2. Sieg in Folge

Allerheiligen ist für den Handball-Erstligisten TVB 1898 Stuttgart ein Feiertag im doppelten Sinne gewesen: Der 30:25-Sieg beim Vorjahresdritten Füchse Berlin war die große Überraschung des Spieltags. „Ich hatte und habe den absoluten Glauben an das Team“, sagt der Trainer Jürgen Schweikardt am Tag danach.

Gleich acht wichtige Spieler musste der Berliner Trainer Velimir Petkovic am Donnerstag ersetzen. Mit diesen Problemen haben die Füchse bereits seit Wochen zu kämpfen, immer wieder indes haben sie dem personellen Notstand getrotzt – bis der TVB 1898 Stuttgart in der Max-Schmeling-Halle auftauchte. In der Vergangenheit hatte sich das Team dort zwar oft ordentlich präsentiert, die Punkte blieben aber in der Hauptstadt.

Schweikardt: Es war ein Treffen auf Augenhöhe

Dieses Mal war die Konstellation vor dem eigentlich ungleichen Duell eine ganz Spezielle. Zum einen, weil der TVB mit dem 37:34-Sieg gegen den TSV Hannover-Burgdorf mächtig Selbstvertrauen gesammelt hatte. Zum anderen, weil er in bestmöglicher Formation an diesem Tag nicht schlechter besetzt war als der ansonsten an den Einzelspielern gemessen übermächtige Gegner. „Angesichts der Probleme der Berliner war’s vor dem Anpfiff ein Treffen auf Augenhöhe“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt am Tag nach dem zweiten Auswärtssieg in dieser Saison.

Sein Team sei darauf eingestellt gewesen, dass die Füchse noch kampfstärker auftreten würden, um ihre Nachteile wett zu machen. „Uns war klar, dass wir in diesem Bereich noch besser sein müssen. Dann könnte das Spiel für uns laufen.“

Berliner Geschäftsführer: „Stuttgart hat mit Herz und Leidenschaft gespielt“

Immer wieder hat Schweikardt in der Vergangenheit betont, dass seine Mannschaft über die Qualität verfüge, an einem guten Tag viele Mannschaften vor Probleme stellen zu können. Er habe, auch wenn die Ergebnisse nicht passten, immer an sein Team geglaubt. „Ich sehe jeden Tag, wie die Spieler arbeiteten. Ganz wichtig war, dass wir nicht von unserem Konzept abrücken, auch wenn’s mal nicht so läuft.“

Am Donnerstag erwischten die Stuttgarter einen jener Tage, an dem sie auch einem Schwergewicht der Liga die Stirn bieten können. Selten herrschte hernach so viel Einigkeit darüber, wer die Halle als verdienter Sieger verlassen hat. „Stuttgart hat mit Herz und Leidenschaft gespielt“, sagte der Berliner Geschäftsführer Bob Hanning nach der Partie.

Kein wurfgewaltiger Spieler bei den Füchsen

Der TVB hat die Defizite der Füchse clever ausgenützt. Die größte Baustelle der Hauptstädter war der Rückraum, es fehlte ein wurfgewaltiger Spieler. So hatte der Ober-Fuchs Velimir Petkovic vor dem Spiel folgende Forderung an seine Spieler gestellt: „Wir müssen nicht nur Handball spielen, sondern Schach. Wir müssen einen Gedanken weiter sein als der Gegenüber.“

Das funktionierte selten, weil der TVB meist die bessere Lösung parat hatte. Er agierte defensiv, die Füchse rieben sich an der starken TVB-Abwehr auf. Und dahinter entnervte Jogi Bitter in seinem 500. Bundesligaspiel die Berliner gleich reihenweise. Der Torhüter kommt nach seiner Verletzungspause immer besser in Fahrt – wie auch Michael Kraus. Insgesamt 29 Tore gelangen ihm in den jüngsten beiden Partien.

Genaue Diagnose bei Schimmelbauer steht noch aus

Die beiden Weltmeister waren zwei Garanten für den Überraschungssieg – aber nicht die einzigen. „Dominik Weiß war hinten wie vorne ganz stark“, sagt Schweikardt. „Auch Bobby Schagen hat das richtig klasse gemacht.“ Wie auch Lukas von Deschwanden, der nach Tobias Schimmelbauers verletzungsbedingtem Ausfall in der 15. Minute in der Deckung auf der Halbposition nichts anbrennen ließ. Die genaue Diagnose bei Schimmelbauer steht noch aus, vermutlich sind die Rippen geprellt. „Gebrochen ist zum Glück wohl nichts“, sagt Schweikardt.

