wieder gutgegangen, sagt Schimmelbauer. „Aber natürlich war das eine tolle Geste.“ Initiiert worden ist sie vom Bietigheimer Trainer Jon Jonsson, der vor ein paar Jahren selbst an Krebs erkrankt war. „Als meine Krankheit publik geworden war, hat mir Jon geschrieben, mir gute Besserung gewünscht und gesagt, ich könne mich bei ihm melden, wenn ich Fragen hätte.“ Auch Schimmelbauers ehemaliger Club, der TVB Stuttgart, hat über Instagram beste Genesungswünsche übermittelt. Die erste Enttäuschung, dass er nach der Saison 2018/2019 keinen Vertrag mehr bekommen hat beim TVB, hat sich bei Schimmelbauer längst gelegt. Kontakt zum Ex-Club habe er unter anderem mit Jürgen und Michael Schweikardt, Alex Heib, Manuel Späth und Simon Baumgarten. „Und natürlich mit Jogi, er ist ja quasi unser Nachbar. Wir wohnen etwa 300 Meter voneinander weg.“ Weilt Johannes Bitter nicht in Stuttgart, ist er bei seinen Kindern in Hamburg. Eine Stadt, in die sich auch der gebürtige Wiesbadener Schimmelbauer schnell verliebt hat. „Hamburg hat unheimlich viel zu bieten, das ist noch einmal eine andere Nummer als Stuttgart.“ Die unzähligen Parks seien perfekt, um den Hund auszuführen. „Es gibt viel Wasser, Restaurants bis zum Abwinken und unheimlich viel Kultur. Da kannst du jeden Abend locker aus 20 Veranstaltungen auswählen.“ 

Ex-Teamkollege Jogi Bitter ist Nachbar in Hamburg 

Theoretisch. Zurzeit nämlich ist wegen der Corona-Einschränkungen noch nicht einmal an ein gemeinsames Mannschaftstraining zu denken. Längst brennt Schimmelbauer darauf, in die Halle zurückzukehren und die Kollegen zu sehen. „Wir haben eine tolle Mannschaft und super Trainingsbedingungen. Was den Verein betrifft, kann ich nur Gutes berichten.“ Nach dem Wechsel vom TVB zum HSV habe er keinerlei Anpassungsprobleme gehabt. „Ich spiele ja auf denselben Positionen, vorne Linksaußen und in der Abwehr auf der Halbposition“, sagt er und lacht. Schimmelbauer soll mithelfen, dass der HSV wieder an alte Zeiten anknüpfen kann. Nachdem die Hamburger aufgrund finanzieller Turbulenzen Anfang 2016 den Bundesliga-Spielbetrieb eingestellt hatten, planen sie mittelfristig die Rückkehr in die Eliteklasse. Mit dem Aufstieg aus der dritten in die zweite Liga in der Saison 2017/2018 reichte es in der Spielzeit darauf zu Rang zwölf und in der nun abgebrochenen Saison zum achten Platz. Schimmelbauers Vertrag endet nach der kommenden Saison. „Wir können uns auf jeden Fall vorstellen, noch ein paar Jährchen hierzubleiben“, sagt er. Schimmelbauers Ehefrau Jessica hat rasch eine Anstellung als Architektin gefunden. Vielleicht kommt’s ja irgendwann zu einem Wiedersehen in der Scharrena oder Porsche-Arena. „Bis dahin möchte ich auf diesem Weg viele liebe Grüße an alle TVB-Fans und Bittenfelder schicken“, sagt Schimmelbauer. 

Zur Person 

Tobias Schimmelbauer wurde am 1. Juni 1987 in Wiesbaden geboren. Er ist mit Jessica verheiratet und hat an der Uni Stuttgart Sportwissenschaft studiert. In der Jugend und zunächst auch bei den Aktiven spielte der 1,99 Meter große Linksaußen bei der SG Wallau-Massenheim. 2009 wechselte „Schimmel“ zur HSG Frankfurt und nach einer Saison zum TV Bittenfeld. Mit dem TVB qualifizierte er sich 2011 für die eingleisige 2. Bundesliga und stieg mit ihm 2014/2015 in die 1. Bundesliga auf. Nach der Saison 2018/2019 erhielt er beim TVB keinen neuen Vertrag mehr und schloss sich dem Zweitligisten HSV Hamburg an. Schimmelbauers Teamkollegen sind die Ex-TVB-Spieler Jan Forstbauer und Jonas Maier. 

Quelle: Thomas Wagner/ZVW

Bundesliga-Ende für TVB-Spieler Manuel Späth

 Am 22. Februar 2006 gab der Handball-Erstligist FA Göppingen, im Anschluss an das Heimspiel gegen den THW Kiel, die Verpflichtung des 20-jährigen Manuel Späth vom Filderclub TSV Neuhausen bekannt. „Wir freuen uns über den Neuzugang des Perspektivspielers aus der Region“, schrieben die Göppinger damals in einer Pressemitteilung. Aus dem Talent ist längst ein Dauerbrenner geworden. Und ein Rekordhalter: In 14 Jahren verpasste Späth lediglich zwei Bundesligaspiele – wegen der Geburt seiner beiden Töchter.

