Weiß und Bitter führen TVB zum Sieg

Im finalen Spiel des Jahres sind 6211 Fans in der ausverkauften Porsche-Arena bestens unterhalten worden: Der Erstligist TVB 1898 Stuttgart bezwang den VfL Gummersbach mit 31:30 (14:10). Sieggaranten waren der zehnfache Torschütze Dominik Weiß und Keeper Jogi Bitter. Der TVB nimmt nun neun Punkte Polster auf die Abstiegsränge mit in die WM-Pause.

Die Erleichterung war riesig, nachdem der TVB den so wichtigen Sieg und damit 15 Punkte eingetütet hatte. Der Erfolg indes hing am seidenen Faden – und das Team von Trainer Jürgen Schweikardt hätte sich in den Hintern beißen müssen, wenn es am Ende ohne die beiden Zähler dagestanden wäre. Der TVB war die eindeutig bessere Mannschaft, brachte sich jedoch nach einer Fünf-Tore-Führung selbst in die Bredouille. Den zwischenzeitlichen 17:20-Rückstand bog er mit einer Energieleistung und unter erschwerten Bedingungen wieder um.
Mit drei technischen Fehlern von Dominik Weiß und dem 0:2-Rückstand startete der TVB denkbar schlecht in die Partie. Dass ausgerechnet der „Lange“ zum entscheidenden Mann des Nachmittags avancieren würde, ahnte da noch keiner. Zweimal Weiß und Bobby Schagen per Siebenmeter drehten die Partie zum 3:2 (7.).

So richtig flutschen indes wollte es nicht. Nach zehn Minuten erwischte Tobias Schimmelbauer den Gummersbacher Ivan Martinovic unglücklich, der Rückraumspieler schied mit Verdacht auf Gehirnerschütterung aus. Für das ziemlich träge Spiel des Altmeisters war dies nicht eben förderlich. Der TVB hatte wenig Probleme mit den behäbig vorgetragenen Angriffen des VfL, und die Würfe der Gäste waren meist Beute des starken Jogi Bitter. Am Ende hatte der Torhüter 19 Paraden auf dem Zettel, seine Kollegen Carsten Lichtlein und Matthias Puhle übertraf er dabei um Längen. Der TVB machte jedoch viel zu wenig aus seiner spielerischen Überlegenheit, Weiß spielte mehr oder weniger den Alleinunterhalter. Das Heimteam hatte freilich alles im Griff, Michael Schweikardt traf per Konter zum 8:4 (16.). Zwischen vier und zwei Toren pendelte das Ergebnis bis zur hochverdienten 14:10-Pausenführung.
Nach Weiß’ siebtem Treffer zum 15:10 bereiteten sich die Fans auf einem geruhsamen Abend vor – und trauten in den nächsten 15 Minuten ihren Augen nicht. Der TVB stand plötzlich komplett neben sich, versemmelte beste Chancen und bekam die Defensive nicht mehr dicht gegen die jetzt variableren Gummersbacher. Schließlich kam auch noch Pech hinzu: Schweikardt scheiterte bei der 15:13-Führung per Siebenmeter an Puhle, traf den Keeper dabei am Kopf und sah zu allem Überfluss noch die Rote Karte. Max Häfner war damit nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Michael Kraus und Lukas von Deschwanden der einzig verbliebene Spielmacher. Der 23-Jährige machte seine Sache gut, dennoch kam Gummersbach zurück ins Spiel – und wie: Der starke Linksaußen Marvin Sommer vollendete den 10:3-Lauf des VfL zur 20:17-Führung (44.). Die Gäste hatten nun alle Trümpfe in der Hand, doch der TVB meldete sich stark zurück. Bitter entnervte, nach einer schwächeren Phase, die VfL-Werfer wieder reihenweise. Die Abwehr kämpfte verbissen. David Schmidt gelang der 23:23-Ausgleich (49.), Schagen traf zum 24:23 und 25:24 (51.).

Die Schlussphase war nichts für schwache Nerven. Mehrmals legte der TVB zwei Tore vor, aber Gummersbach schlug zurück. Auch nach Robert Markotics Treffer zum 31:29 siebzig Sekunden vor dem Ende war das Ding nicht durch. Die letzten 15 Sekunden überstand der TVB, bei offener Deckung des VfL, schadlos und zitterte den 31:20-Sieg ins Ziel.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Die Stimmen zum Spiel TVB – VfL

Jürgen Schweikardt: Es war ein sehr nervenaufreibendes Spiel. In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut verteidigt und dazu einen starken Jogi Bitter im Tor. Weil wir eigentlich höher hätten führen müssen, sind wir tatsächlich unzufrieden in die Kabine gegangen. Wir haben sehr viele Chancen im Tempospiel nicht genutzt und im stehenden Angriff haben wir viel zu statisch agiert. Letztlich war es Dominik Weiß individuelle Klasse, auf Grund der wir mit 14:10 in die Halbzeitpause gehen. Zunächst sind wir danach auch wieder gut gestartet, haben dann aber zu viele kleine Fehler gemacht. Dass Gummersbach dann einen 10:2-Lauf hinlegt, mit drei Toren führt und eigentlich das Spiel in die Hand nehmen kann, darf uns nicht passieren. Nach dieser Phase hatten wir zudem nicht mehr viele Wechseloptionen. Die Spieler, die dann aber auf der Platte waren, haben Moral bewiesen und letztlich haben wir das Spiel auch verdient gewonnen. Mit insgesamt 15 Punkten zum Jahreswechsel können wir sehr zufrieden sein.