Eine nahezu historische Leistung

Mit dem vierten Saisonsieg hat sich der TVB ein Polster von mindestens fünf Punkten auf die Abstiegsränge verschafft vor dem schweren Spiel gegen den Tabellenzweiten SC Magdeburg am Donnerstag (19 Uhr) in der Porsche-Arena. Und nebenbei hat der TVB eine nahezu historische Leistung vollbracht: Zwei Siege am Stück gelangen ihm zuletzt am drittletzten und vorletzten Spieltag der Saison 2016/2017.

Ist es also an der Zeit, sich nach oben zu orientieren in der Tabelle? „Wir genießen jetzt einen Tag unseren Sieg in Berlin“, so Schweikardt. An Prognosen beteilige er sich nicht. „Abgerechnet wird am Schluss.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Jogi sagt Danke

Es war ein ganz besonderes Spiel am gestrigen Abend in der Max-Schmeling-Halle in Berlin. Der erste Sieg des TVB Stuttgart gegen die Füchse war für Johannes Bitter auch gleichzeitig das 500. Bundesligaspiel seiner Karriere- und was für eins. Mit einer bärenstarken Leistung war unsere Nummer 1 maßgeblich am 30:25-Erfolg der Mannschaft beteiligt. Nach dem Spiel bedankte sich Jogi in einem kurzen Video an alle Gratulanten für die zahlreichen Glückwünsche. Ein ganz besonderer Dank gilt dabei allen Kollegen und Weggefährten, vor allem Ron-Robert-Zieler und dem VfB Stuttgart, Robin Himmelmann und dem FC St. Pauli, Frank Buschmann, Mattias Andersson, Lennert Brinkhoff, Pascal Hens, Anna Lörper und Jens Zimmermann.

 

Abgezockter TVB stürmt den Fuchsbau

Nach dem überzeugenden Auftritt gegen Hannover hat der Handball-Erstligist TVB 1898 Stuttgart am Donnerstagabend einen Coup gelandet: Vor 7131 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle düpierte das Team von Trainer Jürgen Schweikardt die Füchse Berlin mit 30:25 (17:12). Der TVB zeigte sowohl in der Defensive als auch in der Offensive eine herausragende Leistung.

Eine paar Exil-Schwaben waren zu hören in der riesigen Halle nach der Schlusssirene, ansonsten herrschte blankes Entsetzen unter den Berliner Fans: Der große Außenseiter hatte die Gunst der Stunde genutzt und dem extrem ersatzgeschwächten Vorjahresdritten die zweite Heimniederlage der Saison zugefügt. Und das nicht etwa glücklich, sondern hochverdient. Von Beginn an präsentierte sich der TVB selbstbewusst, fokussiert und kampfstark – und er war den Füchsen überraschenderweise auch spielerisch überlegen. Nur einmal, beim 1:0 durch Hans Lindberg, lagen die Berliner in Führung. Hernach hechelten sie stets einem Rückstand hinterher.

Die ersten beiden Aktionen gehörten den beiden erneut starken Weltmeistern im TVB-Dress: Torhüter Jogi Bitter gewann das Duell mit dem Nationalkeeper Silvio Heinevetter klar. Und Mimi Kraus machte da weiter, wo er bei seiner 18-Tore-Gala gegen Hannover aufgehört hatte.

Die Füchse starteten ohne Linkshänder im Rückraum und taten sich extrem schwer gegen die aufmerksame TVB-Deckung. Vorne suchten die Stuttgarter den schnellen Ball. Nach einer Viertelstunde sah sich der Favorit mit 3:7 im Hintertreffen, nur ein Treffer war ihm aus dem Spiel heraus gelungen. Einzig der flinke Jacob Holm fand hin und wieder mit Eins-gegen-eins-Aktionen eine Lücke.

Nach einer Auszeit versuchte es Berlin phasenweise mit dem zweiten Kreisläufer und dem siebten Feldspieler, der TVB ließ sich dadurch jedoch nicht aus dem Konzept bringen. Auch nicht durch den verletzungsbedingten Ausfall von Tobias Schimmelbauer (15.), der nach einem Schlag auf die Rippen fortan zuschauen musste. Lukas von Deschwanden ersetzte den Linksaußen auch in der Deckung sehr gut.