Eigentlich hätte der 34-Jährige, der nach drei Spielzeiten beim TVB Stuttgart keinen neuen Vertrag mehr erhält, am 14. Mai in Flensburg sein letztes Bundesligaspiel bestritten. Durch den vorzeitigen Saisonabbruch war die Partie gegen Magdeburg am 8. März das Abschiedsspiel. „Ich hätte die restlichen sieben Spiele noch sehr gerne genossen“, erzählt Manuel Späth im Interview. Am Ende seiner Laufbahn möchte er sich einen finalen Traum erfüllen: ein Engagement im Ausland. 

Herr Späth, Sie sind derzeit ein gefragter Mann: An einem Tag standen Sie erst der „Filstalwelle“ Rede und Antwort und waren anschließend zu Gast beim TVB-Montalk mit Jens Zimmermann, jetzt fragt die Lokalzeitung an. Und nebenbei kümmern Sie sich ausgiebig um die vielen Einträge der Fans auf Ihrer Facebook-Seite. Das hört sich nach Terminstress an. Nein, das ist derzeit eine ganz nette Abwechslung. Ansonsten gibt es ja nicht so viel zu tun. Deswegen habe ich mich auch mit den Fans, von denen ich viele persönlich kenne, ein bisschen stärker ausgetauscht. Es ist schön, wenn man auf diese Weise in Kontakt bleiben kann. Man sieht sich ja derzeit in der Halle nicht mehr. Auf Ihrer Facebook-Seite schreiben Sie auch, dass mit dem vorzeitigen Ende der Saison zugleich – nach 14 Jahren – Ihre Zeit in der Bundesliga endet und dass Sie sich einen anderen Abschluss gewünscht hätten. Vom Ende der Profi-Karriere sprechen Sie allerdings nicht. Das hört sich so an, als ob Ihre Pläne, die Laufbahn im Ausland fortzusetzen, weit gediehen seien. 
Ich bin mit ein paar Vereinen in ganz guten Gesprächen. Es ist aber noch nichts fix, deshalb möchte ich dazu jetzt auch noch nichts sagen. Ich habe ja schon öfter betont, dass das Ausland für mich noch einmal sehr reizvoll wäre. Ich hoffe auch nach wie vor, dass es klappt – trotz der Corona-Krise. Wenn es passen sollte für mich und meine Familie und natürlich auch sportlich, dann ist das nach wie vor noch mein Traum, den ich mir gerne erfüllen würde. 

Hat Sie die Tatsache, dass Sie zuletzt in sehr guter Form waren, in diesem Vorhaben bestärkt? 
Sicherlich haben die Leistungen dazu beigetragen, dass sich noch einmal die eine oder andere Tür geöffnet hat. So gesehen, ist es sehr schade, dass die Saison so abrupt endete. Verzögert sich die Entscheidung nun durch die Corona-Krise? Schon, denn keiner weiß so recht, wie’s weitergeht. Hinzu kommt, dass ein Wechsel ins Ausland mit mehr Aufwand verbunden ist als einer innerhalb der Region. Deshalb gibt’s da noch einige Dinge mehr zu klären. Grundsätzlich bin ich aber optimistisch, dass sich bald etwas ergeben wird. Es hat ja eine ganze Weile gedauert, bis die Auswirkungen des Corona-Virus offensichtlich geworden sind.

Wann haben Sie realisiert, dass das Spiel gegen Magdeburg am 8. März Ihr letztes in der Liga gewesen sein könnte? 
Direkt nach dem Spiel noch nicht, wir haben ja noch bis zum Ende der Woche normal trainiert. Obwohl das Virus immer größere Wellen geschlagen hat, haben wir immer noch gedacht, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird. Aber dann hat es sich angedeutet, dass es nichts mehr werden wird. Für mich stand relativ schnell fest, dass es keinen Sinn macht, noch einmal zu spielen. Zumal ja die Geisterspiele im Handball nicht infrage kamen. Nach dem vorzeitigen Saisonende haben Sie jetzt die Gelegenheit, mehr Zeit mit Ihrer Frau und Ihren beiden Kindern zu verbringen. Ja, wir unternehmen einiges zusammen als Familie. Wir haben viel im Garten gespielt oder den einen oder anderen kleinen Ausflug gemacht in die Natur. Natürlich fehlt es uns, dass wir unsere Freunde nicht treffen können. Wir machen halt das Beste aus der Situation. 