Denis Bahtijarevic: Es waren zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten Hälfte hatten wir viele technische Fehler und wir hatten große Probleme mit Bitter. Am Ende waren vier Tore Rückstand zur Halbzeitpause ein gutes Resultat für uns, wenn man unserer Fehler betrachtet. Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit meiner Mannschaft gesagt, dass sie mit mehr Selbstvertrauen auftreten müssen und in der Abwehr früher auf Weiß rausgehen müssen. Wir waren in der ersten Hälfte viel zu passiv gegen ihn. Das haben wir dann viel besser gemacht und sind auch mit mehr Mut aufgetreten. Dann haben wir die Chance gehabt das Spiel in die Hand zu nehmen. Leider haben wir dann in der Abwehr zu viele individuelle Fehler gemacht. Das war am Ende aus meiner Sicht das Entscheidende am Ende.

Robert Markotić: Zuerst und vor allem möchte ich unseren Fans danken. Ich wünsche allen noch frohe Weihnachten und ein frohes neues Jahr! Es liegt eine sehr harte Hinrunde hinter uns. Wir spielen in der stärksten Liga der Welt und bis jetzt haben wir insgesamt 15 Punkte gesammelt. Meiner Meinung nach hätten wir sogar noch bis zu vier Punkte mehr mitnehmen können. Trotzdem stehen wir bisher sehr gut da. Ich wünsche mir für das nächste Jahr, dass unsere Fans uns weiterhin so gut unterstützen und wir noch einige Punkte sammeln können.

David Schmidt: Wir sind sehr froh, dass sich das Jahr nun zu Ende neigt und wir jetzt erstmal eine kleine Pause haben, da die Saison bis hierher sehr anstrengend war. Insgesamt haben wir viele gute Spiele bestritten und auch einige Big Points gesammelt. Leider haben wir aber auch gegen direkte Konkurrenten Punkte liegen lassen. Heute war es einfach nur sehr wichtig, dass wir die beiden Punkte gewinnen konnten und jetzt mit einem guten Gefühl in die WM-Pause gehen.

TVB Stuttgart beschenkt Fans mit Heimsieg zu Weihnachten

Dem TVB Stuttgart gelingt im letzten Spiel des Jahres 2018 ein wichtiger 31:30-Erfolg gegen den VfL Gummersbach. Mit nunmehr 15 Punkten geht der TVB gestärkt in die Winterpause.

In der mit 6.211 Zuschauer ausverkauften Porsche-Arena überzeugten die Wild Boys in einer spannenden Partie mit viel Einsatz und einer konzentrierten Leistung. Zwar gehörte das erste Tor des Abends dem VfL Gummersbach, die Mannschaft um Trainer Jürgen Schweikardt fand jedoch sofort die passende Antwort und übernahm durch den starken Dominik Weiss nach vier Minuten die Führung und befand sich während der gesamten restlichen Halbzeit nicht mehr in Rückstand. Auch Torhüter Johannes Bitter erwischte einen Sahnetag und hielt den TVB Stuttgart durch seine Paraden immer wieder in Front. Bitter konnte einige Tempogegenstöße für seine Mannschaft einleiten, die wiederum zu Toren führten. So traf etwa Manuel Späth nach einer großartigen Parade von Jogi Bitter in der 14. Minute von der Mittellinie in das leere Tor des VfL Gummersbach, der sein Überzahlspiel nicht effektiv nutzen konnte. Nur wenig später traf Dominik Weiss zum zwischenzeitlichen 7:4, nachdem sein Torhüter erneut parieren konnte. Dem VfL Gummersbach gelang nach 23 Minuten ein kurzes Aufbäumen, als er auf 10:8 an den TVB rankam. Doch die Wild Boys fanden die perfekte Antwort und gingen mit einer überzeugenden 14:10- Führung in die Halbzeitpause.

Die zweite Hälfte des Spiels begann für den TVB problematisch. Bei seinem 7-Meter traf Michael Schweikardt den Torhüter der Gäste, Matthias Puhle, unglücklich am Kopf. Das Schiedsrichtergespann um Marcus Hurst und Mirko Krag entschied auf Rot für den 35-Jährigen. Ab da kippte das Spiel und Gummersbach übernahm nach 39 Minuten mit 18:17 die Führung. Es entwickelte sich ein echter Thriller in der Porsche-Arena, denn Gummersbach konnte wenig später auf 20:17 erhöhen. Der TVB Stuttgart nahm den Kampf aber an und bot trotz des Rückschlags eine kämpferische Leistung zum Jahresabschluss. Die Spieler lieferten sich einen hitzigen Schlagabtausch auf der Platte. Bobby Schagens Tor zum 18:20 in der 44. Minute und Jogi Bitters parierter 7-Meter leiteten die Wende im Spiel ein. Der TVB Stuttgart kam auf 20:21 an die Gäste ran. David Schmidt traf nach 47 Minuten mit einem starken Wurf aus dem Rückraum. Eine kurze Schrecksekunde kehrte ein, als Dominik Weiss nach seinem neunten Treffer des Abends in der 48. Minute am Boden liegen blieb. Nach einer kurzen Behandlungspause ging es für Weiss aber weiter. In der 49. Minute traf David Schmidt dann für die Gastgeber zum erlösenden 23:23. Wenig später netzte Bobby Schagen nach einer Parade von Jogi Bitter zum 24:23 für die Wild Boys ein. In der 52. Minute erzielte Dominik Weiss das 26:24 und verschaffte seinem Team damit wieder Sicherheit im Spiel. Zwei Minuen vor Ende der Begegnung führte der TVB Stuttgart mit 30:29. Am Ende zeigten die Wild Boys die nötige Moral und gewannen das Weihnachtsspiel gegen den VfL Gummersbach mit 31:30.