Nach zwei leichten Fehlern des TVB und einem schwachen Überzahlspiel, daran krankte es grundsätzlich am Donnerstag, kamen die Berliner mehrfach auf zwei Tore heran (6:8, 7:9, 8:10, 9:11, 11:13). Die Gäste indes hatten stets die richtige Antwort parat – und sie holten sich mit einem fulminanten Endspurt in den letzten drei Minuten vor der Pause die 17:12-Führung.
Dominik Weiß steigerte sich und wurde zu einem wichtigen Faktor. Kraus, der treffsichere Bobby Schagen per Konter und von Deschwanden schockten die Füchse zum 16:11. Ellisons 12:16 beantwortete Kraus mit der Halbzeitsirene mit dem 17. TVB-Treffer. Eine kritische Phase hatten die Gäste nach 36 Minuten in einer doppelten Unterzahl zu überstehen. Großen Schaden jedoch richtete die nicht an – im Gegenteil: Schagen konterte zum 20:15 für den TVB. Der blieb weiterhin die Mannschaft mit den klareren Aktionen. Kraus’ neunter Treffer zum 22:17 (41.) hielt die Füchse auf Distanz. Vorerst, denn beim 20:22 (45.) witterte das Team von Trainer Velimir Petkovic die Chance, die Partie zu drehen. Daraus wurde allerdings nichts, weil der TVB extrem kühl weiterspielte, seinen Zwei-Tore-Vorsprung hielt und immer wieder ein Tor drauflegte.

Acht Minuten vor dem Ende führte der TVB mit 26:22, nach einer Auszeit bliesen die Berliner zur Schlussoffensive. In Gefahr geriet der TVB aber nicht mehr: Bitter war dreimal in Folge auf dem Posten, vorne nutzten die Gäste ihre Gelegenheiten eiskalt. Nach Robert Markotics Treffer zum 28:22 (56.) war die Partie durch, am Ende stand der überaus überzeugend herausgespielte 30:25-Sieg des TVB.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Stimmen zum Überraschungssieg

Nach dem starken Spiel und dem 25:30 Auswärtssieg des TVB in Berlin, äußerten sich die Beteiligten zum Geschehen.

Bob Hanning: Stuttgart hat sich den Sieg redlich erarbeitet, mit viel Leidenschaft und Herz. Wir haben in der ersten Halbzeit das Tempospiel mit 1:10 verloren. Wir hatten nur ein Tor aus dem Rückraum in der ersten Halbzeit und so kann man kein Spiel gewinnen. In der 2. Halbzeit haben wir uns dann deutlich gesteigert, jedoch hat Stuttgart im Endeffekt verdient gewonnen.

Velimir Petkovic: Ich bin richtig enttäuscht heute. Wir kämpfen schon ein paar Wochen uns durch die Liga mit diesen Jungs. Wir konnten mehrere Spiele die Ausfälle gut kompensieren, aber heute ist ein Gegner gekommen, der ohne Druck aufspielen konnte. Der TVB hat heute die richtige Taktik gegen uns gewählt. Im Angriff waren wir heute nicht gut. In der Phase, in der wir auf zwei Tore dran waren, haben wir die Möglichkeit nicht genutzt. Es war insgesamt ein hochverdienter Sieg vom TVB Stuttgart.

Jürgen Schweikardt: Wir sind heute hergefahren und wussten, dass wir aufgrund der vielen Verletzten von Berlin eine Chance haben und dieses Spiel gewinnen wollten.  Ein großes Kompliment an meine Mannschaft für diese tolle Leistung. Vor allem im Angriff haben wir das heute mit 30 Treffern gegen eine starke Berliner-Abwehr sehr ordentlich gemacht. Bis auf das Überzahlspiel kann man heute nichts bemängel. Wir sind einfach überglücklich, dass wir nach dem Hannover-Sieg heute erneut die zwei Punkte einfahren konnten.
Mimi Kraus: Wir sind hier hergefahren um die Punkte zu holen. Wir haben uns jedoch nicht erträumt, dass wir so gut und deutlich gespielt und gewonnen haben. Wir sind heute bis zum Ende sehr souverän aufgetreten und haben verdient gewonnen.