Ihre Verabschiedung vor drei Jahren in Göppingen war fast schon legendär. Gab’s beim TVB auch schon Pläne für eine kleine Abschiedsparty? 
Wir hätten natürlich ganz gerne einen schönen Abschied gehabt, auch mit unseren Freunden. Jetzt müssen wir sehen, wie sich alles entwickelt und ob zumindest virtuell oder in einem kleinen Rahmen vielleicht doch noch etwas möglich ist. 

Wie traurig stimmt Sie dieser auf jeden Fall leise Abschied? 
Klar, ich hatte mich auf die restlichen Bundesligaspiele sehr gefreut. Man nimmt sie noch einmal ganz anders wahr, wenn man weiß, dass es die letzten sind. Andererseits steht mein Abschied beim TVB ja eine Weile fest, dementsprechend habe ich die Spiele seither schon anders erlebt. Gerade die Partien in der Porsche-Arena, das Spiel gegen Göppingen beispielsweise. So was bleibt in Erinnerung. Ich denke, sollte die Profi-Karriere für mich noch weitergehen, wäre dieser Abschied noch zu verschmerzen, weil’s ja noch nicht das endgültige Ende wäre. 

Wie fällt Ihr sportliches Fazit nach dieser unvollendeten Saison aus? 
Es war klar, dass es für uns nicht einfach werden wird mit vielen neuen Spielern, die noch nie in Deutschland gespielt haben. Im Dezember und spätestens in der Rückrunde haben wir gezeigt, dass wir zu einer richtig guten Mannschaft geworden sind und sicher auch noch den einen oder anderen Punkt geholt hätten. Jetzt sind wir eben auf diese Weise Zwölfter, das ist immerhin das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte. Unterm Strich können wir aus sportlicher Sicht zufrieden sein. 

Auch Sie persönlich dürften sehr zufrieden sein. Spielten Sie Ihre beste Saison im TVB-Trikot? 
Obwohl klar war, dass ich den Verein verlassen werde, stand ich eigentlich immer auf dem Feld. Das zeigt, dass die Leistung gepasst hat. Ich denke, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass der TVB so eine Saison gespielt hat. Ich war zufrieden und das Feedback war meistens auch sehr positiv. Es freut mich natürlich, dass ich mich so verabschieden konnte. 

Auch wenn’s jetzt wahrscheinlich nicht an der Zeit ist für das große Fazit nach dem Profi-Handball: Können Sie die 14 Bundesligajahre in ein paar Sätzen zusammenfassen? Was haben Sie am meisten genossen, was hat Sie gestört? 
Es ist schwierig, das in ein paar Sätzen zu formulieren. Aber insgesamt war es eine sehr, sehr schöne Zeit. Jeder, der eine Sportart ausübt, träumt vielleicht davon, dass er sie professionell betreiben kann. Für mich ist es nach wie vor eine tolle Sache, dass ich mit meinem Hobby meinen Lebensunterhalt verdienen und dem Hobby tagtäglich nachgehen kann. Ich möchte kein Jahr missen. Außerdem habe ich nebenbei mein Studium (Internationales Management, Anm. d. Red.) ganz gut hinbekommen und konnte mich so für die Zeit nach der Karriere vorbereiten. Natürlich ist man terminlich gebunden mit dem Handball. Es gibt den festen Spielplan, man kann die Freizeit schlecht planen. Weil man meist an den Wochenenden unterwegs ist, verpasst man beispielsweise Hochzeiten von Freunden. Auch Urlaub ist nur möglich, wann es der Trainings- und Spielplan hergibt. Auf der anderen Seite habe ich als Familienvater unter der Woche auch mal tagsüber Zeit, wenn kein Training ist. Es hat alles seine Vor- und Nachteile. 

Im Video-Interview mit der Filstalwelle wurde eine Grußbotschaft von Christian Gentner eingespielt. Wie kam es zu den Freundschaft mit dem Ex-VfB-Spieler? 
Wir kennen uns relativ lange. Als zu Göppinger Zeiten die alte Hohenstaufenhalle in den Jahren 2008 und 2009 umgebaut wurde, haben wir unsere Heimspiele regelmäßig in der Porsche-Arena ausgetragen. Da kamen die Fußballer auch das eine oder andere Mal in die Halle und wir wurden im Gegenzug zu den VfB-Spielen eingeladen. Da haben wir uns ein bisschen kennengelernt. Wir waren ja auch beide eigentlich immer in der Region, Christian war kurz in Wolfsburg. Dadurch haben wir uns auch immer wieder auf Veranstaltungen getroffen. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Gentner lobte Sie für die Werte und Tugenden, die Sie anderen in den vielen Jahren vermittelt haben, und dafür, dass Sie nie Ihre Bodenhaftung verloren hätten.

Wie sehr berühren Sie, auch als alten Hasen, solche Worte? 
Das ist schon eine schöne Wertschätzung – gerade, wenn sie von einem Menschen wie Christian Gentner kommt. Es ist irgendwo auch eine Bestätigung für die Arbeit. Dadurch, dass ich selbst damals als sehr junger Spieler nach Göppingen gekommen bin und es genossen habe, diesen Weg zu gehen und selbst Profi zu werden, war es mir immer wichtig, das alles wertzuschätzen und auf dem Boden zu bleiben. Ich denke, Gente und ich haben ähnliche Tugenden und sind uns vom Typ her da sehr ähnlich. 

