„Wir haben uns heute mal wieder selbst geschlagen.“

Roi Sánchez: „Erstmal Glückwunsch an Hamburg und Toto, ich glaube sie waren heute deutlich besser als wir. In der ersten Halbzeit haben wir einfach nicht gut verteidigt, wenn ich ehrlich bin. Wir haben nicht zusammengearbeitet und konnten deshalb das Eins-gegen-Eins gegen die Hamburger Spieler nicht verteidigen. Wenn du so viele Tore bekommst und deine eigenen Chancen vergibst, dann ist es schwer, ins Tempospiel zu kommen und die einfachen Chancen im Angriff zu generieren. Hamburg hat in der Abwehr sehr gute Spieler, vor allem im zentralen Block, da hatten wir dann wirklich Schwierigkeiten im Sechs-gegen-Sechs. Wir sind etwas besser in die zweite Halbzeit gekommen, haben besser gedeckt und konnten dadurch dann auch unser Tempospiel spielen. Aber dann war Vortmann da und hat in der zweiten Halbzeit zwölf Bälle pariert. Das war am Ende auch ein Schlüssel für den Hamburger Sieg. Insgesamt hat sich der HSV Hamburg den Sieg heute verdient. In unserer jetzigen Situation mit vier Niederlagen in Folge verstehe ich nicht, wieso die Jungs mit so viel Druck spielen. Dieser Druck hat uns heute nicht gut getan. In Zukunft müssen wir versuchen, den Druck etwas abzulegen, weil es mit so viel Druck und Zweifeln schwer ist, ein Bundesligaspiel zu gewinnen.“

Torsten Jansen: „Wir haben heute ein schweres Spiel erwartet und es war auch ein schweres Spiel mit vielen sieben-gegen-sechs Aktionen, vielen eins-gegen-eins Aktionen, vielen indirekten Sperren und einem wurfgewaltigen Adam Lönn. Wir haben das in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht, in der zweiten Halbzeit war das dann mein Verschulden, das wir zu viel gewechselt haben und dann nicht mehr so richtig ins Tempospiel gekommen sind. Vorne haben wir dann auch die ein oder andere Chance übersehen und haben dann lieber versucht, den Ball an den Kreis oder weiter zu spielen. Jedoch sind wir heute glücklicherweise dafür nicht bestraft worden, weil das Tempospiel von Stuttgart nicht zum Erfolg geführt hat und der Grund dafür war eine Person, nämlich Jens Vortmann. Er hat uns in dieser Phase nicht nur im Spiel gehalten, sondern auch eine gewisse Sicherheit gegeben. Das Ergebnis ist dann am Ende jedoch aus meiner Sicht ein bisschen zu hoch ausgefallen.“

Patrick Zieker: „Die heutige Niederlage liegt klar an den vielen Chancen, die wir liegen gelassen haben. Wir haben uns heute mal wieder selbst geschlagen. Ähnlich wie beim Spiel gegen Göppingen haben wir uns wieder viele Chancen herausgespielt, aber momentan gehen sie einfach nicht rein. Wir haben jedes Spiel eine andere Baustelle. Heute war es in der ersten Halbzeit die Deckung, in die wir nicht reingefunden haben. Deswegen waren wir zur Pause in Rückstand, aber das, was wir dann in der zweiten Halbzeit verwerfen, ist natürlich nicht bundesligawürdig. Das Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen ist erst mal noch sehr weit weg. Ich glaube, uns fehlen ein bisschen die Worte. Wir sind nicht nur enttäuscht, sondern sehr frustriert über unsere Leistung. Das müssen wir sicherlich noch aufarbeiten und versuchen, im Laufe der Woche die Köpfe wieder aufrichten zu können und dann mit neuem Elan und neuem Ehrgeiz die Aufgabe gegen die Rhein-Neckar Löwen angehen.“


TVB auch gegen Hamburg punktlos

Am heutigen Sonntag waren mit dem HSV Hamburg viele bekannte Gesichter in Stuttgart zu Gast. Jogi Bitter, Manuel Späth und Tobias Schimmelbauer kehrten mit dem Team aus der Hansestadt an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Vor rund 3.900 Zuschauern verlor der TVB mit 26:34 gegen Aufsteiger. Damit bleibt der TVB auch im vierten Spiel ohne Punkte

Das Team von der Elbe war hellwach und kam gut in die Partie. So stand es nach gut fünf gespielten Minuten 1:4. Bis zur 13. Minute kämpfte sich der TVB dann Tor und Tor heran und glich letztlich zum 5:5 aus. Seitens des TVB trafen bis dato zwei Mal Adam Lönn, Zharko Peshevski, Sebastian Augustinussen und Jerome Müller. 

