Die Stimmen zum Pokalspiel gegen den THW

Jürgen Schweikardt: Glückwunsch an den THW Kiel. Zunächst möchte ich mich für die Unterbrechung entschuldigen. Das ist nun bereits zum zweiten Mal bei uns in dieser Halle vorgekommen. Auch bei anderen Veranstaltungen ist dies bereits vorgefallen. Bedauerlicherweise war kein Verantwortlicher der Stadt bei diesem wichtigen Spiel hier vor Ort. Das ist eine Sache, die so nie wieder passieren darf und enorm peinlich für uns als Verein ist. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft und was sie heute geleistet hat – ich hatte Gänsehaut. Hoffentlich ziehen die Jungs die positiven Aspekte aus dieser sehr guten Partie.

Filip Jicha: Wir sind sehr glücklich, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Nach dem anstrengenden Programm der letzten Wochen war es ein großer Kraftakt für uns. Wir wussten, was uns heute erwartet. Stuttgart hatte nach dem Sieg gegen Nordhorn nochmal Selbstvertrauen getankt. Das heutige Spiel zeigt auch, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat. Es war eine Partie mit vielen Höhen und Tiefen, worauf die ungewöhnliche Pause einen Einfluss darauf hatte. Wir sind gut aus der Halbzeit gekommen und führen dann mit sieben Toren. Am Ende haben wir ein bisschen den Fokus verloren. Dadurch kommt Stuttgart zurück ins Spiel. Es lässt sich festhalten, dass Stuttgart bis zum Ende gekämpft hat. Wir sind sehr froh, dass wir das Final Four erreichen konnten.

Patrick Zieker: Es ist unfassbar bitter und enttäuschend, dass wir ausgeschieden sind. Man hat an den Emotionen von Kiel gemerkt, dass sie über 60 Minuten gezittert haben. Am Ende steht dann ein Stück die individuelle Qualität von Kiel über dem, was wir heute gezeigt haben. Am Ende war der THW einfach immer dieses eine Tor, das letztlich gereicht hat, vorne. Es gilt jetzt die Köpfe möglichst schnell frei zu bekommen und dann bereiten wir uns auf das Auswärtsspiel in Wetzlar vor.

Denkbar knappe Niederlage nach einem tollen Pokalfight

Schmidt, Weiß, Faluvégi, Wieling, Zieker, Späth und Bitter – diese Startaufstellung schickte Jürgen Schweikardt ins Rennen, um Vereinsgeschichte zu schreiben.

Dominik Weiß traf gleich im ersten Angriff für die Stuttgarter. Nach fünf gespielten Minuten stand es 3:3, wodurch sich ein offener Schlagabtausch beider Teams abzeichnete. Durch Harald Reinkind konnte der THW erstmals in Führung gehen. Einige Fehlwürfe der Stuttgarter verhinderten den erneuten Ausgleich, weshalb Niclas Ekberg und Magnus Landin die Führung auf 5:8 ausbauen konnte. David Schmidt und Max Häfner verkürzten zwar in der 15. Spielminute, allerdings konnte die Abwehr des TVB den Kieler Angriff nicht stoppen. Nach 22 gespielten Minuten stand es 10:12 für die Gäste.

Kiel blieb geduldig im Angriff und baute durch Ole Rahmel die Führung drei Minute vor der Halbzeit auf vier Tore aus. Weiß und Späth verkürzten indes erneut auf 12:14. Mit dem Halbzeitpfiff traf Landin von rechts außen zum 15:18.

Der Beginn der zweiten Halbzeit gestaltete sich sehr temporeich. Nach drei gespielten Minuten stand es 17:20, nicht zuletzt aufgrund zwei Paraden von Jogi Bitter. Schmidt verkürzte auf zwei Tore, kurz darauf gelang Peshevski der Anschlusstreffer zum 19:20.

Nach einer unfreiwilligen Unterbrechung wurde das Spiel nach rund 30 Minuten wieder angepfiffen. Kiel traf per Strafwurf zur 4-Tore-Führung. Nach 40 gespielten Minuten konnte sich der THW beim Stand von 19:25 und 20:27 weiter absetzen. Der TVB schien nicht zurück ins Spiel zu finden.

Nach einer erneuten Auszeit von Schweikardt brachten die Tore von Häfner, Lönn und Schmidt Stuttgart zurück ins Spiel. Die Anzeigetafel zeigte nun 24:28 für die Gäste. Lönn gelang im Gegenstoß das 26:29. Nach Parade von Bitter kommt der TVB zehn Minuten vor dem Ende durch Zieker auf zwei Tore ran. Der in der zweiten Halbzeit stärker aufspielende Bitter verhinderte das Gegentor, während Lönn den Anschlusstreffer erzielen konnte.