Fotoquelle: Foto Laechler

Souveräner Überraschungssieg

Der TVB Stuttgart gewinnt in seinem 11. Bundesligaspiel auswärts bei den Füchsen Berlin mit 25:30 (12:17).
Beim 1:0 zu Beginn der Partie waren die Hausherren das erste und gleichzeitig das letzte Mal in Führung. Ab dann nahm die Partie seinen Lauf für die Wild Boys. Die Männer um Jürgen Schweikardt waren top eingestellt auf die arg verletzungsgebeutelten Berliner. Dem TVB gelang es schnell durch Tore von Mimi Kraus und Dominik Weiß sowie Paraden von Jogi Bitter auf 1:3 und 2:4 zu erhöhen. Bitter, der heute in seinem 500. Bundesligaspiel ein sehr gutes Spiel zeigte hielt seine Jungs vor allem mit Paraden durch freie Würfe der Berliner gut im Spiel. In den Minuten vor der Halbzeit konnten die Stuttgarter mit einem 0:3 Lauf auf bis zu 5 Tore erhöhen und gingen mit einem Stand von 12:17 in die Halbzeitpause.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte machte der TVB da weiter, wo er vor der Pause aufhörte und konnte seinen 5 Tore Vorsprung durch einfache Tore verteidigen. Als die Partie zu kippen schien (20:22 in der 45. Minute) war Mimi Kraus mehrmals souverän vom Siebenmeterstrich erfolgreich. Im Tor baute Bitter seine Quote durch weitere wichtige Paraden auf knapp 33% aus. Nach dem unglaublichen 18-Tore Spiel von Kraus gegen Hannover, gelang ihm im heutigen Spiel erneut 11 Treffer für die Wild Boys.
Alles in allem war das heute eine sehr starke und souveräne Leistung vom gesamten Team!
Nächsten Donnerstag steht das nächste Spiel gegen einen Top-Gegner an. Am 08.11. um 19 Uhr ist der SC Magdeburg zu Gast in der Porsche-Arena. Für dieses Spiel sind knapp 5.000 Tickets verkauft. Es gibt noch Tickets in allen Kategorien.

Fotoquelle: Foto Laechler

„Ich spüre immer noch das Feuer“

Das Ambiente ist angemessen fürs große Jubiläum an diesem Donnerstagabend: Der TVB-Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter wird in der 9000 Zuschauer fassenden Max-Schmeling-Halle gegen die Füchse Berlin sein 500. Erstligaspiel bestreiten. Das Ende der Karriere ist noch nicht in Sicht. „Ich spüre immer noch das Feuer“, sagt der 36-Jährige.

17 Jahre Profihandball lassen sich nicht in ein paar Zeilen zusammenfassen, und für Johannes Bitters Memoiren ist es noch ein bisschen zu früh. Also haben wir den Jubilar mit ein paar Stichworten konfrontiert. Jogi Bitter über . . .

. . . sein 500. Bundesligaspiel: „Dass ich jetzt mein 500. Spiel mache, war mir nicht bewusst. An und für sich bin ich kein großer Freund von Zahlen und Statistiken. Aber nachdem ich gehört habe, dass nur zehn Spieler diese Schallmauer geknackt haben, habe ich mir doch ein paar Gedanken gemacht. Es ist schon eine lange, tolle Zeit gewesen in der Bundesliga. Ich weiß aber tatsächlich nicht mehr, gegen welchen Gegner ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht habe.“

. . . seine Vereinstreue: Der TVB 1898 Stuttgart ist erst Bitters fünfte Station in seiner langen Karriere. Zweimal, beim SC Magdeburg und HSV Hamburg, war Bitter wegen finanzieller Nöte der Vereine zu einem Wechsel gezwungen. „Man kann schon sagen, dass ich vereinstreu bin. Der Wechsel von Wilhelmshaven nach Magdeburg war richtungsweisend für meine Karriere. Mein damaliger Trainer Alfred Gislason hat mir viel Vertrauen geschenkt, ich war sofort erster Mann. Wäre Magdeburg nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten, wäre ich sicher geblieben. Als das interessante, langfristige Angebot aus Hamburg in der Nähe meiner Heimat kam, habe ich nicht lange überlegt. Die letzte Station Stuttgart hätte es wahrscheinlich nicht mehr gegeben, wenn in Hamburg alles weitergegangen wäre. Ich hätte den Verein sicher nicht verlassen und wahrscheinlich meine Karriere beim HSV beendet.

