Hoffen auf September, notfalls mit Geisterspielen

Handball-Bundesligist TVB Stuttgart wird die abgebrochene Saison 2019/20 ohne finanzielle Probleme beenden. Bei einer Video-Pressekonferenz am Mittwoch konnte Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt zur kommenden Spielzeit jedoch wenig sagen. Der Kader steht, offen seien nur die beiden Torhüterpositionen. Schweikardt aber ist zuversichtlich, das Problem zu lösen. „Wir hoffen alle, dass es im September weitergeht.“ Egal wie, auch mit reduzierter Zuschauerzahl oder sogar Geisterspielen.

Im Augenblick aber wären Spiele ohne Zuschauer „ein finanzielles Horrorszenario“ gewesen. „Die Spieler beziehen Kurzarbeitergeld“, das dann weggefallen wäre. Der TVB hätte normales Gehalt zahlen müssen, gleichzeitig wären hohe Kosten (Hallenmiete, ständige Corona-Tests) auf ihn zugekommen, ohne selbst Einnahmen erzielen zu können.

Wie hoch die finanzielle Lücke für die aktuelle Saison ist (bei einem Etat von 4,5 Millionen Euro), könne er jetzt noch nicht beziffern. Andere Vereine hatten bereits von 30 bis 40 Prozent gesprochen. Schweikardt: „Das versuchen wir zu verhindern.“

Ob das gelingt, hänge auch davon ab, wie die Sponsoren reagieren. Bisher aber hätten die meisten signalisiert, auf Regressforderungen zu verzichten. „Deshalb können wir sagen, dass wir finanziell gut über diese Saison kommen werden.“

Sportlich ist der Trainer Schweikardt mit der Saison sehr zufrieden. Platz zwölf ist das bisher beste Erstliga-Ergebnis des TVB. Die Vorrunde sei zwar wegen des Umbruchs schwierig gewesen, „aber die Mannschaft hat sich super entwickelt. Wir hatten noch viel vor.“

Wie das für die kommende Spielzeit aussieht, lasse sich nicht sagen. Im Sponsorenbereich sei die Hälfte der Verträge bereits vor der Corona-Krise unter Dach und Fach gewesen. Die weiteren Verhandlungen würden nun sicher schwieriger werden. Zwar hätten zwei Sponsoren gesagt: „Auch wenn ihr nächstes Jahr kein Spiel macht, wir unterstützen euch weiter“, aber das seien Ausnahmen. Die meisten, so Schweikardt, sagen: „Wenn’s irgendwie möglich ist, machen wir weiter.“

Der Etat wird geringer, kann der TVB Jogi Bitter halten? Klar sei: Der Etat werde niedriger werden. Klar sei ebenfalls: „Wenn wir signifikante Rückgänge bei den Einnehmen haben, dann bleibt uns gar nichts anderes übrig, als mit den Spielern nochmals zu sprechen.“ Jetzt schon im Gespräch ist Schweikardt mit Torwart Jogi Bitter. Sein Bleiben steht noch nicht fest. Kann es womöglich sogar zu einer Trennung aus finanziellen Gründen kommen?

Schweikardt: „Wenn das Risiko finanziell zu groß wäre, müssten wir selbst so einen Schritt gehen“, sagt Schweikardt. „Aber Jogi ist ein sehr vernünftiger Mensch, er kann die Situation gut einschätzen. Wir sind schon nah beieinander und ich glaube nicht, dass es zu einer Trennung kommt.“ Schweikardt geht generell optimistisch an die Zukunftsplanung heran: So hat der TVB sein Trainingslager in Österreich noch nicht abgeschrieben, die Saisonvorbereitung werde womöglich – weil die Pause jetzt sehr lang ist – früher beginnen.

„Wir alle sagen, wir wollen im September wieder starten“, sagt Schweikardt. Schon um als Sportart präsent zu sein. Die Spieler müssten überdies wieder Wettkämpfe bestreiten. Dabei sei es auch zweitrangig, ob mit Zuschauern, einer begrenzten Anzahl oder sogar ohne Zuschauer. „Geisterspiele sind nicht auszuschließen.“

Um aber dazu jetzt schon ein Konzept auszuarbeiten, fehlten belastbare Zahlen. Ob Geisterspiele dann womöglich in der Bittenfelder Gemeindehalle stattfinden? „Das könnte man prüfen“, sagt Schweikardt. Doch er glaube schon wegen der schlechten Bedingungen für die TV-Teams nicht daran. Außerdem. „Die Stadt Stuttgart ist unser erster Ansprechpartner.“

In Kontakt treten wird der TVB auch mit den Fans, jenen mit einer Dauerkarte. Denen gehen drei Heimspiele von insgesamt 17 verloren. Auch wenn manche sich schon gemeldet und ihren Verzicht auf Rückzahlungen signalisiert hätten, bekommen alle Dauerkarteninhaber in den nächsten Tagen Post, damit sie Forderungen geltend machen können. Schweikardt: „Wenn jemand auf die Rückzahlung verzichtet, freut uns das und das hilft uns in dieser schwierigen Zeit. Uns ist es aber ganz wichtig zu sagen, dass wir das nicht erwarten. Uns ist absolut bewusst, dass nicht nur der TVB schwierige Zeiten erlebt.“

Kann es einmal wieder Handball wie vor der Krise geben? Wann und wie die Saison 2020/21 beginnt, ist derzeit völlig offen. Und womöglich sogar, ob es überhaupt einmal wieder normalen Sport wie vor der Krise gibt. Jürgen Schweikardt hat diese Hoffnung. „Ich hoffe, dass es irgendwann mal ein Medikament und einen Impfstoff gibt und dass wir dieses Thema komplett überwinden.“

Veränderungen werde es bestimmt geben, nicht nur im Etat mancher Bundesligisten. „Ich hoffe aber schon, dass wir wieder diese Hexenkessel-Atmosphäre in den Arenen erleben dürfen, die uns allen so viel Spaß macht.“

Gemeinschaftliches Feiern wie auf dem Wasen oder bei großen Sportevents gebe es seit Hunderten von Jahren. „Das gehört zur menschlichen DNA“, sagt Schweikardt. „Deshalb glaube ich fest daran, dass wir wieder dazu zurückfinden werden.“

Seine eigenen Erfahrungen mit dem Virus beschreibt der TVB-Stratege demütig: „Ich habe einen Job, der mich vereinnahmt, meine Familie ist gesund, ich habe einen Garten, in dem ich was tun kann. Mir geht’s gut. Es gibt andere, denen es schlechter geht. Deshalb möchte ich mich auch keine Sekunde lang beklagen.“

Quelle: Gisbert Niederführ / ZVW

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