Pekeler traf vom Kreis in der 58. Spielminute zum 32:34. Der TVB lies in dieser Phase zwei wichtige Wurfversuche liegen und schaffte es nicht, den Ausgleich zu erzielen. Späth klaute sich dennoch den Ball und verwandelte den Anschlusstreffer im Gegenstoß eine Minute vor Schluss.

Die Zeit reichte beim Stand von 34:35 nicht aus, um in Ballbesitz zu kommen. Dennoch zeigte der TVB einen tollen Pokalfight und musste den THW letztlich denkbar knapp ins Final Four einziehen lassen.

Niederlage im Derby

Männer Landesliga: VfL Waiblingen Handball 2 – TV Bittenfeld 1898 3 26:25 (14:15)

Vergangenen Samstag traf Bittenfeld in der Rundsporthalle auf den VfL Waiblingen. Es wurde das zu erwartend spannende Spiel, bei dem sich über die gesamte Spielzeit keine Mannschaft mit mehr als zwei Toren absetzen konnte. Der VfL erwischten dabei den etwas besseren Start in die Partie, doch der TVB steigerte sich und es entwickelte sich eine umkämpfte erste Halbzeit. Bittenfeld stand kompakt in der Abwehr, hatte allerdings Schwierigkeiten im Positionsangriff, so stand es nach zehn Minuten 6:6. Ein kleiner Zwischensprint des TVB verschaffte eine zwei Tore Führung, welche direkt von den Hausherren egalisiert werden konnte, zum Zwischenstand von 9:9 nach zwanzig gespielten Minuten. Zwei Sekunden vor der Halbzeit erzielten Bittenfeld den Treffer zur 14:15 Halbzeitführung. Die zweite Halbzeit startete unglücklich, zwei aufeinander Folgende Zwei-Minuten-Strafen bremste den TVB aus und Waiblingen konnte nach 40 Minuten in Führung gehen – 20:19. Die Abwehrreihen waren in der nächsten Phase kaum zu überwinden, es fiel fast zehn Minuten lang nur ein Tor. Die Schlussphase gehörte wieder Waiblingen, das fünf Minuten vor dem Ende mit zwei Toren die Nase einen Tick weiter vorne hatte. Bittenfeld konnte diesen Rückstand nicht mehr drehen und musste sich trotz guter kämpferischer Leistung mit 25:26 geschlagen geben. Nächsten Samstag, den 07.12.2019, steht das nächste Heimspiel gegen die SG Schorndorf an. Gespielt wird um 17:30 in der Gemeindehalle in Bittenfeld.

Der TVB: Finn Hummel (Tor), Robin Wilms (Tor), Felix Hoffmann, Florian Kruck, Ioannis Savvidis, Leander Schnetzer, Sebastian Konrad, Pascal Luithardt, Jens Baumbach, Florian Federhofer, Silas Müller, Philipp Kusche, Nico Bauer und Fynn Fröschle

Spiel des Jahres: TVB träumt vom Pokal-Halbfinale

Dürfen die Erstliga-Handballer des TVB Stuttgart bereits zwei Tage nach dem Sieg gegen die HSG Nordhorn-Lingen erneut jubeln? Es wäre eine faustdicke Überraschung, schließlich kommt im Viertelfinale des DHB-Pokals an diesem Dienstag (20 Uhr) der Titelverteidiger und Meisterschaftsfavorit THW Kiel in die Scharrena. „Es ist ein großes Ziel und eine einmalige Chance für uns“, sagt der Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt – der TVB träumt vom Final Four in Hamburg.

Es wäre eine Premiere für den TVB, eine andere erlebte er am Sonntag: Zum ersten Mal hatte Sky ein Scharrena-Spiel des TVB als sogenanntes Top-Spiel ausgewählt. Geschuldet war diese Ehre dem Tabellenstand der Kontrahenten, schließlich erwartete der Drittletzte Stuttgart das Schlusslicht HSG Nordhorn-Lingen. Fünf Kameras waren in der kleinen Scharrena aufgebaut, 24 Personen des Bezahlsenders hatten sich akkreditieren lassen. Als Co-Kommentator fungierte Martin Schwalb.