. . . seinen Wechsel zum TVB: „Bei den Optionen, die mir mein Berater nach der Insolvenz des HSV vorgelegt hat, war auch Stuttgart dabei. Das hatte ich aber in meinem Kopf eigentlich schon ad acta gelegt, weil ich nicht wusste, wie ich da runterkommen sollte. Nachdem mir die Leute auf der TVB-Geschäftsstelle die sehr guten Flugverbindungen aufgezeigt hatten, habe ich mich doch näher damit beschäftigt. Das war mir nicht bewusst gewesen. Mit dem HSV sind wir immer bis Frankfurt geflogen und von dort mit dem Bus weiter. Dass ich mich nicht ins Auto setzen musste und mir gewisse Freiheiten bei den Heimatbesuchen zugestanden wurden, war schon elementar für den Wechsel.

. . . seine Funktion als Hoffnungsträger: „Man hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, das meine Verpflichtung ein Transfercoup war. Es wurde mir gesagt, dass große Hoffungen auf mir ruhen. Mir war schon klar, dass ich mich da einem gewissen Druck aussetze und von der Öffentlichkeit angesehen werde als einer, der helfen muss. Ich habe damit aber überhaupt kein Problem. In Hamburg hatte ich ganz andere Situationen. Da habe ich zwar nicht gegen den Abstieg gespielt, aber es wurde immer mehr gefordert, als tatsächlich möglich war. Wichtig ist, dass du diesen Druck nicht mit ins Tor nimmst. Aber das lernst du in einer langen Karriere.“

. . . seine Vorbildfunktion: „Ich versuche immer, authentisch zu sein. Ich glaube, dass ich mit meiner Art in der Mannschaft auch klarkomme und als Vorbild tauge. Ich denke, ich habe ein gutes Gespür dafür, wann man Gas geben muss und wann es an der Zeit ist, vielleicht auch mal fünfe gerade sein zu lassen. Es liegt mir, diese Spannungswechsel zu gestalten, da muss ich mir auch keine Excel-Tabelle machen, wann wir mehr machen müssen oder weniger.“

. . . seine Zukunftspläne: „Für mich ist es ganz wichtig, dass ich dieses Feuer spüre. Bisher gab’s in meiner Karriere nicht ein Spiel, auf das ich mich nicht gefreut habe. Und so lange das nicht weniger wird, habe ich Lust zu spielen, wenn der Körper mitmacht. Ich kann mir schon noch ein Jahr vorstellen hier, vielleicht auch länger – in welcher Position auch immer. Ich fühle mich sehr wohl. Natürlich gibt’s immer wieder Anfragen, aber es muss viel passieren, damit ich mir überlege zu gehen. Andererseits muss der Verein auch planen und schauen, wie er sich aufstellt. Wir wissen alle, dass wir irgendwann ersetzlich sind und auch ersetzt werden müssen. Aber da bin ich relativ emotionslos.“


Quelle: Thomas Wagner, ZVW

TVB will präsent sein, sollte den Füchsen die Luft ausgehen

Die Berliner werden von großen personellen Sorgen geplagt, zuletzt fehlten gleich neun Spieler.

Der dritte Saisonsieg beim 37:34 gegen den TSV Hannover-Burgdorf hat für etwas Entspannung gesorgt bei den zuletzt nicht eben erfolgsverwöhnten Erstliga-Handballern des TVB 1898 Stuttgart. An diesem Feiertag (19 Uhr) geht’s in die Hauptstadt. Die personell extrem gebeutelten Füchse Berlin, Dritter der vergangenen Spielzeit und EHF-Pokalsieger, sind für den TVB normalerweise eine Nummer zu groß. Andererseits: In der Vorsaison knöpfte das Team von Trainer Jürgen Schweikardt dem Favoriten immerhin einen Punkt ab.

Die Rhein-Neckar Löwen, der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt zählten vor der Saison zu den heißesten Titelkandidaten. Außenseiterchancen wurden den Füchsen Berlin und dem SC Magdeburg eingeräumt. Der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt hatte die Berliner sogar ganz oben auf der Rechnung. Dass das Team von Trainer Velimir Petkovic nach zehn Spielen sechs Punkte hinter der Spitze zurückliegt, hat weniger damit zu tun, dass die Erwartungen zu hoch waren: Angesichts des beispiellosen und anhaltenden Verletzungspechs haben sich die Füchse sogar prächtig geschlagen. Gleich neun Spieler mussten oder müssen ersetzt werden. Zu den bereits vor der Saison Langzeitverletzten Simon Ernst, Stipe Mandalinic und Marko Kopljar gesellten sich während der Runde noch Paul Drux, Fabian Wiede, Kevin Struck, Mattias Zachrisson, Christoph Reißky und Johan Koch.

