WILD BOYS wollen gegen Melsungen guten Rundenabschluss

Am letzten Sonntag hatte das Zittern um den Klassenerhalt für den TVB Stuttgart endlich ein Ende. Dank der Schützenhilfe des THW Kiel sind die WILD BOYS nun endgültig auf der sicheren Seite. Durch den 29:20-Erfolg bei den Eulen Ludwigshafen wahrten die Zebras zudem die Chance auf die Deutsche Meisterschaft.

Auf Schützenhilfe aus Kiel wollte sich der TVB Stuttgart eigentlich nicht verlassen. Ein Sieg gegen den ersatzgeschwächten HC Erlangen sollte den Klassenverbleib in eigener Regie ermöglichen. Doch daraus wurde nichts. „Wir haben uns heute auch selbst geschlagen“, haderte TVB-Coach Jürgen Schweikardt nach der 25:27-Heimniederlage. Wesentlich besser machten es die WILD BOYS zuvor beim Auswärtsspiel in Nordhorn. Mit einem souverän herausgespielten 29:26-Erfolg legten sie den Grundstein zum Klassenerhalt. Dabei überzeugte der TVB Stuttgart mit einer großen Durchschlagskraft im Angriff und einer hervorragenden Abwehrarbeit. Robert Weber, der sich in dieser Partie auf den vierten Platz der ewigen Torschützenliste der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga katapultierte, lobte: „Der TVB Stuttgart hat heute das ganze Spiel über dominiert.“

Heute ist nun am letzten Spieltag der Saison 20/21 in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga die MT Melsungen in Stuttgart zu Gast. Das Team aus Nordhessen, das aufgrund seiner vielen deutschen Nationalspieler auch „MT Deutschland“ genannt wird, gilt wegen seiner Unberechenbarkeit als Wundertüte der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Mit Silvio Heinevetter und Nebojša Simić haben die Melsunger ein ausgezeichnetes Torhütergespann. Timo Kastening und Tobias Reichmann bilden das Duo auf Rechtsaußen. Linkshänder Kai Häfner kann mit seinem Bruder Max ein Familientreffen in Stuttgart feiern. Felix Danner und der Kroate Marino Marić wechseln sich auf der Kreisposition ab, während auf Rückraummitte Domagoj Pavlović und der Däne Lasse Mikkelsen eingesetzt werden. Auf Rückraum-Shooter Julius Kühn muss die TVB-Deckung ihr Hauptaugenmerk richten. Von Linksaußen sorgen Michael Allendorf und Yves Kunkel für Torgefahr. Am letzten Wochenende gewann das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson zwar in Lemgo, verpasste aber trotzdem die Qualifikation für das internationale Geschäft.

Nach dem Sieg gegen FRISCH AUF! Göppingen haben GWD Minden und der HBW Balingen-Weilstetten, der in Berlin unterlag, mit siebenundzwanzig Zählern die besten Karten im Abstiegskampf. Die Eulen Ludwigshafen müssen nun in Minden und anschließend daheim gegen Göppingen gewinnen, um dem Abstiegsgespenst eventuell noch von der Schippe springen zu können. Für Spannung ist auch im Ringen um die Meisterschaft gesorgt. Momentan führt der THW Kiel mit einem Zähler Vorsprung vor der SG Flensburg-Handewitt die Rangliste an. Der Titelkampf wird damit wohl in der Mannheimer SAP-Arena entschieden. Die internationalen Plätze für die EHF European League sind an den SC Magdeburg, die Füchse Berlin, die Rhein-Neckar Löwen und den Pokalsieger TBV Lemgo-Lippe vergeben.

Heute geht eine wegen der Corona-Pandemie von vielen Unwägbarkeiten geprägte Saison zu Ende. Am letzten Spieltag heißt es nun auch Abschied nehmen von einigen bewährten Kräften des TVB Stuttgart.Zunächst bedankt sich der Verein bei Co-Trainer Karsten Schäfer, der neun Jahre mit seiner akribischen Arbeit die jeweiligen Cheftrainer unterstützte. „Er hat mir häufig den Rücken freigehalten“, stellt Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt fest. Für den Sportwissenschaftler Schäfer übernimmt der Spanier Vicente Alamo den Posten des Co- und Torwarttrainers an der Seite von Cheftrainer Roi Sánchez. Steffen Hepperle wird neuer Athletiktrainer beim TVB. Jürgen Schweikardt wird sich wieder voll seiner Aufgabe als Geschäftsführer der TVB 1898 Handball GmbH & Co. KG widmen.

Seine „alte Liebe“ HSV Hamburg, mit dem er unter anderem auch die EHF Champions League gewann, wird Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter künftig wieder unterstützen. Die TVB-Anhänger sagen Dankeschön für die vielen Paraden, mit denen der Nationaltorhüter dem Verein einige Male den Klassenverbleib gesichert hatte. Die „Lebensversicherung des TVB“ wird ersetzt durch den Schweden Tobias Thulin, der sich in Magdeburg in letzter Zeit mit hervorragenden Paraden immer mehr in den Vordergrund drängte. Die Fans des TVB Stuttgart können sich in der kommenden Runde auf einen ausgezeichneten Torhüter freuen.