Zur Person Manuel Späth wurde am 16. Oktober 1985 in Ostfildern geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter. Der 2 Meter große Kreisläufer spielte in der Jugend bei der JSG Ostfildern. Erste Station bei den Aktiven war der TB Ruit. In der Saison 2004/2005 wechselte er zum TSV Neuhausen in die Regionalliga, 2006/2007 zu FA Göppingen in die erste Bundesliga. In den elf Spielzeiten gewann er viermal den EHF-Pokal. Am 29. November 2008 feierte „Urmel“ sein Debüt in der Nationalmannschaft, er bestritt 38 Länderspiele. Am 9. November 2013 bestritt Späth sein 250. Bundesligaspiel in Folge. In 14 Jahren verpasste er lediglich zwei Partien – wegen der Geburt seiner beiden Kinder. Zur Saison 2017/2018 schloss sich Späth dem TVB Stuttgart an. 

Tschüss, TVB: Nach drei Spielzeiten beim TVB Stuttgart und elf Jahren bei FA Göppingen verabschiedet sich Manuel Späth aus der Handball-Bundesliga.

Quelle: ZVW/Thomas Wagner

Saisonrückblick: Die Weltmeister verleihen Flügel

In 27 Spielen parierte Johannes Bitter 281 Würfe – so viele wie kein anderer Erstliga-Torhüter in der vergangenen Saison. Auf den Weltmeister von 2007 setzt der TVB auch in der neuen Spielzeit, noch indes hat der 37-Jährige keinen neuen Vertrag unterschrieben. 

Im fünften Jahr in der ersten Handball-Bundesliga hat der TVB Stuttgart mit Rang zwölf seine beste Platzierung erreicht. Die aufgrund der Corona-Pandemie verkürzte Spielzeit war für den TVB zudem die ereignisreichste – ein kurzer Rückblick.

Von acht – überwiegend erfahrenen – Spielern hatte sich der TVB verabschiedet. Die sechs Neuen waren, mit Ausnahme von Patrick Zieker, Bundesliga-Novizen. Mit diesem radikalen Umbruch gingen die Bittenfelder ein großes Risiko ein – und schienen einen hohen Preis dafür zu bezahlen: Nach sechs Spieltagen und der verheerenden Bilanz von 1:11 Punkten fand sich das Team von Trainer Jürgen Schweikardt auf einem Abstiegsplatz wieder. Der Einzug ins Pokal-Viertelfinale durch das 30:26 gegen den HC Erlangen war dabei ein schwacher Trost. Es passte wenig zusammen in der neu formierten Mannschaft, die zudem von großem Verletzungspech verfolgt war.

Erster Heimsieg seit neuneinhalb Monaten

Für Aufatmen sorgte der 27:23-Sieg im siebten Spiel in Ludwigshafen, am zehnten Spieltag trotzte der TVB dem Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt beim 23:23 überraschend einen Punkt ab. Das 29:24 gegen den Aufsteiger HSG Nordhorn-Lingen bedeutete den ersten Heimsieg seit neuneinhalb Monaten. Wechselhaft ging’s weiter (31:28 gegen Melsungen, 19:32-Pleite in Hannover). Nach der unglücklichen 32:33-Niederlage gegen Berlin lag der TVB zur EM-Pause mit 12:26 Punkten nur zwei Zähler vor den Abstiegsrängen.

Dass die Bittenfelder mit fünf Spielern bei der EM vertreten waren, ehrte den Verein zwar, doch die Vorbereitung auf die Rückrunde litt. Die Quittung bekam der TVB zum Auftakt in Lemgo: Mit der 23:27-Niederlage rutschte er nach Pluspunkten wieder auf einen Abstiegsrang. Nachdem sich in der folgenden Partie gegen Leipzig mit David Schmidt der zweitbeste Torschütze verletzt hatte, sah’s ziemlich düster aus für das Schweikardt-Team. Zumal es vor sechs Spielen in 22 Tagen stand.

Das Virus stoppte den TVB-Lauf

In der Not legte der TVB personell nach, holte Christian Zeitz für den Rest der Saison aus dem Ruhestand zurück. Es war ein Coup, der nicht nur für ein großes Medienecho sorgte, sondern womöglich mitentscheidend war für den Umschwung. Aus den restlichen sieben Partien sammelte der TVB neun Punkte und zeigte dabei starke Leistungen. Das Virus stoppte schließlich den Lauf, sieben Spieltage vor dem Ende gab’s bei sechs Punkten Polster kaum noch Zweifel am Ligaverbleib.