Auf gleich vier Linkshänder müssen die Füchse verzichten. „Das ist schon hart“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt. Umso beeindruckender sei’s, wie die Berliner zuletzt auftraten. Die Rhein-Neckar Löwen hatten beim 28:25-Sieg gegen „ramponierte“ Berliner (Schweikardt) größte Mühe. Die guten Auftritte seien auch ein Verdienst von Trainer Velimir Petkovic, so Schweikardt. „Petko schafft es immer wieder, egal, welches Spielermaterial er zur Verfügung hat.“ In Mannheim rückten etliche Spieler aus der A-Jugend nach und erledigten ihre Aufgabe ordentlich. „Wenn viele Spieler fehlen, schweißt das eine Mannschaft auch zusammen“, sagt Schweikardt. „Jeder weiß, dass er Fehler machen darf, das gibt Sicherheit.“

Trotz des ausgedünnten Kaders haben die Füchse noch eine Reihe von Weltklassespielern in ihren Reihen: den deutschen Nationaltorhüter Silvio Heinevetter beispielsweise, den Abwehrchef Jakov Gojun, den Rechtsaußen Hans Lindberg oder Erik Schmidt am Kreis. Neu im Team sind die jungen Nationalspieler Jacob Holm (Dänemark) und Wael Jallouz (Tunesien).

Sicherlich hätten die Berliner zu kämpfen mit der Misere, so Schweikardt. Je länger sie dauere, desto schwieriger werde es, die Verluste zu kompensieren. Eben hier liegt die Chance für den Außenseiter. „Wir hoffen, dass die Füchse mal keinen so guten Tag erwischen.“ Erste Voraussetzung für eine Überraschung sei jedoch, dass seine Mannschaft an die Leistung aus dem Hannover-Spiel anknüpfe. „Wir müssen ähnlich durchschlagskräftig sein – und besser verteidigen.“ In der vergangenen Saison klaute der TVB den Berlinern in der ausverkauften Porsche-Arena beim 24:24 – nach 17:12-Halbzeitführung – einen Punkt. Auch im Hinspiel verkaufte sich der TVB bei der 24:26-Niederlage teuer.

Der TVB-Trainer kann vermutlich sein bestes Team mit nach Berlin nehmen. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz des kränkelnden Rechtsaußens Sascha Pfattheicher.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

TVB startet Kooperation mit Zigeunerinsel

Der Handball-Bundesligist TVB Stuttgart kooperiert ab sofort mit dem ältesten Stuttgarter Bürgerverein, der Gesellschaft Zigeunerinsel.

Bereits im März diesen Jahres kam der erste Kontakt zwischen den Handballern des TVB und der Zigeunerinsel zustande. Beim Porsche-Arena Spiel der Wild Boys gegen den SC Magdeburg hatte der Spielmannszug, die Traditionsgarde und das Gesangstrio des Karnevalsvereins den ersten Auftritt vor über 6.000 Zuschauern. Anschließend tauschten sich beide Vereine über gemeinsame Aktivitäten und Ideen aus, sodass nun die Zusammenarbeit beider Parteien veröffentlicht werden kann.
Die Gesellschaft Zigeunerinsel ist der älteste und einer der größten Bürgervereine in Stuttgart, der seit über 100 Jahren sehr aktiv in der Stadt Stuttgart ist. Mit seinen zahlreichen Veranstaltungen und Angeboten kann der Verein eine stetige Weiterentwicklung der bereits 800 Mitgliedern vorweisen.

„Von Beginn an waren unsere Gespräche sehr sympathisch und voll mit guten Ideen. Gemeinsam mit dem TVB wollen wir ein noch attraktiveres Angebot unseren Jugendlichen anbieten und zusammen unser Netzwerk weiter ausbauen“, so der Bürgermeister & Vizepräsident der Gesellschaft Zigeunerinsel Stuttgart 1910 e.V. Jens Bauer.

„Fast jeder Verein ist auf Kooperationen angewiesen. Durch die Zusammenarbeit mit der Zigeunerinsel gehen wir neue Wege, da im ersten Augenblick die Kooperation zwischen einem Karnevalsverein und einem Sportverein nicht passend klingt. Die Zigeunerinsel ist seit mehr als 100 Jahren in der Stadt aktiv und vernetzt. Wir erhoffen uns beide, dass wir von den jeweils anderen Netzwerken profitieren werden“, so TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt.

