„Wir sind sehr zufrieden, dass wir heute zwei Punkte geholt haben“

Die Stimmen zum Spiel gegen TUSEM Essen

Jürgen Schweikardt: „Wir sind sehr zufrieden, dass wir heute zwei Punkte geholt haben. Das war unser Ziel und das haben wir erreicht. Zumindest hinter den Kulissen war es heute ein extrem turbulenter Tag. Wir hatten einen sehr schlechten Saisonstart bei den Rhein-Neckar Löwen und waren dann heute gegen einen Aufsteiger zu Hause schon ein ganz schönes Stück unter Druck. Von diesem Druck haben wir uns das ganze Spiel über nicht 100 % befreien können, haben immer wieder gute Phasen gehabt, aber eben auch nicht so gute Phasen. Gerade hinten raus können wir das noch ein bisschen besser spielen. Über dem allen stand heute das Ergebnis und das haben wir sehr souverän nach Hause gebracht und sind jetzt einfach ein Stück weiter in der Saison drin, als wir es nach dem Spiel in Mannheim waren. Jetzt haben wir dieses Etappenziel erreicht und dürfen uns heute Abend freuen und regenerieren. Ab morgen Vormittag müssen wir uns dann mit Balingen beschäftigen, was ein sehr wichtiges Spiel für uns werden wird.“

Jamal Naji: „Zu allererst Glückwunsch an Jürgen Schweikardt und den TVB. Ich glaube, dass dieser Sieg in Gänze voll in Ordnung geht, auch in dieser Höhe. Stuttgart hat heute gerade einen sehr klugen, cleveren Ball gespielt, mit vielen Tempowechseln und wirklichen guten Passstafetten. Daran lag so ein bisschen unsere Problematik. Stuttgart hat aufgezogen mit einem Tempowechsel und hat es dann wirklich über vier, fünf Stationen geschafft, mit einer sehr guten Passqualität, den Ball an den Kreis oder nach außen zu bringen oder eine Distanz zu kreieren für ihre Schützen. Wir haben es einfach nicht geschafft, an die Stoppfouls zu kommen und das hätten wir schaffen müssen, um gerade so eine Mannschaft, die so eine Fernwurfqualität hat, in Schwierigkeiten zu bringen.“

Viggó Kristjánsson: „Das war heute ein sehr wichtiger erster Sieg im ersten Heimspiel. Es hat sehr viel Spaß gemacht, hier vor 500 Zuschauern zu spielen. Leider waren heute nicht mehr dabei. Vielleicht können beim nächsten Heimspiel dann noch mehr Zuschauer dabei sein. Aber wie gesagt, es war sehr wichtig für uns, heute gut zu spielen. Wir haben eine gute Abwehr gestellt und Jogi war auch sehr gut. Jetzt fokussieren wir uns auf das wichtige Spiel auswärts in Balingen.“

Dennis Szczesny: „Es war auf jeden Fall schön, wieder hier zu sein. Ich hatte eine sehr, sehr schöne Zeit hier, auch wenn sie kurz war. Auch heute habe ich noch Kontakt zu Einigen und auch zu meinem Ex-Trainer Jürgen Schweikardt. Es war sehr schön, hier wieder zu spielen. Leider haben wir verloren. Stuttgart ist eine eingespielte Truppe und das hat man auch gesehen. Sie haben uns unsere Grenzen aufgezeigt. Wenn wir hier etwas hätten holen wollen, hätten wir zu 100 % da sein müssen und das waren wir eben nicht.“

Erster Heimsieg der Saison 2020/21

Nach über einem halben Jahr ohne Ligaheimspiel, stand heute das erste Heimspiel der neuen Spielzeit für die WILD BOYS an. Mit 31:23 konnte sich der TVB Stuttgart gegen TUSEM Essen durchsetzen und so die ersten beiden Punkte in der Saison 2020/21 sammeln. 

Die ersten Minuten der Partie gestalteten sich sehr ausgeglichen. Zwar ging der TVB immer wieder in Führung, aber Essen legte ein ums andere Mal nach. Das 6:6 nach elf gespielten Minuten stellte dann aber das letzte Unentschieden des Spiels dar. Insbesondere in der ersten Viertelstunde suchten und fanden die Gäste aus Essen immer wieder ihre Kreisläufer Tim Zechel und Tolga Durmaz. 