Die Handball-Bundesliga geht bis Februar in die Winterpause. Das nächste Spiel des TVB findet am 07.02.2019 in Hannover statt, das erste Heimspiel bestreiten die Wild Boys dann eine Woche später, am 14.02.2019, gegen den TBV Lemgo.

Der TVB Stuttgart wünscht der Deutschen Nationalmannschaft viel Erfolg bei der WM 2019.

Alle Kräfte mobilisieren

Zweifelsfrei wäre es fahrlässig, im Erfolgsfall an Silvester bereits die Sektkorken zum Ligaverbleib knallen zu lassen. Andererseits gingen die Bittenfelder, wenn alles normal läuft am finalen Spieltag und sich Göppingen nicht ein zweites Mal von Bietigheim überraschen lässt, mit neun Punkten Polster auf die Abstiegsränge in die WM-Pause.

Das bedeutete, mit drei weiteren Siegen aus den verbleibenden 15 Partien in der Rückrunde wäre der TVB wohl auf der sicheren Seite. Auf dem Papier stehen die Chancen auf den fünften Heimerfolg in dieser Saison am Mittwoch nicht so schlecht. Dem VfL Gummersbach steht bei nur zwei Punkten Abstand zum ersten Abstiegsrang das Wasser bis zum Hals. Doch der TVB muss auf der Hut sein – nicht nur, weil er erneut auf wichtige Spieler verzichten muss. Tobias Schimmelbauer hat seine Magen-Darm-Probleme zwar überwunden und wird ebenso in den Kader zurückkehren wie der Kreisläufer Simon Baumgarten (Sprunggelenkverletzung). Lukas von Deschwanden indes muss aufgrund seiner anhaltenden Nackenschmerzen erneut passen. Eher unwahrscheinlich dürfte der Einsatz von Michael Kraus sein, der sein Comeback nach dem Handbruch eigentlich fürs Weihnachtsspiel in Aussicht gestellt hatte. So ganz hat der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt seinen Spielmacher noch nicht aufgegeben. Schließlich ist Kraus stets für eine Überraschung gut.

Jürgen Schweikardt ist um jeden Spieler froh, denn der Kräfteverschleiß der anstrengenden Hinrunde ist seiner Mannschaft – wie den anderen Teams allerdings auch – deutlich anzumerken. „Es wird höchste Zeit, dass wir regenerieren können“, sagt der Trainer. „Man hat schon gesehen, dass unsere Spielerdecke nicht allzu dick ist.“ Reich gesegnet an Spielern ist auch der VfL Gummersbach nicht, die Sorgen indes sind deutlich größer als die der Bittenfelder. Nach zwei Zitter-Spielzeiten hat der Altmeister, immerhin Gründungsmitglied der Bundesliga, schon wieder erhebliche Probleme. Nur viermal hat der VfL in 18 Spielen das Spielfeld als Gewinner verlassen, den ersten Erfolg gab’s ausgerechnet am vierten Spieltag beim 31:28 gegen den TVB. Mit dem jüngsten Erfolg, dem 27:26 in Ludwigshafen, hielt sich das Team von Trainer Dennis Bahtijarevic immerhin einen Abstiegskonkurrenten vom Hals und trat im folgenden Spiel gegen Melsungen gleich selbstbewusster auf. Nach dem 16:16-Gleichstand machte der Gegner mit einem 7:0-Lauf alles klar und siegte mit 28:23. Jürgen Schweikardt warnt vor dem Gegner. „Gummersbach hat Qualität, es hat sie aber noch nicht so oft aufs Spielfeld gebracht.“

Besonders gut in Form zeigte sich zuletzt der rechte Rückraumspieler Ivan Martinovic, der gegen Melsungen zehn Tore erzielte. Der iranische Spielmacher Pouya Norouzi ist für Schweikardt „individuell einer der besten Spieler der Liga“. Und mit Carsten Lichtlein habe der VfL einen erfahrenen Torhüter, der den entscheidenden Unterschied ausmachen könne. Schweikardt sieht sein Team in einer ähnlichen Ausgangsposition wie vor dem Derby gegen Bietigheim. „Die Bedeutung brauchen wir nicht kleinzureden“, sagt er. „Wir müssen uns aber in erster Linie auf unsere Aufgaben konzentrieren.“ Über eine stabile Deckung und mit einem guten Torhüter im Rücken will der TVB mit Tempohandball zum Erfolg kommen. An Selbstbewusstsein dürfte es dem TVB nach den jüngsten Auftritten gegen Bietigheim und die Rhein-Neckar Löwen nicht mangeln. „Wir wissen schon, was wir können“, sagt Schweikardt.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Ein Lob von Heiner Brand

Es gibt Niederlagen, die nicht ganz so sehr schmerzen. Wie jene des Handball-ErstligistenTVB Stuttgart bei den Rhein-Neckar Löwen. Der Favorit mühte sich zum 34:29-Sieg, und das Lob für den Unterlegenen kam von höchster Stelle. „Der TVB ist eine Mannschaft, auf die man achten muss“, sagte Heiner Brand, Trainer des Weltmeisterteams von 2007, nach dem Spiel.