In die sechste Erstliga-Saison geht der TVB mit einer eingespielten Mannschaft und kann den nächsten Schritt ins Tabellenmittelfeld machen. Ausgetauscht wird der rechte Rückraum: Viggo Kristjansson (HSG Wetzlar) und Jerome Müller (Ludwigshafen) kommen für David Schmidt (zum Bergischer HC) und Robert Markotic (SG Ratingen). Der Routinier und Leader Manuel Späth bekommt keinen neuen Vertrag mehr, für ihn ist kein Ersatz in Sicht.

Quelle: ZVW/Thomas Wagner

Schweikardt ist stolz und besorgt zugleich

Der Saisonabbruch ist das beherrschende Thema gewesen in der fünften Erstliga-Saison des TVB Stuttgart. Für den Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt (40) gab’s allerdings auch etliche andere ungewöhnliche Ereignisse, wie er im Interview mit unserem Redaktionsmitglied Thomas Wagner verrät.

Herr Schweikardt, die Corona-Pandemie hat die Bundesliga-Saison sieben Spieltage früher beendet. Wie schwer fällt es da, ein sportliches Fazit zu ziehen?
Es fühlt sich schon komisch an, nach 27 Spieltagen ein Fazit zu ziehen. Aber wenn jetzt am Ende Platz zwölf herausgekommen ist, dann haben wir damit unser Saisonziel Klassenverbleib übererfüllt. Es war klar, dass es eine schwere Saison werden wird nach dem Umbruch. Ich denke aber, man hat im Februar gesehen, was die Mannschaft leisten kann. Wir hätten sehr gerne weitergespielt, weil ich glaube, dass wir uns auf diesem Niveau, auf dem wir uns befanden, noch einige Punkte geholt hätten.

Mit 1:11 Punkten ging der Saisonstart gründlich daneben, schon am fünften Spieltag fand sich der TVB auf einem Abstiegsrang wieder. Wie bedeutend war der anschließende erste Saisonsieg beim Mitabstiegskandidaten Eulen Ludwigshafen?
Er war sicher eine große Erleichterung, da der Druck für uns schon sehr groß gewesen ist. Es war eines von vielen Schlüsselspielen in dieser Saison.

Bis Weihnachten folgten noch einige starke Auftritte, auch wenn sie nicht immer mit Punkten belohnt wurden. An welche Spiele erinnern Sie sich besonders?
Ungern erinnere ich mich an Berlin. Da hatten wir einen Punkt eigentlich schon sicher und kassierten in der letzten Sekunde noch einen Treffer. Das war sehr ärgerlich. Positiv ist mir das Pokalspiel gegen Kiel im Gedächtnis geblieben, obwohl wir auch knapp verloren haben. Wir waren nah dran, uns fürs Final Four zu qualifizieren.

Überraschend viele Punkte sammelten die Eulen Ludwigshafen, die dem TVB zur EM-Pause mit nur zwei Zählern Rückstand im Nacken saßen. Nach dem schwachen ersten Auftritt im neuen Jahr beim 23:27 in Lemgo lag der TVB nach Pluspunkten auf einem Abstiegsrang, die Kritik am Team und auch am Trainer nahm zu. Wie sehr bangten Sie zu diesem Zeitpunkt erstens um Ihren Job und zweitens um den Ligaverbleib?
Um meinen Job habe ich nicht gezittert, weil ich im ständigen Austausch war mit den Gesellschaftern und wir einen klaren Plan hatten – auch für den Fall, wenn es nicht so laufen würde. Was den Ligaverbleib angeht, wussten wir nach dem Lemgo-Spiel schon, was die Stunde geschlagen hat. Allerdings war die Wintervorbereitung, wie schon die im Sommer, alles andere als optimal. Wir hatten drei Verletzte und fünf Spieler bei der EM. Das war im Vergleich zu den anderen Teams, die mit uns unten drin standen in der Tabelle, ein klarer Nachteil. Wir haben erst zwei Tage vor dem Spiel wieder zusammen trainiert, das hat man deutlich gemerkt. Aber nichtsdestotrotz waren wir in einer sehr schwierigen Situation. Ich glaube, wir können stolz sein, wie wir uns aus dieser befreit haben.

Nachdem sich David Schmidt im folgenden Spiel in Leipzig schwer am Finger verletzte, sorgte der TVB mit der Verpflichtung von Christian Zeitz für Schlagzeilen. Mit ihm holte der TVB aus den folgenden fünf Partien vier Siege und entledigte sich damit nahezu aller Abstiegssorgen. Wie oft haben Sie sich schon selbst gratuliert zu diesem Coup?
(Lacht). Selbst gratuliert habe ich mir natürlich nicht. Es ist jedoch schon so, dass wir uns intensiv Gedanken gemacht haben, ob Christian der Richtige ist. Er ist sicherlich einer, der polarisiert. Als wir ihn zweimal im Training hatten, war aber relativ schnell klar, dass er uns sowohl sportlich helfen kann als auch menschlich gut ins Team passt. Und das hat sich letztlich alles bestätigt.