Allerdings konnten die Stuttgarter nicht in Führung gehen und so legte der HSV Hamburg stets vor und der TVB musste nachziehen. Nach knapp 18 Minuten rief Roi Sánchez sein Team beim Spielstand von 9:12 erstmals zur Auszeit zusammen. In der direkten Folge konnte der TVB verkürzen aber musste bis zur Pause dann wieder abreißen lassen. Das 14:19 in der 29. Minute bedeutete die erste 5-Tore-Führung in diesem Spiel. Mit fünf Toren Unterschied, beim Stand von 14:19, ging es dann auch in die Kabinen. 

Knapp zweieinhalb Minuten lang musste sich das Publikum in der Porsche-Arena bis zum ersten Treffer im zweiten Durchgang gedulden. Es netzte Philipp Bauer für den HSV. Anschließend fielen Tore auf beiden Seiten. Dann sollten auf beiden Seiten einige Fehlwürfe und Paraden folgen. Jens Vortmann im Tor der Hamburger erreichte zwischenzeitlich eine Quote von 57 % gehaltener Bälle.

Dies war Grund genug für Sánchez, beim Stand von 15:21 nach 36 Minuten seine zweite Auszeit zu nehmen. Die Abwehr des TVB stand dann stabiler, aber Vortmann zeigte weiterhin eine super Leistung und so konnten die WILD BOYS aus der verbesserten Abwehrarbeit kein Kapital schlagen. Eine Viertelstunde vor Schluss stand es 19:26. In der Folge wurde im Angriff im 7 gegen 6 agiert. Aber auch dieses taktische Mittel brachte den TVB nicht näher an die Hansestädter heran (20:28, 50. Minute). 

Ab der 55. Minute agierte der TVB dann mit einer offenen Abwehr. Dies änderte aber nichts am Auswärtserfolg des Aufsteigers. Das Team von Torsten Jansen siegte am Ende mit 26:34 und nimmt zwei Zähler mit aus Stuttgart. Wiederholt bester Werfer der WILD BOYS war Adam Lönn, der heute insgesamt siebenmal netzte. 

Das nächste Spiel steht für den TVB Stuttgart in genau einer Woche an. Am kommenden Sonntag geht es gegen die Rhein-Neckar Löwen in der Porsche-Arena. Tickets gibt es hier: https://bit.ly/TicketsTVBRNL


Wiedersehen mit alten Bekannten

Zum heutigen Heimspiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen den Handball Sport Verein Hamburg heißt Sie der TVB Stuttgart recht herzlich willkommen. Begrüßen wollen wir hier in der Porsche-Arena auch die Mannschaft aus der Hansestadt Hamburg sowie die mitgereisten Anhänger des Teams von der Elbe. Grüß Gott sagen wir auch den beiden Schiedsrichtern der heutigen Partie. Wir wünschen ihnen ein glückliches Händchen und „gut Pfiff“.

Hamburg, das verbindet man eigentlich mit dem Hafen, der Elbphilharmonie, dem Michel, der Speicherstadt, St. Pauli und der Reeperbahn. Aber auch sportlich hat die Hansestadt einiges zu bieten. Zwar dümpelt der große HSV zurzeit als Schattendasein in der 2. Bundesliga herum, aber irgendwann werden auch die „Rothosen“ sicher wieder an das Tor zur Bundesliga anklopfen. Vorgemacht haben den Fußballern das bereits die Handballer vom HSV Hamburg. Eigentlich waren die Handballer mit ihrer Bundesligamannschaft in der Hansestadt Lübeck beheimatet. Mit dem Umzug nach Hamburg begann der Aufstieg des Handballsports an der Alster. 2006 konnten die Hamburger den DHB-Pokal und den DHB-Supercup gewinnen. 2011 holte der Verein die Deutsche Meisterschaft und gewann 2013 die EHF Champions League. Im Finale wurde der FC Barcelona mit 30:29 nach Verlängerung besiegt. 2016, als Folge einer großen Schuldenlast, zog der Insolvenzverwalter die Bundesliga-Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurück. Die Spieler verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Der ehemalige Nationaltorhüter „Jogi“ Bitter wechselte bekanntlich zum Bundesliga-Aufsteiger TVB Stuttgart und war über Jahre hinweg Leistungsträger und „Lebensversicherung“ der Schwaben im Handball-Oberhaus.