Der ehemalige Trainer des HSV Hamburg sah wie die 2169 Fans eine recht einseitige Partie, der TVB hatte den Gegner jederzeit unter Kontrolle. Letztlich schmeichelte die 24:29-Niederlage den Nordhornern. Die Höhe des Sieges war für den Stuttgarter Trainer zweitrangig. „Wir haben zum wiederholten Mal eine stabile Leistung gezeigt, das ist für mich entscheidend“, sagte Jürgen Schweikardt am Tag danach. Und sein Team bewies wieder einmal Nervenstärke in diesem so wichtigen Spiel. „Die Anspannung war zwar da, aber nicht über Gebühr.“ Vor dem 27:23-Sieg in Ludwigshafen vor knapp zwei Monaten sei sein Team in einer ähnlich schwierigen Situation gewesen. „Aber natürlich ist uns allen ein großer Stein vom Herzen gefallen.“

Mit dem saisonübergreifend erst zweiten Sieg in den jüngsten 22 Spielen hat sich der TVB um einen Platz in der Tabelle verbessert, bei nur zwei Punkten Abstand auf die Abstiegsplätze bleibt die Lage jedoch schwierig. Bevor das Schweikardt-Team am Samstag in Wetzlar einen weiteren Anlauf auf die nächsten Punkte nimmt, steht an diesem Dienstag ein ganz besonderes Duell auf dem Programm: ein K.o.-Spiel gegen die Kieler Zebras. Nur ein Sieg ist der TVB vom größten Erfolg in seiner Vereinsgeschichte entfernt, dem Erreichen des Final Four Anfang April in Hamburg.

„Wir freuen uns riesig auf das Spiel“, sagt Schweikardt. „Wir können endlich einmal ohne den großen Druck spielen.“ Indes: Sollte Kiel seine Normalform auf die Platte bringen, wird für den TVB im Viertelfinale Endstation sein. „Falls nicht, müssen wir da sein.“ Schon dreimal in dieser Saison hat der TVB bewiesen, dass er die Großen ärgern kann – Magdeburg, Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen.

Die Vorbereitung auf das Saison-Highlight begann für Schweikardt direkt nach dem Liga-Spiel am Sonntagabend. Nur ein ganzer Tag bleibt Zeit, mehr ist nicht drin. „Es war klar, dass wir uns zunächst ausschließlich auf Nordhorn konzentrieren werden“, so Schweikardt.

Die größte Veränderung bei den Zebras gab’s auf der Trainerbank: Der bisherige Co-Trainer Filip Jicha hat Alfred Gislason ersetzt – und es sieht so aus, als ob der Übergang nahtlos vonstattengegangen ist. Nach dem 33:32-Sieg gegen Montpellier, den Champions-League-Sieger von 2018, gehen die Kieler als Tabellenführer in ihrer Champions-League-Gruppe ins neue Jahr. In der Bundesliga steht der THW nach Minuspunkten an der Tabellenspitze – und damit genau dort, wo ihn viele Experten nach vier Spielzeiten ohne Meisterschaft am Ende dieser Saison vermuten. Auch Schweikardt schätzt die Zebras in dieser Saison einen Tick stärker ein als die Konkurrenz. Anders als vor vielen Jahren sei Kiel aber nicht mehr unschlagbar. Einen exquisiten Kader hat der THW Kiel jedoch nach wie vor beinander, da lässt sich auch der verletzungsbedingte Ausfall von Domagoj Duvnjak verschmerzen.

Verloren haben die Kieler in dieser Spielzeit in Magdeburg (31:32) und bei den Rhein-Neckar Löwen (25:26). Nicht jeder der elf Siege war allerdings souverän (27:26 gegen Leipzig, 30:27 gegen Ludwigshafen, 30:27 in Lemgo). Die Bilanz des TVB gegen Kiel ist bei acht Niederlagen in acht Spielen zwar ernüchternd. Vor allem aber die gute Leistung aus der vergangenen Saison muss dem TVB Mut machen. Bei ihrem 30:27-Sieg in der Porsche-Arena hatten die Kieler große Schwierigkeiten.

Jürgen Schweikardt bangt noch um Adam Lönn. Der Schwede saß gegen Nordhorn wegen einer schmerzhaften Fersenprellung 60 Minuten auf der Bank. Deshalb musste der Trainer auch seinen zuletzt bewährten Mittelblock mit Lönn und Samuel Röthlisberger austauschen. Manuel Späth und Dominik Weiß waren jedoch gute Vertreter. Ob es für Lönn gegen Kiel schon reichen wird, dürfte sich kurzfristig entscheiden.

1800 Tickets waren am Montag verkauft. Das bedeutet, für Kurzentschlossene sind noch rund 400 Karten an der Abendkasse erhältlich. Sie öffnet um 18.30 Uhr.

Quelle: Thomas Wagner / ZVW