Der zwölfte Rang ist die beste Bundesliga-Platzierung in fünf Jahren. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Spieler – der neuen und der etablierten?
Über die Saison hinweg war die Entwicklung durchweg positiv. David Schmidt, Patrick Zieker und Jogi Bitter haben sich zu Nationalspielern entwickelt oder feierten, im Fall von Jogi, ein Comeback. Man muss auch beispielsweise Max Häfner nennen, der sich am Anfang schwergetan hat und hinten raus stärker wurde. Sascha Pfattheicher hat sich super entwickelt. Dass sich die Neuen schwertun würden zu Beginn, war klar. Aber sie haben sich alle weiterentwickelt. Ich denke dabei auch an Rudi Faluvégi. Einzig Elvar Asgeirsson hat ein paar Probleme. Doch das liegt einfach daran, dass wir viele Spieler und Alternativen auf dieser Position haben und ihm einfach die Spielzeit fehlt.

In der Hinrunde machte der TVB auch abseits des Spielfelds von sich reden. Gleich zweimal – gegen Lemgo und Kiel – mussten die Fans in der Scharrena wegen eines Feueralarms evakuiert werden. Denken Sie hin und wieder daran?
Nein. Die Stadt Stuttgart hat ja zusammen mit der Feuerwehr das Konzept ein bisschen umgestellt. Und deshalb bin ich mir sicher, dass das nicht mehr passieren wird. Aber es war schon kurios, dass das gleich zweimal innerhalb so kurzer Zeit passiert ist.

In den Fokus geriet der TVB auch bei der Europameisterschaft. Mit Bitter, Zieker und Schmidt stellte der Verein – zusammen mit der MT Melsungen – die meisten deutschen Nationalspieler. Zudem waren Samuel Röthlisberger mit der Schweiz und Zarko Pesevski mit Mazedonien im Einsatz. Wie stolz macht Sie das?
Sehr stolz. Wenn uns vor zehn oder fünfzehn Jahren jemand gesagt hätte, im Jahr 2020 stellt der TVB die meisten deutschen Nationalspieler bei einer EM, hätten uns alle – und wir selbst uns auch – für verrückt erklärt.

Alles in allem war also einiges los in dieser Saison.
Sie war schon extrem ereignisreich. Der Fehlstart, dann hatten wir lange keinen Linkshänder im rechten Rückraum. Und am Ende kam auch noch der Saisonabbruch.

Der TVB scheint längst zu einer guten Adresse geworden zu sein. Mit Markus Baur, Jogi Bitter, Mimi Kraus und Christian Zeitz landeten gleich vier Weltmeister von 2007 in Stuttgart. Das ist rekordverdächtig.
Auch da gilt: Wenn uns 2007 einer prophezeit hätte, dass diese vier einmal den TVB trainieren oder bei ihm spielen würden, hätte das keiner geglaubt. Ich denke, es zeichnet uns aus, dass wir ein professioneller Verein sind, der eine gute Arbeit macht. Bei uns fühlen sich diese Leute wohl. Aber nicht nur die Weltmeister, sondern auch beispielsweise Rudi Faluvégi, der ebenfalls auf hohem Niveau gespielt hat. Oder Zarko Pesevski. Das ist ein Verdienst der Zuschauer, Sponsoren und aller Mitarbeiter, die einen guten Rahmen schaffen.

Sie haben schon mehrfach betont, dass sich der wirtschaftliche Schaden für den TVB Stuttgart in dieser verkürzten Saison in Grenzen halten wird. Wie sehr jedoch beunruhigt Sie die ungewisse Situation, wann und unter welchen Rahmenbedingungen die kommende Spielzeit starten wird?
Das beunruhigt mich schon, weil wir nicht vernünftig und zielgerichtet planen können. Es ist eine Situation, die wir noch nie hatten. Wir haben immer davon gelebt, finanziell solide und vorausschauend zu arbeiten. Ich hoffe einfach, dass es bald eine medizinische Lösung geben wird gegen das Virus. Wir müssen jetzt abwarten, wie die Politik entscheidet. Mir ist natürlich bewusst, dass sie aktuell keine verlässlichen Angaben machen kann, wann und in welcher Weise es weitergeht.

Diesbezüglich dürfte es aber allen Vereinen gleich gehen.
Richtig. Der eine oder andere geht möglicherweise etwas anders mit der Situation um und investiert doch noch in Spieler. Ich gehe allerdings davon aus, dass die meisten das nicht machen werden, weil sie auch nicht wissen, welche Gelder sie zur Verfügung haben werden in der nächsten Saison.