Erstmals mit drei Toren absetzten konnte sich der Stuttgarter Gastgeber in der 16. Spielminute (11:8) durch einen schönen Treffer von Dominik Weiß. Das 10. Tor der Gäste durch Tolga Durmaz sollte dann lange Zeit das Letzte für Essen gewesen sein. Erst zehn Minuten später gelang TUSEM Essen Treffer Nummer 11. In der Zwischenzeit konnte der TVB Tor um Tor davonziehen. Insbesondere Viggó Kristjánsson und Adam Lönn, die beide fünf Treffer in Durchgang eins markierten, hatten großen Anteil daran, dass sich der TVB bis zur Halbzeit mit sechs Toren absetzen konnte. Beim Spielstand von 18:12 wurden die Seiten gewechselt. 

Der Abstand von fünf oder sechs Toren sollte lange bestehen bleiben. So zeigte die Anzeigetafel nach 38 Minuten 22:16 und in der 44. Spielminute 24:18. Zu diesem Zeitpunkt war der TVB in doppelter Unterzahl – Sascha Pfattheicher und Youngster Fynn Nicolaus hatten zuvor beide eine Zeitstrafe erhalten. Trotz der Unterzahlsituation konnte der TVB die Führung halten und sogar ausbauen. 

Durch eine stabile Abwehr, einen starken Jogi Bitter und drei Tore von Dominik Weiß in Folge, war der TVB in der 50. Minute erstmals mit zehn Toren in Front. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war der Sieg des TVB besiegelt. Die letzte Aktion des Spiels gehörte Fynn Nicolaus, der einen 7-Meter herausholte. Viggó Kristjánsson trat anschließend zum Strafwurf an und netzte, bereits nach Ablauf der regulären Spielzeit, ein. Letztlich endete die Partie vor 500 Zuschauern in der Porsche-Arena mit 31:23. 

Heutiges Heimspiel: Zuschauerkapazität auf 500 reduziert

Wir sind zutiefst enttäuscht mitteilen zu müssen, dass wir beim heutigen Spiel unsere Dauerkarteninhaber nun doch nicht berücksichtigen können. Heute Mittag haben wir die Nachricht vom Ordnungsamt Stuttgart erhalten, dass die zugelassene Zuschauerzahl für das Spiel heute gegen TUSEM Essen auf 500 reduziert wurde. Die 7-Tages-Inzidenz hat einen kritischen Wert überschritten, sodass wir nicht mit 930 Personen planen dürfen.

Wir haben die aktuellen Corona-Fallzahlen ständig beobachtet und standen dauerhaft im Austausch mit dem Ordnungsamt. Erst gestern Nachmittag haben wir die vermeintlich finale Bestätigung erhalten, dass wir das Spiel mit 930 Zuschauern durchführen dürfen. Diese Genehmigung wurde nun zurückgenommen und auf 500 reduziert.

Für unsere Dauerkarteninhaber bedeutet diese Entscheidung, dass Tickets, welche per Losverfahren zugeteilt wurden, Ihre Gültigkeit verlieren. Diese äußerst kurzfristige Nachricht ist für uns alle sehr ernüchternd und macht uns absolut fassungslos.

„Wir sind fassungslos über die Nachricht, die uns heute Mittag erreicht hat. Noch gestern Nachmittag wurden uns die 930 Zuschauer für das heutige Spiel mit der vorliegenden relevanten Zahl, der 7-Tages-Inzidenz, bestätigt. Diese nicht einmal 24 Stunden alte Genehmigung wurde heute am späten Vormittag zurückgenommen. Für unsere Fans, die sich den heutigen Abend eingeplant haben, aber auch für unsere Mitarbeiter der Geschäftsstelle, die die letzten 48 Stunden Tag und Nacht durchgearbeitet haben, ist diese Entscheidung extrem ernüchternd.“, so Jürgen Schweikardt. „Bei allem Verständnis für die Pandemiebekämpfung, benötigt der TVB und der ganze Profisport ein minimales Maß an Planbarkeit. Auf eine Genehmigung, die wir 30 Stunden vor Beginn der Veranstaltung erhalten, müssen wir uns verlassen können.“, so Schweikardt weiter.

Interview mit Gästetrainer Jamal Naji

Im Vorfeld der heutigen Partie gegen TUSEM Essen haben wir mit dem Trainer der Gäste gesprochen. Jamal Naji bekleidet das Traineramt in Essen seit Juli 2020 und ist damit der Nachfolger von Jaron Siewert.

Herr Naji, Sie sind nun seit fast genau drei Monaten Cheftrainer eines der zwanzig Bundesligisten in Deutschland. Wie sieht Ihr persönliches Fazit dieser drei Monate aus?