Mimi Kraus im Interview nach seinem 18-Tore-Spiel

18 Tore in weniger als 60 Minuten. Diese starke Leistung erbrachte Mimi Kraus im Spiel gegen die TSV Hannover Burgdorf und warf seine Mannschaft damit zum Sieg. Fast hätte er Stefan Schröder’s Bundesligarekord von 21 Toren geknackt. Wir haben uns mit ihm über seine herausragende Leistung, die kommenden Partien und die Länderspielpause unterhalten.

 

Hallo Mimi! Kannst du uns denn verraten, was es bei dir am Donnerstag zum Essen gab?

Mimi Kraus: Am Spieltag selbst gibt es bei mir immer das Gleiche zum Essen. Was das ist, bleibt mein Geheimnis (lacht). Jedoch war ich diesmal am Mittwochabend mit unserem Pressesprecher beim Italiener. Der Tisch beim Italiener ist bereits für die kommenden Wochen vor dem Spieltag reserviert (lacht wieder).

Hattest du schon vor dem Spiel das Gefühl, dass es ein guter Tag für dich werden könnte?

Mimi Kraus: Ich habe sehr gut geschlafen, gut gegessen und war von morgens an voll fokussiert auf das Match. Mir war bewusst, dass wir das Spiel auf jeden Fall gewinnen können.

Du hast gegen die TSV Hannover-Burgdorf 18 (!) Tore gemacht. Wie passiert sowas?

Mimi Kraus: Das ist schwer zu sagen. Ich bin mit einer, beziehungsweise zwei guten Aktionen ins Spiel gestartet. Die ersten zwei Würfe waren gleich drin. Irgendwann bekommt man so viel Selbstvertrauen und man merkt, dass heute fast alles klappt! Das Spiel lief dann quasi von alleine.

Was war vor diesem Spiel dein persönlicher Bestwert?

Mimi Kraus: Vor dem Spiel müsste mein Bestwert bei 16 Treffern gelegen haben.

Wo ordnest Du diese Leistung in Deiner persönlichen Hitliste ein?   

Mimi Kraus: Nach so vielen Spielen in der DKB Handball-Bundesliga, Champions League und für die Nationalmannschaft ist das schwer einzuordnen. Mit Sicherheit ist das Spiel sehr weit oben in meiner Hitliste platziert. Jedoch habe ich auch bereits in noch wichtigeren Spielen starke Leistungen zeigen können.    

Zu welchem Zeitpunkt im Spiel wusstest du: Okay, heute klappt alles.

Mimi Kraus: Naja, alles hat ja nicht geklappt. Sonst hätte ich eine 100% Quote gehabt (lacht). Aber wie vorhin bereits erwähnt wird man mit jeder gelungenen Aktion immer selbstbewusster. Da gibt es keinen richtigen Zeitpunkt.

Du meintest nach dem Spiel, du hättest noch mehr Tore machen müssen. Hättest du im Nachhinein gerne den Bundesligarekord von Stefan Schröder gebrochen?

Mimi Kraus: Sicher! Jeder bricht gerne Rekorde. Ehrlich gesagt habe ich mir aber bis kurz vor Spielende keine Gedanken über den Rekord gemacht. Erst drei Minuten vor Ende kam dann Max Häfner zu mir auf der Bank und sagte, dass der Rekord bei 21 Treffern liegt. Da war es dann leider zu spät für mich (lacht).

Hattest Du schon Kontakt zu Stefan Schröder?   

Mimi Kraus: Stefan war tatsächlich der erste, der mir per WhatsApp geschrieben hat. Der O-Ton von Stefan: „Kurz geschwitzt, Glückwunsch! War froh, dass dich dein Trainer ausgewechselt hat!“. Kurz danach kam meine persönliche Lieblingsnachricht von Philip Müller: „Ernsthaft? Ich habe in dem Jahr nicht 18 Mal aufs Tor geworfen. Respekt und Glückwunsch zum Sieg!“.

Dein Trainer hat auf der Pressekonferenz gewitzelt, dass du bestimmt immer noch auf der Platte stehst und weiter auf das Tor wirfst. Warst du traurig, als das Spiel vorbei war?

Mimi Kraus: Ich war einfach froh, dass das Spiel zu Ende war und ich komplett ausgepowert mit der Mannschaft den Sieg feiern konnte. Das waren zwei extrem wichtige Punkte für uns.