Rudolf Faluvégi konnte in letzter Zeit seine Qualitäten auf der Spielmacherposition aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht unter Beweis stellen. Der Ungar wird den Verein verlassen. Für ihn kommt vom ungarischen Erstligisten Csurgól KK Egon Hanusz, der Max Häfner auf der Spielmacherposition unterstützen soll. Rechtsaußen Tim Wieling wechselt in die 2. Handball-Bundesliga. In der kommenden Saison wird Sascha Pfattheicher nun vom Dänen Sebastian Augustinussen auf der Rechtsaußenposition entlastet.    

Quelle: Joachim Gröser, Bildquelle: ALIBEK KAESLER

„Eine kämpferische Leistung in der zweiten Halbzeit.“

Stimmen zum Spiel Bergischer HC vs. TVB Stuttgart (30:31) am 23.06.2021:

Jürgen Schweikardt: „In der Kabine haben wir uns fest vorgenommen, dass wir aus diesem Spiel Punkte mitnehmen. In der ersten Halbzeit haben wir es dem BHC auch teilweise zu leicht gemacht. Ich glaube, nach vier Minuten hatten wir schon drei Bälle ins Aus geworfen und der BHC musste nur noch vorne laufen und Tore schießen. Der Rest, das Spiel 6-gegen-6 in Abwehr und Angriff, war ja eigentlich über sechzig Minuten gut. Wir haben einfach zu viele Gegenstöße kassiert in der ersten Halbzeit. Das wollten wir besser machen. Wir sind dann natürlich super reingekommen in den zweiten Durchgang, vor allem durch Jerome Müller, der uns durch einige Einzelaktionen wieder ins Spiel gebracht hat. Dann hilft uns heute auch das Überzahlspiel und auch Jogi im Tor. Mit der kämpferischen Leistung in der zweiten Halbzeit haben wir uns das heute verdient.“

Sebastian Hinze: „Wir spielen eine sehr, sehr gute erste Halbzeit – egal, wer auf der Platte war. Wir hatten eine hohe Aggressivität in den Zweikämpfen und eine kurze Phase, in der wir ein paar Bälle liegen lassen. Da kommen wir dann wieder gut heraus, haben ein gutes Paket aus Abwehr und Tempospiel und sind auch im 7-gegen-6 immer in den Konter gegangen. Das war sehr, sehr gut. Wir nehmen uns das auch für die zweite Halbzeit vor aber kommen ganz, ganz schlecht aus der Halbzeit in die Abwehr. Das ist für mich die Grundproblematik. Dann verlieren wir unsere Basis und kommen nicht mehr ins Tempospiel. Im Angriff, finde ich, haben wir gute Schusssituationen, die Bitter dann wegnimmt. Wir dürfen es aber gar nicht zu dieser Situation kommen lassen, sondern dürfen die zweite Halbzeit nicht so gestalten, dass wir 17 oder 18 Gegentore bekommen. Wir dürfen höchstens bei 13 oder 14 Gegentoren, wie in der ersten Halbzeit, landen. Dann hätten wir das Spiel heute gewonnen.“

Jogi Bitter: „Wir haben in der Halbzeit ganz klar erörtert, was in der ersten Halbzeit schlecht funktioniert hat. Das haben wir dann am Ende viel besser gemacht, weil wir mit mehr Mut in die Aktionen gegangen sind und dann die einfachen Tore gemacht haben. Wir haben Höhen und Tiefen in dieser verrückten Saison gehabt und sind froh, dass wir jetzt am Ende sicher über dem Strich stehen und heute eine gute Performance abgeliefert haben. Ich bin auch froh, dass die gesamte HBL wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt und langsam wieder Zuschauer in die Hallen kommen.“

Fabian Gutbrod: „Ich glaube, Stuttgart macht das in der zweiten Halbzeit viel besser im 7-gegen-6 und nervt uns da richtig. Dazu haben sie im rechten Rückraum mit Kristjánsson und Müller zwei sehr gute Entscheidungsspieler. Im Vergleich zur ersten Halbzeit kommen wir auch nicht mehr so gut in unser Tempospiel. Sie haben das einfach als Mannschaft sehr gut gespielt. Auch wenn das natürlich weh tut, muss man das akzeptieren.“ 

Bildquelle: Andreas Fischer Wuppertal

Beherzter zweiter Durchgang bringt zwei Punkte gegen den BHC

Im letzten Auswärtsspiel der laufenden Saison traf der TVB heute in der Klingenhalle in Solingen auf den Bergischen HC. Vor 800 Zuschauern zeigten die WILD BOYS nach einer durchwachsenen ersten Halbzeit eine kämpferische Leistung im zweiten Durchgang. Angeführt von Jerome Müller spielte der TVB beherzt auf und sicherte sich den 6. Auswärtssieg der Saison.