Wir haben eine außergewöhnlich lange Vorbereitung gehabt, welche mir als Trainer die Möglichkeit gegeben hat, sehr umfangreich mit der Mannschaft zu arbeiten. Dies haben wir genutzt, um viel Zeit in die individuelle Weiterentwicklung der Spieler zu investieren. Erst gegen Ende der Vorbereitung haben wir dann an taktischen Themen gearbeitet. Ich denke wir haben die Zeit insgesamt gut genutzt.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Mannschaft vor allem auch in Anbetracht der herausfordernden Situation mit der Corona-Pandemie?

Wir haben in der ersten Phase der Vorbereitung sehr viel individuell gearbeitet. Mit jungen Spielern kann man natürlich noch größere Entwicklungsschritte erzielen. Mit der schrittweisen Anpassung der Regularien konnten wir dann auch mehr in Gruppen trainieren. Insgesamt denke ich, dass wir eine gute Entwicklung mit einem großen Schritt nach vorne gemacht haben.

Eine Saison, welche keiner anderen zuvor gleichen wird, steht bevor. 38 Spiele sind zu absolvieren, welche erst im Oktober beginnen. Zuschauer sind zumindest zu Beginn nur sehr limitiert zu den Spielen zugelassen. Was sehen sie als größte Herausforderung dieser Saison?

Wir sollten uns nicht zu viele Gedanken machen, wie uns Corona einschränkt, sondern sollten uns damit beschäftigen, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten tun können, damit uns Corona in unserer sportlichen Leistung so wenig wie möglich beeinflusst. Trotzdem wird die Pandemie die Saison prägen und verlangt jedem Team viel Disziplin ab. Ein sehr disziplinierter Umgang mit dem Geschehen kann im Laufe der Saison durchaus dazu führen, dass Teams Vor- oder Nachteile erfahren werden. Somit sehe ich dies als wichtige Herausforderung.

Befürchten Sie eine mögliche Wettbewerbsverzerrung?

Wie bereits angedeutet könnten personelle Konsequenzen aus Quarantäne oder Erkrankungen durchaus die Saison beeinflussen. Wenn bei einer Mannschaft die drei besten Individualisten fehlen, wird es für sie schwerer, Spiele zu gewinnnen. Trotzdem möchte ich diesen Aspekt zum jetzigen Zeitpunkt nicht überbewerten.

Die WILD BOYS haben sich in den letzten Jahren in der 1. Bundesliga etabliert. Vor der letzten Saison gab es einen großen Umbruch im Team. Zu Beginn dieser Saison gibt es die wichtigsten Änderungen im rechten Rückraum. Wie schätzen sie das Team des TVB in dieser Saison ein?

Ich denke, dass Stuttgart mit Viggó Kristjánsson und Jerome Müller im rechten Rückraum sehr gut aufgestellt ist. Beide Spieler ergänzen sich sehr gut. Besonders Kristjánsson ist zusätzlich im Überzahlspiel ein sehr guter Entscheider. Mit Primož Prošt hat der TVB zusätzlich hinter Jogi Bitter einen Spieler dazu bekommen, der sich in der Liga nicht mehr beweisen muss. Alle anderen Neuzugänge des letzten Jahres haben eine Saison mehr Erfahrung in der 1.Liga gesammelt. Ich schätze den TVB somit stärker ein als in der Vorsaison.

Was muss Ihrem Team gelingen, um in Spielen gegen erfahrene Bundesligisten eine Chance zu haben?

Zunächst dürfen wir nicht in Ehrfurcht erstarren. Die Mannschaft hat sich in der vergangenen Saison sportlich für diese Liga qualifiziert. Nun dürfen wir uns mit den stärksten Teams in Deutschland messen. Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga und somit noch viel Entwicklungspotential. Ich hoffe, dass wir weiterhin schnelle Fortschritte machen und weiteres Entwicklungspotential ausschöpfen.

Sie haben zuletzt als Referent am Handball Online Kongress teilgenommen. Was für eine Erfahrung war das für sie und halten sie Online Formate im Handball für ein geeignetes Mittel um Inhalte zu vermitteln?

Ich habe an beiden der bisherigen Kongresse teilgenommen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Unter den aktuellen Bedingungen ist es eine sehr gute Möglichkeit, sich mit anderen Trainern auszutauschen und auch Inhalte zu vermitteln, was mir in der Vergangenheit teilweise etwas gefehlt hat. Trotzdem kann ein Event in der Halle natürlich dadurch nicht ersetzt werden. Ich denke, dass in der Zukunft die Mischung ein guter Weg sein wird.