Musstest du dir ein paar Sprüche in der Kabine anhören oder gab es besondere Nachrichten von Weggefährten, die dir nach dem Spiel geschrieben haben?

Mimi Kraus: Das würde jetzt glaube ich den Rahmen sprengen, wenn ich hier alle Leute aufzähle. Aber natürlich darf man sich von seinen Teamkollegen den ein oder anderen Spruch anhören. Nach so einem Spiel genießt man das aber auch ein Stück weit (lächelt).

Bis auf die HSG Wetzlar hat die gesamte direkte Konkurrenz am 10. Spieltag nicht gewonnen. Wie wichtig war der Sieg gegen die Recken?

Mimi Kraus: Gerade im Hinblick auf die nun anstehenden, schweren Partien waren der Sieg und die beiden Punkte enorm wichtig. Natürlich nimmt man wahr, dass die Konkurrenz nicht gewonnen hat. Jedoch schauen wir aktuell nur darauf, dass wir möglichst viele Punkte holen.

Nach der Länderspielpause müsst ihr zu den Füchsen nach Berlin und dann kommt der SC Magdeburg. Was ist da für euch drin?

Mimi Kraus: Mit Sicherheit gehen wir als klarer Außenseiter in die beiden Spiele. Die Füchse haben aktuell großes Verletzungspech. Die Spieler, die zum Einsatz kommen, sind deshalb oft ein Stück weit noch motivierter. Das bedeutet, dass es für uns deswegen nicht einfacher werden wird. Die Berliner werden trotzdem noch einen sehr starken Kader auf die Platte bringen. Der SC Magdeburg spielt für mich aktuell den besten Handball in der Liga. Gegen beide Teams wird es extrem schwer werden, aber wir haben bereits in der letzten Saison gegen die Teams gezeigt, dass mit Teamgeist und unbedingtem Wille Punkte drin sind.

Bis zur Winterpause habt ihr noch acht Spieltage. Wie richtungsweisend werden die nächsten Wochen? Wie viele Punkte wollt ihr aus diesen Spielen holen?

Mimi Kraus: An Punkten ist das schwer festzumachen. Wir wollen einfach unsere bestmögliche Leistung abrufen und so viele Punkte wie möglich einfahren.

Während die DKB Handball-Bundesliga Winterpause hat, findet die Heim-Weltmeisterschaft statt. Auf der Spielmacher-Position scheint die Nationalmannschaft noch Bedarf zu haben?

Mimi Kraus: Wenn die DKB Handball-Bundesliga das so analysiert, lassen wir es so stehen (lacht).

Was machst Du inzwischen in der spielfreien Zeit, wenn die Nationalmannschaft unterwegs ist?

Mimi Kraus: In der spielfreien Zeit verbringe ich viel Zeit mit meiner Familie. Nebenher kommt bei mir aber auch das individuelle Training nicht zu kurz. Wie man weiß, bin ich ein großer Fitness- und CrossFit-Fan und arbeite ständig an meinem Körper.

 

Quelle: DKB HBL

Kraus bei Wahl zum Spieler des Monats Oktober

Nach dem 18-Tore-Spiel von Michael Kraus am vergangenen Donnerstag ist der ehemalige Weltmeister nun zur Wahl der DKB Handball-Bundesliga aufgestellt. Jeden Monat wird ein neuer „Spieler des Monats“ von den Fans gewählt.

Kraus‘ Auftritt gegen den TSV Hannover sorgte in der gesamten Handball-Welt für Staunen: In der Heimpartie nahm sich der Stuttgarter Mittelmann 24 Würfe und versenkte den Ball ganze 18 mal im Tor, wovon nur 3 Siebenmeter-Tore waren. Damit verfehlte Mimi den ewigen Rekord von Stefan Schröder (21 Tore) nur knapp. Eine sensationelle Leistung, mit der sich Kraus in das Geschichtsbuch des TVB schreibt und der Mannschaft im Abstiegskampf zwei unverhoffte Punkte rettet.

Stimme jetzt für unseren Spielmacher ab, damit er schon bald zum Spieler des Monats Oktober gekürt werden kann! Hier gehts zur Abstimmung: https://www.dkb-handball-bundesliga.de/de/n/news/spieler-des-monats/spieler-des-monats-2018-19/waehlt-euren-spieler-des-monats-oktober-/