Der TVB startete mit zwei technischen Fehlern im Angriffsspiel in die Partie. Den ersten Treffer für die Gäste aus Stuttgart machte Alexander Schulze aus kleinem Winkel von der Linksaußenposition. Sein Tor war der Treffer zum 1:1 in der 4. Spielminute. In der Folge legten die Bergischen Löwen stets ein Tor vor und die WILD BOYS zogen wieder gleich (2:2, 6. Minute; 3:3, 9. Minute). In der zehnten Minute gelang es dem BHC erstmals, mit zwei Treffern in Führung zu gehen. Fabian Gutbrod und Max Darj waren die Torschützen zum 4:3 und 5:3.

Der Stand von 7:4 nach knapp 13 Minuten veranlasste Jürgen Schweikardt zu seiner ersten Auszeit. Den nachfolgenden Angriff konnte der TVB aber nicht in einen Treffer ummünzen. Stattdessen holte Renars Uscins auf der anderen Seite einen 7-Meter heraus. Linus Arnesson, mit insgesamt acht Treffern der beste Werfer der Partie, verwandelte diesen sicher zum 8:4. Adam Lönn unterbrach schließlich die rund viereinhalbminütige torlose Phase des TVB in der 15. Minute. Im Gegenzug stellten Fabian Gutbrod und Linus Arnesson auf 10:5 (17. Minute). Dies war die höchste Führung in diesem Spiel.

Durch die Umstellung auf das Spiel mit dem 7. Feldspieler und eine verbesserte Abwehrarbeit in Kombination mit Paraden von Jogi Bitter schaffe es der TVB, diesen Rückstand bis zur 23. Minte auf zwei Tore zu verkürzen (12:10). Aufgrund von Zeitstrafen gegen Dominik Weiß und Fynn Nicolaus war der TVB im Anschluss in doppelter Unterzahl. Nichtsdestotrotz bot sich die Chance auf den Ausgleichstreffer. Doch dieser fiel nicht. Vielmehr netzte Lukas Stutzke zum 13:10 in der 24. Minute.  

Tomas Mrkva, der ab der 26. Minute für Christopher Rudeck im Kasten des BHC stand, sorgte mit zwei Paraden von freien Würfen dafür, dass der TVB bis zur Halbzeit nicht näher an die Löwen herankam. Mrkva hielt im ersten Durchgang drei der insgesamt sechs Würfe, die auf sein Tor kamen. Thomas Babak stellte letztlich auf 17:13 – der Halbzeitstand. 

Nach der Pause kam der TVB direkt gut ins Spiel und vor allem einer ging voran: Jerome Müller. Er traf innerhalb der ersten fünfeinhalb Minuten gleich viermal und sorge mit dem Treffer zum 18:17 schließlich dafür, dass der TVB den Anschlusstreffer markierte. Sebastian Hinze hatte genug gesehen und legte die grüne Karte auf den Tisch der Zeitnehmer. 

Die Aufholjagd der WIlD BOYS konnte dadurch zunächst gestoppt werden – Fabian Gutbod hatte direkt nach der Auszeit in der 37. Minute zum 19:17 getroffen. In der Folge konnte der Bergische HC den TVB stets mit einem oder zwei Treffern auf Distanz halten. In der 44. Minute war es dann so weit: Viggó Kristjánsson konnte ausgleichen. Sein Tor zum 24:24 war zugleich sein 220. Saisontreffer. Nachdem Alexander Weck vom 7-Meter-Strich an Bitter, der heute insgesamt drei 7-Meter entschärfte, scheiterte, konnte der TVB die Führung übernehmen. Dominik Weiß war es, der das 24:25 und damit die erste Führung des TVB markierte (45. Minute). Dies war bereits der 12. Treffer des TVB im zweiten Durchgang. Bei diesem Spielstand von 25:24 sollte es lange Zeit blieben.

Erst in der 50. Minute beendete Jeffrey Boomhouwermit mit dem 25. Treffer des BHC eine lange torlose Phase in diesem Spiel. Bis zur 57. Minute erarbeiteten sich die WILD BOYS einen Vorsprung von drei Toren. Mit dem 27:30 durch Tim Wieling schien die Vorentscheidung gefallen zu sein. Nach einem 3:0-Lauf der Löwen war anderthalb Minuten vor dem Ende aber wieder alles völlig offen. Aufgrund eines Wechselfehlers mussten die Gastgeber dann allerdings bis zum Spielende in Unterzahl agieren. Den daraus resultierenden Platz auf Linksaußen nutze Alexander Schulze, der mit dem 31:30 seinen 5. Treffer im 5. Versuch machte. Jogi Bitter parierte den letzten Wurf auf sein Tor, sodass der 6. Auswärtssieg des TVB gesichert war.

Am Sonntag steht nun der letzte Spieltag einer langen Saison an. Für den TVB geht es dann in der Porsche-Arena gegen die MT aus Melsungen, die am heutigen Spieltag den Füchsen Berlin mit 32:35 unterlag.

Bildquelle: Andreas Fischer Wuppertal