Wenig Zweifel hatte es vor dem Duell Baden gegen Württemberg gegeben, in welche Richtung es laufen würde. Der mit Weltklassespielern gespickte Kader der Rhein-Neckar Löwen war vollständig. Der TVB 1898 Stuttgart kam, wie es dessen Trainer Jürgen Schweikardt ausdrückte, „auf der letzten Rille daher“. Ohne Michael Kraus (Hand-Operation), Lukas von Deschwanden (Nackenprobleme), Tobias Schimmelbauer (Magen-Darm-Erkrankung) und Simon Baumgarten (Sprunggelenkverletzung) musste sich der TVB der Wucht der Löwen entgegenstemmen.

Und der Wut nach dem unglücklichen Aus im DHB-Pokal-Viertelfinale zwei Tage zuvor bei den Füchsen Berlin. „Auch mit komplettem Kader dürfte Stuttgart für die Löwen kein Stolperstein werden“, sagte der Sky-Experte Heiner Brand vor der Partie. Das war der TVB letztlich auch nicht, aber zumindest eine hohe Hürde. Der mutige Auftritt des Underdogs nötigte dem Ex-Bundestrainer hernach jedenfalls Respekt ab. „Was die gespielt haben, war keine wilde Sau“, sagte er.

Und das, obwohl der TVB aufgrund der Personalnot etliche Umstellungen vornehmen musste. So rückte der junge Max Häfner auf die Spielmacher-Position, der Routinier Michael Schweikardt durfte zunächst ein paar Kräfte schonen auf Linksaußen. „Es war klar, dass viele Spieler eine hohe Belastung haben würden“, sagte Jürgen Schweikardt. „Das mussten wir steuern.“ Außerdem habe Häfner gut trainiert. „Wir wollten ihm die Chance geben, über die Mitte ins Spiel zu kommen.“

Im Angriff machte der 23-Jährige seine Sache sehr gut (Brand: „Er hat ein gutes Handgelenk“), in der Deckung allerdings hatte er ein paar Probleme. Was nicht verwunderlich war, schließlich stand ihm mit Alexander Petersson einer des Besten seines Fachs gegenüber. Der schwedische Nationalspieler war in den ersten 30 Minuten der beste Löwe – wobei der TVB hier die Chance verpasste, vielleicht sogar mit einer Führung in die Pause zu gehen.

Dass der Drei-Tore-Rückstand nach der Halbzeit zwischenzeitlich auf fünf anwuchs, lag nicht am Wechsel auf der Torhüterposition. Jogi Bitter hatte muskuläre Probleme mit dem Oberschenkel, sicherheitshalber rückte Jonas Maier ins Tor. Und der Ex-Löwe zeigte ein klasse Leistung.

„Am Ende fehlten ein paar Prozent und auch die Alternativen von der Bank“, so Schweikardt. Und das Glück mit dem einen oder anderen Pfiff der Schiedsrichter. Fragwürdig beispielsweise war für den Trainer die Zeitstrafe gegen Max Oehler. Der Youngster musste zehn Minuten vor dem Ende – beim Spielstand von 28:25 – nach einem Zweikampf mit dem Löwen-Kreisläufer Jannik Kohlbacher vom Spielfeld.

„Ich denke, ein Siebemeter wäre genug gewesen. Es war ein Phase, in der wir die Löwen vielleicht hätten knacken können.“ Ob’s tatsächlich zu einer Sensation gereicht hätte, sei dahingestellt. „Wir hätten aber bis zum Schluss dranbleiben können.“

Auch wenn sein Team die Verunsicherung der Löwen „vielleicht einen Tick besser“ hätte ausnützen können: Schweikardt war zufrieden mit der Darbietung seines Teams. Das habe gegen Bietigheim und die Löwen zwei gute Spiele gemacht. „Jetzt gilt es, Kräfte zu sammeln bis zum wichtigen Spiel am Mittwoch gegen Gummersbach.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Starker Auftritt des TVB trotz Niederlage

Handball, 1. Bundesliga, Männer: Rhein-Neckar Löwen – TVB 1898 Stuttgart 34:29 (17:14)

Außer auf Michael Kraus und Lukas von Deschwanden musste der TVB auch kurzfristig auf den erkrankten Tobias Schimmelbauer verzichten. Der angeschlagene Simon Baumgarten setzte sich nur für den Notfall auf die Bank. Eingreifen musste der Kapitän nicht, seine Mannschaftskollegen zeigten auch ohne ihn eine beeindruckende Leistung und brachten die hochfavorisierten Löwen gewaltig ins Schwitzen.

Der Gästetrainer Jürgen Schweikardt hatte sein Team glänzend eingestellt, erst sieben Minuten vor Schluss durften sich die Löwen der beiden Punkte sicher sein. Zuvor hatte sich der TVB nicht abschütteln lassen und die Mannschaft von Trainer Nicolaj Jacobsen wiederholt schlecht aussehen lassen.

