„Mit leicht modifizierten Konzepten einen Modus Vivendi finden“

Caterer Jörg Rauschenberger im Gespräch

Bereits seit 2015 begleitet Rauschenberger Catering & Restaurants den Weg des TVB Stuttgart. Seither werden die Besucher der Heimspiele der WILD BOYS im VIP-Bereich unter anderem vom Team-Rauschenberger bestens umsorgt.

Jörg Rauschenberger eröffnete im Jahr 1982 sein erstes Restaurant in Winnenden. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter eines der führenden deutschen Unternehmen im Segment der Fine-Dining Gastronomie und Eventcateringbranche. Als langjähriger Partner des TVB erzählt er von der Kooperation, blickt auf die aktuelle Lage in der krisengebeutelten Branche seines Unternehmens und wagt einen hoffungsvollen Blick in Richtung Zukunft.

Herr Rauschenberger, erzählen Sie uns doch vom Weg Ihres Unternehmens, der als ländliches Restaurant begann und heute auch international agiert. Wie haben Sie diesen Weg miterlebt und worin genau liegen Ihre Aufgabengebiete?

Nach meiner Ausbildung an der Hotelfachschule Lausanne hatte ich große Pläne aber kein Geld. Der eigenkapitalfreie Start mit einem bürgerlichen Restaurant in Winnenden war für mich, als 25jähriger Newcomer, der zunächst einzig machbare Weg in die Selbständigkeit. Die Ambitionen, die Grenzen meiner Heimatstadt zu sprengen, waren aber schon zu Beginn vorhanden. 

In der Folge habe ich dann jede Gelegenheit ergriffen, um mit meinem kleinen Unternehmen vorwärts zu kommen – durch viele Neueröffnungen von Cafés und Bistros, aber auch durch Ausflüge in die Welt der Gemeinschaftsverpflegung und der Schwimmbadbewirtschaftung. Das Konzept „Spaghetti House“, das ich insgesamt 4mal verwirklicht habe, schuf dann die finanzielle Basis, um mich dort hinzuentwickeln, wo ich wirklich hinwollte: in die Welt der Qualitätsgastronomie. Mein Ziel war es, eine Firma aufzubauen, die auf Grund guter Konzepte und klarer Strukturen funktioniert. Daher bin ich eher im Büro als vor Ort in unseren Restaurants anzutreffen. 

Was macht die Arbeit in Ihrer Branche generell und speziell in Ihrem Unternehmen besonders?

Wir sehen es als unsere wichtigste Aufgabe, unsere Gäste glücklich zu machen, sowohl in den Restaurants als auch auf den Veranstaltungen, die wir ausrichten. Dafür arbeiten wir hart und drehen an jeder Stellschraube. Es schafft eine ungeheure Befriedigung, wenn dies gelingt, das motiviert enorm und treibt uns an. Natürlich sind wir nicht perfekt, aber wir streben danach. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, zeigt zum Beispiel auch der zweite Stern des Guide Michelin, den wir für unser Restaurant Goldberg erhalten haben.

Mit dem TVB ist Rauschenberger Catering & Restaurants seit 2015 verbunden. Wie kam es zu dieser Partnerschaft?

Wie so vieles beim TVB, ist auch dies ein Resultat der Kreativität von Jürgen Schweikardt – sein unermüdliches Streben nach Verbesserungen hat uns zusammengebracht. Er wollte einfach noch mehr Abwechslung für die ohnehin schon sehr gute Versorgung der VIP-Gäste des TVB. Zunächst waren wir skeptisch, es ist aber schlicht nicht möglich, sich seinem Charme zu entziehen. Heute sind wir froh, die Partnerschaft eingegangen zu sein, es hat sich eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt.

Seit November sind bei den Heimspielens des TVB keine Zuschauer zugelassen. Somit hatte die COVID-19-Pandemie auch zur Folge, dass Sie und Ihr Team nicht der bis dato gewohnten Arbeit als VIP-Bereich-Caterer nachgehen konnten. Neue Zeiten erfordern neue Wege und Ideen. Der TVB bringt daher seit November 2020 den VIP-Bereich zu den Sponsoren nach Hause. Die mit kulinarischen Köstlichkeiten bestückten Gourmetpakete wurden im Vorfeld der Spiele zu den Sponsoren geliefert. Inwiefern konnten Sie durch dieses Konzept den Kontakt zu den Partnern des TVB halten? 

Das Konzept wurde sehr gut angenommen und wir sind dadurch für die Empfänger der Gourmetpakete auf der gastronomischen Landkarte geblieben. Es müssen jetzt nur noch alle wiederkommen, sobald die Gastronomie nach dem Lockdown öffnen darf. 

Welche neuen Wege haben Sie im Rahmen der Corona-Pandemie in Ihrem Unternehmen eingeschlagen bzw. einschlagen müssen?

Es liegt eine harte Zeit des Krisenmanagements hinter uns. Lieferungen sind in unserem Segment keine wirkliche Alternative, die Gäste eines Fine Dining Restaurants wollen ein Gesamterlebnis und nicht nur Nahrung. Deswegen wurde an unseren Restaurantkonzepten auch nichts Grundsätzliches geändert. Hinter den Kulissen haben wir allerdings kein Stein auf dem anderen gelassen, um noch mehr Effizienz zu erreichen, Stichwort Digitalisierung. Wir haben die Zeit gut genutzt.