Mit den Kaderplanungen waren Sie früh weit vorangeschritten. Es fehlen noch die Unterschrift von Jogi Bitter und ein zweiter Torhüter. Zu Beginn des Jahres war der iranische Keeper Saeid Heidarirad ein Kandidat. Was ist eigentlich daraus geworden?
Es stimmt, wir hatten Kontakt. Er hat in der Champions-League hervorragende Leistungen gezeigt. Wir waren auch sehr weit in den Verhandlungen. Aber am Ende hat es sich doch zerschlagen, deshalb ist die zweite Torhüterposition noch offen.

Auch über einen weiteren Kreisläufer hatten Sie sich Gedanken gemacht. Hat sich diese Personalie aufgrund des anstehenden Sparkurses mittlerweile erledigt?
Das ist tatsächlich aktuell kein Thema. Wir müssen erst einmal abwarten, welche finanziellen Möglichkeiten wir nächste Saison haben werden. Fynn Nicolaus wird auf jeden Fall intensiver am Trainingsbetrieb teilnehmen. Trotzdem haben wir hier noch eine kleine Lücke im Kader.

Wie geht’s in den kommenden Wochen weiter?
Bis jetzt war die Hauptaufgabe, die laufende Saison abzuwickeln. Wir haben mit Sponsoren, Spielern und Dauerkartenbesitzern gesprochen. Jetzt richten wir langsam den Blick nach vorne, soweit dies möglich ist. Wir beschäftigen uns mit ein paar Szenarien – auch wenn wir wissen, dass wir die meisten wieder verwerfen müssen. Wir sind weiterhin im Austausch mit unseren Sponsoren im Hinblick auf die neue Saison. Wir bereiten außerdem den Dauerkartenverkauf vor und tüfteln ein Konzept aus, das variabel ist und wir entsprechend reagieren können, sollte es doch Geisterspiele geben.

Quelle: ZVW/Thomas Wagner

TVB unterstützt Tafel Waiblingen

Im Rahmen der Sozialinitiative Blaue Brücke unterstützt der TVB Stuttgart die Tafel Waiblingen. In der aktuell schwierigen Zeit verzichten die Initiative Share & Play und Gründer Carlos Prieto auf die finanzielle Unterstützung des Handball-Bundesligisten, um dort helfen, wo derzeit Unterstützung akut gebraucht und die Grundversorgung der Menschen aus der Region gesichert wird. Das Projekt von Share & Play muss aufgrund der Gesundheitskrise an der Schule Stuttgart-Ostheim pausieren. Somit konnte der volle Umfang der Spende, die sich aus 1% des Gehalts der Spieler und Mitarbeitern des TVB zusammensetzt, für die Tafel Waiblingen eingesetzt werden. Neben der Spende verschiedener Lebensmittel und Hygieneartikel half der TVB den Verantwortlichen der Tafel beim Ausgeben der Produkte. Aufgrund der strengen Schutzvorschriften musste die Tafel aus ihren eigentlichen Räumlichkeiten in die Waiblinger Stauferturnhalle ausweichen. Unter Beachtung dieser strengen Schutzvorschriften wurde dafür in der Stauferturnhalle ein provisorischer Verkaufsraum errichtet, sodass auch weiterhin die tägliche Versorgung aller bedürftigen Menschen in Waiblingen gesichert ist.

Hoffen auf September, notfalls mit Geisterspielen

Handball-Bundesligist TVB Stuttgart wird die abgebrochene Saison 2019/20 ohne finanzielle Probleme beenden. Bei einer Video-Pressekonferenz am Mittwoch konnte Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt zur kommenden Spielzeit jedoch wenig sagen. Der Kader steht, offen seien nur die beiden Torhüterpositionen. Schweikardt aber ist zuversichtlich, das Problem zu lösen. „Wir hoffen alle, dass es im September weitergeht.“ Egal wie, auch mit reduzierter Zuschauerzahl oder sogar Geisterspielen.

Im Augenblick aber wären Spiele ohne Zuschauer „ein finanzielles Horrorszenario“ gewesen. „Die Spieler beziehen Kurzarbeitergeld“, das dann weggefallen wäre. Der TVB hätte normales Gehalt zahlen müssen, gleichzeitig wären hohe Kosten (Hallenmiete, ständige Corona-Tests) auf ihn zugekommen, ohne selbst Einnahmen erzielen zu können.

Wie hoch die finanzielle Lücke für die aktuelle Saison ist (bei einem Etat von 4,5 Millionen Euro), könne er jetzt noch nicht beziffern. Andere Vereine hatten bereits von 30 bis 40 Prozent gesprochen. Schweikardt: „Das versuchen wir zu verhindern.“

Ob das gelingt, hänge auch davon ab, wie die Sponsoren reagieren. Bisher aber hätten die meisten signalisiert, auf Regressforderungen zu verzichten. „Deshalb können wir sagen, dass wir finanziell gut über diese Saison kommen werden.“

Sportlich ist der Trainer Schweikardt mit der Saison sehr zufrieden. Platz zwölf ist das bisher beste Erstliga-Ergebnis des TVB. Die Vorrunde sei zwar wegen des Umbruchs schwierig gewesen, „aber die Mannschaft hat sich super entwickelt. Wir hatten noch viel vor.“