Der TVB startete mit Max Häfner auf der Spielmacher-Position und Michael Schweikardt auf Linksaußen. Ein Schachzug, mit dem die Löwen wohl nicht gerechnet hatten. Die Bittenfelder spielten von Beginn an frech auf, der Torhüter Johannes Bitter klaute dem Heimteam gleich drei Würfe. Die Defensive stand kompakt, nach sieben Minuten führte der TVB überraschend mit 3:1. Sehr variabel agierte er im Angriff, vor allem das Kreisspiel über Dominik Weiß und Manuel Späth funktionierte sehr gut.

Dann nutzte der Favorit ein paar leichte Fehler des TVB und holte sich beim 6:5 durch Patrick Groetzki die erste Führung (13.). Fortan war das baden-württembergische Derby überraschenderweise ausgeglichen, auch wenn die Löwen meist ein Tor vorlegten. Die Antwort des TVB folgte umgehend. Auch durch den ersten Zwei-Tore-Rückstand beim 11:9 (20.) ließen sich die Gäste nicht aus dem Konzept bringen.

Manuel Späth, mit neun Treffern der erfolgreichste Spieler der Partie, traf zum 13:14-Anschluss (25.) ins verwaiste Tor der Mannheimer. In den letzten fünf Minuten vergab der TVB eine bessere Ausgangsposition für den zweiten Spielabschnitt. Die Löwen bestraften vier Fehlwürfe und einen Fehlpass des TVB und gingen mit der 17:14-Führung in die Pause. Sie profitierten dabei auch von ihrem Torhüter Andreas Palicka, der längst auf Bitters Niveau war.

Nach der Halbzeit sah es kurz danach aus, also ob die Löwen die Partie in den Griff bekommen würden. Gudjon Valur Sigurdsson versenkte den Ball zum 21:16 (36.), doch der TVB blieb weiterhin ein unangenehmer Gegner.

Großen Anteil daran, dass sich die Gäste wieder heranpirschten, hatte der für Bitter eingewechselte Jonas Maier. Der Keeper hielte gleich ein halbes Dutzend schwierige Bälle. Auf mehr als vier Tore enteilte der Gastgeber bis zur 43. Minute nicht. Still wurde es in der Arena, nachdem Späth zum 25:26 verkürzt hatte (47.). In der Schlussphase entschied letztlich die individuelle Klasse der Löwen die Partie. Mikael Appelgren war gleich mehrfach auf dem Posten, zudem spielten dem Favoriten die Zeitstrafen gegen den TVB in die Karten.

Nach dem Treffer von Mads Mensah Larsen ins leere TVB-Gehäuse zum 31:26 durften die Fans des Pokalsiegers sieben Minuten vor dem Ende durchschnaufen. Am Ende setzte sich der Tabellendritte mit 34:29 durch. Dass er für die beiden Punkte hart arbeiten musste, darf der TVB als Kompliment ansehen.

 

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren; Palicka; Schmid (4), Lipovina (3), Sigurdsson (6/1), Radivojevic, Tollbring, Abutovic, Larsen (1), Fäth, Groetzki (3), Taleski (1), Guardiola (1), Petersson (6), Nielsen (2), Kohlbacher (7).

TVB 1898 Stuttgart: Bitter, Maier; Häfner (3), Weiß (6), Schagen (3/3), Schweikardt (2), Späth (9), Markotic (1), Röthlisberger (1), Pfattheicher, Oehler (1), Schmidt (3).

Ungleiches Duell gegen die Rhein-Neckar Löwen

„Mehr Niveau geht nicht“, sagt Jürgen Schweikardt, Trainer des Handball-Erstligisten TVB 1898 Stuttgart, über den Gegner an diesem Donnerstag (19 Uhr / ZVW-Liveticker). „Das ist Weltklasse durch die Bank.“ Nach dem „Druckspiel“ gegen Bietigheim sollen seine Spieler im ungleichen Duell bei den Rhein-Neckar Löwen befreit auftreten und Spaß haben.

Spaß hatten die Löwen am Dienstag lange Zeit in Berlin, mussten sich jedoch in einem famosen DHB-Viertelfinale den Füchsen unglücklich mit 35:37 in der Verlängerung beugen. Das kongeniale Spielmacher-Kreisläufer-Duo der Löwen, Andy Schmid/Jannik Kohlbacher, war allein das Eintrittsgeld wert und dürfte jedem kommenden Gegner den Angstschweiß auf die Stirn treiben.

„Das war schon nahe an der Perfektion“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt. Dass es dennoch nicht zum Einzug ins Final Four reichte, lag vor allem an der unbändigen Kampfkraft der Füchse, an den Roten Karten gegen die abwehrstarken Löwen Alexander Petersson und Jesper Nilsson – und an Silvio Heinevetter. Der Nationalkeeper hielt lange Zeit so gut wie nichts, war aber gegen Ende der Partie zur Stelle und gewann das Torhüterduell gegen die schwedischen Nationalkeeper Andreas Palicka und Mikael Appelgren.

Eine Ansammlung von Ausnahmekönnern

Dabei gelten diese beiden als das beste Torhüterduo der Bundesliga. Auch auf allen anderen Positionen seien die Löwen durch die Bank doppelt und mit Weltklassespielern besetzt, sagt Schweikardt. So schmorte in Berlin der isländische National-Linksaußen Gudjun Valur Sigurdsson 70 Minuten auf der Bank, weil Jerry Tollbring ein fantastisches Spiel ablieferte.