Die aktuelle Lage versprüht Hoffnung: Die Zahl der geimpften Menschen steigt, die Zahl der Neuinfektionen ist rückläufig und die Regierung lockert die geltenden Beschränkungen unter anderem im Bereich der Gastronomie. Wie sehr sehnen Sie sich nach einem Stück Normalität und wie sehen Ihre Pläne für die kommende Zeit aus?

Wir alle wollen unser altes Leben zurück, keine Frage. Möglicherweise wird dies in vollem Umfang auf einige Jahre nicht möglich sein – hier denke ich insbesondere an die Welt der Großveranstaltungen. Das betrifft nicht nur uns Caterer, sondern ebenfalls alle großen Sportveranstaltungen, somit auch den TVB. Es wird aber möglich sein, mit leicht modifizierten Konzepten einen Modus Vivendi zu finden. Die Menschheit ist anpassungsfähig.

Der jüngste Bundesligatrainer im Interview

Herr Siewert, Ihre Mannschaft steht aktuell mit 38:24 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz. Wie zufrieden sind Sie mit der Punkteausbeute?

Natürlich sind wir nicht zufrieden mit der Anzahl der Minuspunkte, aber diese Saison hält für uns alle viele Unwägbarkeiten bereit. Wir haben noch einige Punktspiele vor uns, sodass man den aktuellen Zwischenstand auch nur als solchen bewertet. 

Die Punktausbeute ist für jeden Trainer aber nur die halbe Wahrheit. Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Mannschaft und die Leistungen im Verlauf dieser Saison?

Wir haben seit der Winterpause einige Schwankungen in unseren Spielleistungen. Es ist uns nicht gelungen, den Rhythmus aus der Hinrunde mitzunehmen und die maximale Kontinuität zu liefern. Dennoch haben wir es bis ins Finale der European League geschafft und haben eine ordentliche Ausgangssituation für den Endspurt in der Bundesliga.

Gegen die Top 4 der Liga – Kiel, Flensburg, Rhein-Neckar Löwen und Magdeburg – gelang Ihrer Mannschaft bisher nur ein Sieg. Was fehlt Ihrer Mannschaft in dieser Saison zu diesen Spitzenteams?

Jedes Spiel hatte seine eigenen Charakteristika und es fällt schwer, dort ein allgemein gültiges Urteil zu fällen. Wir waren ein paar Mal knapp dran, aber haben dann dieses letzte Momentum nicht bekommen und so eben auch keine Punkte geholt.

Für Ihre erste Saison als Cheftrainer bei den Füchsen hätten Sie sich sicher ganz andere Rahmenbedingungen gewünscht. Welche positiven Aspekte nehmen Sie aus dieser speziellen Situation mit, welche ansonsten nie eingetreten wären?

Die Konzentration auf das Beeinflussbare. Es gab in dieser Saison sehr viele Aspekte, welche nicht in der Hand der Spieler oder Trainer lagen, sodass man sich noch mehr auf die eigenen Parameter konzentrieren musste und konnte. Außerdem hat man sicherlich viel im Bereich der Flexibilität und Spontanität dazu gelernt, da man immer wieder auf kurzfristige Änderungen reagieren musste.

Das Mittelfeld der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ist sehr breit und ausgeglichen. Die WILD BOYS stehen eher am Ende und Ihre Mannschaft an der Spitze dieses Mittelfeldes. In den Spielen dieser Teams untereinander entscheiden oft Kleinigkeiten. Was wird für Ihre Mannschaft gegen den TVB entscheidend sein?

In erster Linie wollen und müssen wir auf uns gucken, um erstmal ein Optimum abzurufen. Natürlich muss man bei Stuttgart auf die zum einen schnellen und trotzdem wurfstarken Rückraumspieler achten, genauso wie die starken Konterspieler auf den Außen. Außerdem ist Jürgen Schweikardt immer gern für ein 7-gegen-6 zu haben, welches sehr unangenehmen zu verteidigen ist.

Es ist bereits Anfang Juni und die Teams haben noch sechs bis acht Spiele zu absolvieren. Woher nimmt Ihre Mannschaft zu diesem Zeitpunkt der Saison noch die Kraft und auch die Konzentration in den harten Spielen der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, speziell nach dem knapp verpassten Coup im Europapokal?

Das ist wirklich eine große Herausforderung für uns alle, dennoch muss man immer wieder betonen, dass der Spielbetrieb im Profibereich in der heutigen Zeit weiterhin ein Privileg ist. Natürlich sind die Spieler am Ende ihrer Kräfte und besonders im mentalen Bereich wird es immer mehr zu einem Kraftakt. Da passt es ganz gut, dass die Sonne wieder etwas öfter scheint und man in absehbarer Zeit mal wieder einen Kaffee draußen trinken kann. Außerdem hat man noch Ziele vor Augen, welche man erreichen will.

Bildquelle: Oliver Vogler

Foege wechselt mit Zweitspielrecht zu Horkheim

Der Nachwuchsspieler des TVB Stuttgart, Luis Foege, wechselt per Zweitspielrecht zum TSB Heilbronn-Horkheim. Der 19-jährige Linkshänder soll beim Drittligisten im rechten Rückraum mehr Spielpraxis bekommen, um sich bestmöglich weiterzuentwickeln. Foege wird auch weiterhin regelmäßig im Bundesligakader des TVB mittrainieren.

Durch die Tätigkeit von Michael Schweikardt, als Verantwortlicher für die Nachwuchs- und Anschlussförderung beim TVB Stuttgart sowie seiner Nebentätigkeit als Cheftrainer beim Drittligisten Horkheim, kam diese Option für den Jugendnationalspieler zustande.