Wie das für die kommende Spielzeit aussieht, lasse sich nicht sagen. Im Sponsorenbereich sei die Hälfte der Verträge bereits vor der Corona-Krise unter Dach und Fach gewesen. Die weiteren Verhandlungen würden nun sicher schwieriger werden. Zwar hätten zwei Sponsoren gesagt: „Auch wenn ihr nächstes Jahr kein Spiel macht, wir unterstützen euch weiter“, aber das seien Ausnahmen. Die meisten, so Schweikardt, sagen: „Wenn’s irgendwie möglich ist, machen wir weiter.“

Der Etat wird geringer, kann der TVB Jogi Bitter halten? Klar sei: Der Etat werde niedriger werden. Klar sei ebenfalls: „Wenn wir signifikante Rückgänge bei den Einnehmen haben, dann bleibt uns gar nichts anderes übrig, als mit den Spielern nochmals zu sprechen.“ Jetzt schon im Gespräch ist Schweikardt mit Torwart Jogi Bitter. Sein Bleiben steht noch nicht fest. Kann es womöglich sogar zu einer Trennung aus finanziellen Gründen kommen?

Schweikardt: „Wenn das Risiko finanziell zu groß wäre, müssten wir selbst so einen Schritt gehen“, sagt Schweikardt. „Aber Jogi ist ein sehr vernünftiger Mensch, er kann die Situation gut einschätzen. Wir sind schon nah beieinander und ich glaube nicht, dass es zu einer Trennung kommt.“ Schweikardt geht generell optimistisch an die Zukunftsplanung heran: So hat der TVB sein Trainingslager in Österreich noch nicht abgeschrieben, die Saisonvorbereitung werde womöglich – weil die Pause jetzt sehr lang ist – früher beginnen.

„Wir alle sagen, wir wollen im September wieder starten“, sagt Schweikardt. Schon um als Sportart präsent zu sein. Die Spieler müssten überdies wieder Wettkämpfe bestreiten. Dabei sei es auch zweitrangig, ob mit Zuschauern, einer begrenzten Anzahl oder sogar ohne Zuschauer. „Geisterspiele sind nicht auszuschließen.“

Um aber dazu jetzt schon ein Konzept auszuarbeiten, fehlten belastbare Zahlen. Ob Geisterspiele dann womöglich in der Bittenfelder Gemeindehalle stattfinden? „Das könnte man prüfen“, sagt Schweikardt. Doch er glaube schon wegen der schlechten Bedingungen für die TV-Teams nicht daran. Außerdem. „Die Stadt Stuttgart ist unser erster Ansprechpartner.“

In Kontakt treten wird der TVB auch mit den Fans, jenen mit einer Dauerkarte. Denen gehen drei Heimspiele von insgesamt 17 verloren. Auch wenn manche sich schon gemeldet und ihren Verzicht auf Rückzahlungen signalisiert hätten, bekommen alle Dauerkarteninhaber in den nächsten Tagen Post, damit sie Forderungen geltend machen können. Schweikardt: „Wenn jemand auf die Rückzahlung verzichtet, freut uns das und das hilft uns in dieser schwierigen Zeit. Uns ist es aber ganz wichtig zu sagen, dass wir das nicht erwarten. Uns ist absolut bewusst, dass nicht nur der TVB schwierige Zeiten erlebt.“

Kann es einmal wieder Handball wie vor der Krise geben? Wann und wie die Saison 2020/21 beginnt, ist derzeit völlig offen. Und womöglich sogar, ob es überhaupt einmal wieder normalen Sport wie vor der Krise gibt. Jürgen Schweikardt hat diese Hoffnung. „Ich hoffe, dass es irgendwann mal ein Medikament und einen Impfstoff gibt und dass wir dieses Thema komplett überwinden.“

Veränderungen werde es bestimmt geben, nicht nur im Etat mancher Bundesligisten. „Ich hoffe aber schon, dass wir wieder diese Hexenkessel-Atmosphäre in den Arenen erleben dürfen, die uns allen so viel Spaß macht.“

Gemeinschaftliches Feiern wie auf dem Wasen oder bei großen Sportevents gebe es seit Hunderten von Jahren. „Das gehört zur menschlichen DNA“, sagt Schweikardt. „Deshalb glaube ich fest daran, dass wir wieder dazu zurückfinden werden.“

Seine eigenen Erfahrungen mit dem Virus beschreibt der TVB-Stratege demütig: „Ich habe einen Job, der mich vereinnahmt, meine Familie ist gesund, ich habe einen Garten, in dem ich was tun kann. Mir geht’s gut. Es gibt andere, denen es schlechter geht. Deshalb möchte ich mich auch keine Sekunde lang beklagen.“

Quelle: Gisbert Niederführ / ZVW