Ebenso nicht zum Einsatz kam Steffen Fäth im linken Rückraum, hier überragte Mads Mensah Larsen mit zehn Toren. Geschont wurde der erkältete Abwehrstratege Ilija Abutovic, der normalerweise mit Gedeon Guardiola den Mittelblock bildet. Hier sprang Jesper Nilsson in die Bresche. Im rechten Rückraum spielt der 38-jährige Routinier Alexander Petersson erneut eine starke Saison.

Individuell kann der TVB mit dieser Ansammlung von Ausnahmekönnern nicht mithalten. „Wir brauchen auch nicht darauf spekulieren, dass die Löwen nach dem Pokalfight müde sind“, sagt Schweikardt. Sie seien diesen Rhythmus durch die internationalen Spiele gewöhnt.

Einsatz von Jonas Maier und Simon Baumgarten ist fraglich

Ein Schwächeanfall, wie ihn sich die Löwen am fünften Spieltag beim 24:24 gegen Leipzig erlaubten, dürfte also eher unwahrscheinlich sein. Vielmehr wird das Team von Trainer Nicolaj Jakobsen alles daran setzen, dem Tabellenführer Flensburg auf den Fersen zu bleiben.

„Auf dem Papier sind die Löwen für mich die stärkste Mannschaft“, so Schweikardt. Nach dem „Druckspiel“ gegen Bietigheim sollen seine Spieler in Mannheim mit Freude bei der Sache sein. „Wir wollen ein gutes Spiel abliefern und Dinge verfestigen, die wir auch gegen Gummersbach brauchen werden.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

TVB Stuttgart besucht Kinderstation des Rems-Murr-Klinikums Winnenden

Am Dienstag, 18.12, war wieder eine Menge Kinderlachen zu hören auf der Kinderstation des Rems-Murr-Klinikums in Winnenden. Die TVB-Profis Michael Kraus und Michael Schweikardt waren gemeinsam mit TVB-Maskottchen Jonny Blue zu Besuch. Die beiden Familienväter verteilten Geschenke an die Kinder und unterhielten sich mit ihnen, sowie mit Eltern, Ärzten und Pflegern. Im Rems-Murr-Klinikum sind derzeit circa 40 Kinder zwischen 1 und 17 Jahren stationiert.

 

Im Gemeinschaftsraum der Kinderstation versammelten sich die Kinder am Vormittag, um gespannt auf den prominenten Besuch zu warten. Insbesondere der Anblick des Weltmeisters Mimi Kraus sorgte für viel Freude und große Augen. Für den 35-jährigen war der Besuch der Station ein riesiges persönliches Anliegen: „Ich bin ja selber ein ganz, ganz großer Weihnachtsfan und kann mir vorstellen wie es ist, wenn man an Weihnachten nicht zuhause bei seinen Liebsten sein kann. Deshalb war es überhaupt keine Frage, dass wir hier vorbeischauen und für gute Laune sorgen.“

 

Auch für Michael Schweikardt hatte der Besuch im Winnender Krankenhaus einen hohen persönlichen Stellenwert: Seine beiden Kinder kamen im Rems-Murr-Klinikum auf die Welt. Der zweifache Vater war beeindruckt von der Freude der Kinder: „Man sieht das Lachen und das Strahlen der Kinder und das ist etwas wichtiges, grad in der Vorweihnachtszeit ist es natürlich ein sehr blöder Zeitpunkt im Krankenhaus zu sein. Ich hoffe, dass wir den Kindern einen kurzen Moment helfen konnten die Krankheit auszublenden und natürlich wünschen wir uns, dass es ihnen schon bald wieder besser geht.“

 

Die beiden Handballprofis stellten sich in einer heißen Frage-Antwort-Runde den Kids und insbesondere Mimi Kraus verletzte Hand sorgte für große Neugier unter den Jungs und Mädchen der Station. Einige der Kinder entpuppten sich als große Handball- und TVB-Fans, die sich umso mehr erfreuten ihre Idole endlich aus der Nähe bestaunen zu können. Doch ein Besuch in der Weihnachtszeit wäre natürlich nicht dasselbe ohne die passenden Geschenke für die Kinder. Neben Brettspielen und Kuscheltieren, gab es unter anderem auch Trikots für die tapferen Patienten. Nebenbei sorgte Jonny Blue für gute Stimmung unter den Anwesenden.

 

Den Patienten der Intensivstation war es leider nicht möglich sich im Aufenthaltsraum einzufinden. Dennoch ließen es sich Kraus und Schweikardt nicht nehmen, die handballbegeisterten Kinder in ihren Zimmern zu besuchen und sich mit ihnen zu unterhalten. Umso mehr freuten sich die jungen Patienten über die etwas andere Visite.

 

Am Ende wurden auch die Pfleger und Ärzte der Kinderstation beschenkt. Der TVB Stuttgart lud die gesamte Belegschaft, als Zeichen der Anerkennung für ihre anspruchsvolle und wichtige Arbeit, zu einem Rückrundenspiel in der Porsche-Arena ein.

Interview mit Jens Zimmermann

Wie kamst du dazu Hallenmoderator beim TVB zu werden?
Jens Zimmermann: Der Kontakt kam über den früheren TVB-Torwart Marc Bürkle. Der Verein war auf der Suche, nach einem erfahrenen Moderator für die große Herausforderung, der Dorfverein in der großen Arena in der Landeshauptstadt. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon seit 10 Jahren für den Deutschen Handballbund als Moderator tätig war, auch Großveranstaltungen wie die Nordische Ski-WM 2005 in Oberstdorf moderiert habe, kam man auf mich.