Da sich die zweite Mannschaft des Handball Sport Vereins Hamburg 2016 die Oberliga-Meisterschaft sicherte, trat sie als erste Mannschaft danach in der dritten Liga an. 2018 stieg das Team als Tabellenerster in die 2. Handball-Bundesliga auf und kehrte unter dem Trainer Thorsten Jansen 2021 in die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zurück. Und der HSV Hamburg hat sich für diese Saison gewaltig verstärkt. Mit Johannes „Jogi“ Bitter, Manuel Späth vom FC Porto, Nicolai Theilinger von FRISCH AUF! Göppingen, Ulrich Casper Mortensen vom Champions League Sieger FC Barcelona, dem Dänen Frederik Bo Andersen aus Gudme, Azat Vallulin vom Bundesliga-Absteiger Eulen Ludwigshafen sowie Torhüter Jens Vortmann aus Wilhelmshaven holte man sich gestandene Bundesligaspieler und vor allem eine ganze Menge Erfahrung an die Alster. Trotz dieser Neuverpflichtungen gab es für die Hamburger bereits eine Heimniederlage gegen FRISCH AUF! Göppingen, am dritten Spieltag siegten sie aber gegen die favorisierten Rhein-Neckar Löwen deutlich mit 32:27. Auswärts gab es allerdings für das Team von Trainer Jansen beim Bergischen HC nichts zu holen. Zwei, die sich von der Oberliga bis in die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga hochgekämpft haben, zeigten hier bisher sehr gute Leistungen. Die Rede ist von Regisseur Leif Tissier und Kreisläufer Niklas Weller, die gegen Göppingen zusammen 15 der 27 Treffer erzielten. „Die anderen Mannschaften werden sich darauf einstellen“, gibt Trainer Thorsten Jansen gegenüber der HANDBALLWOCHE zu bedenken.

Auch TVB-Coach Roi Sánchez muss die beiden auf dem Zettel haben, um keine Überraschung im heutigen Heimspiel zu erleben. Denn für den Gastgeber sind zwei Punkte gegen den Aufsteiger fast schon Pflicht. Vor allem nach der vom Ergebnis her ernüchternden Heimniederlage gegen FRISCH AUF! Göppingen. Doch die WILD BOYS zeigten dabei eine gute Leistung, scheiterten aber immer wieder mit glasklaren Möglichkeiten am Göppinger Torhüter Daniel Rebmann, der in dieser Partie wohl sein bisher bestes Spiel in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga zeigte. Seine zwölf Paraden waren mitunter dafür verantwortlich, dass die Heimmannschaft bereits zur Halbzeit mit 11:15 zurücklag. Aber die Gastgeber kämpften sich im zweiten Durchgang zunächst ins Spiel zurück, verkürzten von 13:18 auf 17:18. Die Zuschauer in der Halle witterten die Wende  und trieben ihr Team immer wieder an. Doch dann rührte Göppingen in der Abwehr Beton an. Die WILD BOYS kamen trotz Überzahl im Angriff nicht mehr durch. „Das haben wir gut verteidigt“, lobte Rebmann am Sky Mikrophon. Und so musste TVB Coach Roi Sánchez nach der Partie einräumen: „Wir haben von diesem Spiel etwas anderes erwartet. Diese Niederlage tut natürlich weh.“ Er gab sich aber gleichzeitig kämpferisch: „Wenn wir unsere Fehler abstellen, können wir die beiden Spiele in der kommenden Woche beim Bergischen HC und gegen den HSV Hamburg gewinnen.“

Das absolute Top-Spiel des letzten Spieltags fand aber in Kiel statt, wo die Zebras im Derby ihren Dauerrivalen aus Flensburg mit sage und schreibe 33:23 abfertigten. „Kiel demontiert Flensburg“, meinte nach dem Ende der Partie gar Sky-Kommentator Petrzika und wollte gleich die Meisterschale nach Kiel schicken. Aber Stefan Kretschmar warnte: „Die Bundesligaspielzeit ist noch lang.“ In den anderen Begegnungen des Sonntags gab es ebenfalls deutliche Heimsiege. Aufsteiger TuS N-Lübbecke gewann gegen den HBW Balingen-Weilstetten mit 32:27 und der Bergische HC unterlag überraschend klar in Hannover mit 20:28.

Bei diesen Ergebnissen gilt es für die WILD BOYS heute auf jeden Fall, einen Heimsieg über den HSV Hamburg einzufahren.

Quelle: Joachim Gröser