Was macht dir an dieser Arbeit am meisten Spaß?
Jens Zimmermann: So richtig kann man das nicht an einem Punkt festmachen. Es ist das Zusammenspiel aus vielen Komponenten. Auf der einen Seite, das Teamwork mit allen Helferinnen und Helfern des Vereins, auf der anderen Seite die emotionale Verbindung mit den Zuschauern. Letztlich muss der Funke überspringen. Der Fan und Zuschauer muss merken, der Typ weiß, was er da macht und kennt sich mit der Materie aus. Man muss auch die richtige Mischung finden zwischen dem Antreiben und Pushen der Besucher und dem Laufenlassen der Atmosphäre.

Wo bist du sonst tätig?
Jens Zimmermann: Das ist wirklich sehr umfangreich. Seit zwei Jahren beispielsweise bei den Frauen der SG BBM Bietigheim. Außerdem moderiere ich alle Veranstaltungen der HBL, also Final4, Super-Cup und All-Star Game. Zudem sehr viele Länderspiel im Handball. Im Wintersport bin ich seit 2004 der Hauptmoderator für alle Events in Oberstdorf. Vierschanzentournee, Skifliegen, Langlauf-Weltcup, etc. Im Turnen moderiere ich seit vielen Jahren den DTB-Pokal und die Deutschen Meisterschaften. Aber auch für Firmen und Unternehmen bin ich häufig im Einsatz. Jubiläen, Präsentationen, Veranstaltungen. Das Feld ist sehr vielschichtig.

Nächstes Jahr steht die Handball WM in Dänemark und Deutschland an. Was wird deine Aufgabe sein?
Jens Zimmermann: Wir verantworten mit 24passion die komplette Arena-Produktion der WM. Haben die Teams an den deutschen Standorten zusammengestellt und koordinieren die Ablaufpläne etc. Außerdem haben wir die Eröffnungsfeier konzipiert und setzen diese dann auch um.

Wie siehst du die Chancen der deutschen Nationalmannschaft?
Jens Zimmermann: Bei einem Turnier im eigenen Land ist alles möglich. Das hat man zuletzt bei den Fußballern 2006, oder den Handballern 2007 gesehen. Traue der Mannschaft mit der Unterstützung der deutschen Fans mindestens das Halbfinale zu.

Was war dein persönliches berufliches Highlight?
Jens Zimmermann: In punkto Moderation sicherlich die beiden Buchungen für die Olympischen Winterspiele – 2010 in Vancouver und 2014 in Sotschi.
Ansonsten sicherlich die emotionalen Momente in Verbindung mit den Erfolgen unserer Athleten. Olympiasiege und Olympiamedaillen, Weltmeistertitel und sonstige internationale Erfolge, das ist dann schon sehr besonders, wenn man Sportler so umfangreich begleitet.

Du warst schon Moderator, Manager, Pressesprecher, Stadion- bzw. Hallensprecher und vieles mehr. Welche Tätigkeit macht dir am meisten Spaß?
Jens Zimmermann: Auch hier will ich nichts besonders Herausstellen. Generell sollte Dir immer das am meisten Spaß bereiten, was Du gerade machst. Letztlich immer eine Sache der Einstellung. Man soll zwar niemals nie sagen, aber im Fußball werde ich sicherlich keine Aufgabe mehr übernehmen wollen. Dieses Business – ich bezeichne es nicht als Sport – ist für mich völlig überzogen und das von allen Seiten. Spielern, Beratern, Vereinen, Sponsoren, Medien und Fans. Ich kann mich damit nicht mehr identifizieren – obwohl ich über 15 Jahre im Profifußball gearbeitet habe.

Wie bereitest du dich auf einen Spieltag des TVB, also einen Arbeitstag als Hallensprecher, vor?
Jens Zimmermann: Viel lesen. Namen, Tabelle, Ausgangssituation, letzte Spiele. Außerdem ist es wichtig den Ablaufplan exakt durchzugehen und Fragen vorab zu klären. Mittlerweile ist hier zwar viel Routine dabei – aber man sollte immer den Anspruch haben, dass die nächste Moderation die beste wird.

Gibt es Unterschiede für dich zwischen der Moderation in der SCHARRena und der Porsche-Arena?
Jens Zimmermann: Na ja, es ist grundsätzlich schon ein Unterschied, ob man für 2000 oder 6000 Menschen moderiert. Der Ablauf in der Porsche-Arena ist oft umfangreicher, ab und zu auch mal noch mit einem Rahmenprogramm. Ansonsten geht es in beiden Arenen um zwei Punkte für den TVB – das muss immer im Vordergrund stehen.

Was war dein persönliches Highlight mit dem TVB?
Jens Zimmermann: Der Sieg in Hüttenberg und der damit verbundene Aufstieg in die 1. Liga. Die Aufstiegsfeier in Bittenfeld war legendär.

Was ist dein Tipp für unser heutiges Heimspiel gegen Bietigheim?
Jens Zimmermann: In einem Heimspiel gegen einen Aufsteiger darf es keine zwei Meinungen geben, auch wenn es ein Derby ist: Es muss heute einen Heimsieg geben. Wie ist mir dabei egal. Aber wenn ihr einen Tipp hören wollt, dann sage ich mal 28:26 für den TVB.

Beste Hinrunde des TVB: Sieben Punkte Polster

Normalerweise verweigert Jürgen Schweikardt – zumindest nach außen hin – den Blick auf die Tabelle. Zum Ende der Hinrunde macht der Trainer des Handball-Erstligisten TVB 1898 Stuttgart aber eine Ausnahme: 13 Punkte hat sein Team gesammelt, mehr gab’s noch nie zur Saisonhalbzeit. Bei sieben Punkten Polster auf die Abstiegsränge lässt sich Weihnachten recht entspannt feiern.

Hier ein paar Fotos mit dem Smartphone schießen, dort Autogrammwünsche erfüllen: Mimi Kraus hatte am Donnerstagabend nach dem 31:26-Sieg des TVB gegen Bietigheim in der Porsche-Arena alle Hände voll zu tun. Dabei war der an der rechten Hand operierte Spielmacher der Stuttgarter ziemlich bewegungseingeschränkt – doch wie immer gut gelaunt und voller Optimismus. „Es sieht gut aus“, sagte er, angesprochen auf den Heilungsverlauf. Auch wenn die Hand noch geschient und geschwollen ist, die Hoffnung auf ein Comeback am zweiten Weihnachtsfeiertag gegen den VfL Gummersbach hat der 35-Jährige offensichtlich noch nicht aufgegeben.

Gut aus sieht’s auch für den TVB nach dem Ende der Hinrunde. 13 Punkte sind auf dem Konto, so viele wie noch nie in den vier Jahren in der höchsten Liga zur Saisonhalbzeit. Sieben Zähler Luft haben die Bittenfelder zum ersten Abstiegsrang. In der vergangenen Saison war die Lage deutlich bedrohlicher bei 9:25 Punkten und nur zwei Zählern Abstand zum vorletzten Rang.

Ein Extralob des Trainers für Dominik Weiß

„Wir sind sehr froh, dass wir das Derby gewonnen haben“, sagte Trainer Jürgen Schweikardt am Tag danach. Schließlich seien die Voraussetzungen nicht eben die besten gewesen. Der TVB hatte die englische Woche in den Knochen, zudem fehlten mit Mimi Kraus und Lukas von Deschwanden zwei Rückraumspieler. Erschwerend hinzu kam, dass Michael Schweikardt die Woche über kränkelte und David Schmidt auch noch nicht hundertprozentig leistungsfähig war. Mit beiden war der Trainer sehr zufrieden. Schmidt überzeugte mit der für einen Rückraumspieler sehr guten Wurfquote von 84 Prozent, Schweikardt zog geschickt die Fäden.

Und dann war da noch Dominik Weiß, der sich unerschrocken und ebenfalls treffsicher präsentierte. „Er war von den Bietigheimern kaum zu verteidigen und ist mit großer Dynamik in die Zweikämpfe“, so Schweikardt. Der Rückraum und die starke Defensive in den ersten 30 Minuten waren letztlich der Schlüssel zum Erfolg. Und der „absolute Siegeswille“, den Schweikardt bei seinen Spielern gespürt hat in der Vorbereitung auf dieses bedeutende Spiel.

In der zweiten Hälfte hätte das Spiel noch kippen können

Im zweiten Spielabschnitt lief’s nicht mehr so rund, Jogi Bitter war auch nicht eben ein Sieggarant. „Es ist eine gute Erkenntnis, dass wir auch Spiele gewinnen können, wenn Jogi einen normalen Tag erwischt“, so Schweikardt. Und den Feldspielern ging der Dampf aus. „Da hat man gemerkt, dass die Last auf wenigen Schultern verteilt war“, so Schweikardt. Schon nach einer Viertelstunde hatte der Trainer mit Florian Burmeister, Max Häfner und Robert Markotic für ein paar Minuten eine außergewöhnliche Rückraumformationen aufs Feld geschickt, weil die Etablierten eine kurze Verschnaufpause benötigten. „Sie haben das alle sehr gut gemacht“, sagt Schweikardt.

Dreimal kamen die Bietigheimer in den zweiten 30 Minuten auf drei Tore heran. „Man ist immer angespannt und in solchen Phasen ein bisschen mehr“, sagt Schweikardt. Dennoch habe er nie das Gefühl gehabt, dass das Spiel noch kippen könnte. „Da hätte in der Schlussphase schon alles gegen uns laufen müssen.“ Das tat es nicht, und der TVB feierte ausgiebig seinen sechsten Saisonsieg.

Noch zwei Spiele stehen an

Zwei Spiele stehen für den TVB in diesem Kalenderjahr noch auf dem Programm: am Donnerstag (19 Uhr) bei den Rhein-Neckar Löwen und am zweiten Weihnachtsfeiertag (16 Uhr) in der Porsche-Arena gegen den VfL Gummersbach. Dann ist erst einmal für ein paar Tage Durchschnaufen angesagt. Auch für Michael Kraus, der im Januar bei der Heim-WM gerne das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen hätte. Der Bundestrainer Christian Prokop hat den Weltmeister von 2007 jedoch trotz zuletzt herausragender Leistungen nicht in den vorläufigen Kader berufen.

Kraus kann sich somit voll und ganz auf den TVB konzentrieren. „Ich hätte mich für Mimi gefreut“, sagt Jürgen Schweikardt. „Und für das Image des TVB wäre es auch eine gute Sache gewesen, wenn wir einen Spieler bei der Weltmeisterschaft dabeigehabt hätten.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW