Stimmen zum Kiel-Spiel

Alfred Gislason: Das war eine extrem schwere Arbeit für uns. Stuttgart hat gut gespielt und gut gedeckt und wir hatten in der ersten Halbzeit große Probleme in der Abwehr. Die war einfach nicht aggressiv genug. Vorne haben wir gut gespielt, aber sind zu oft an Bitter gescheitert. So ging es dann in der zweiten Halbzeit weiter. Wir haben letztendlich gewonnen, weil wir am Ende nicht die Köpfe hängen gelassen haben. Stuttgart war sehr stark in den letzten Spielen und deswegen kam der Spielverlauf heute nicht überraschend.

Jürgen Schweikardt: Ich bin mit unserer und vor allem Jogis Leistung mehr als zufrieden. Wenn wir hier heute was mitnehmen wollen, muss genau das eintreten was eingetreten ist. Kiel darf nicht den besten Tag haben und bei uns muss es mit viel Leidenschaft einfach laufen. All das war da. Wir haben uns in der Halbzeit das Ziel gesetzt bis zur 45. Minute bis auf ein Tor dran zu bleiben, auch das haben wir noch geschafft. Am Ende muss dann halt alles zusammen kommen, um hier was mitzunehmen. Das ist in den letzten 15 Minuten dann nicht mehr der Fall gewesen. Für uns ist das trotz allem ein herausragendes Ergebnis.

Bobby Schagen: Es war ein geiles Spiel daheim vor so einer Kulisse, vor allem für mich nach 2 Monaten Pause, das hat einfach Spaß gemacht. Wir sind zwar schwer ins Spiel gekommen, haben uns aber gut reingekämpft, haben immer dran geglaubt und am Ende hat uns dann einfach ein bisschen Glück zur Sensation gefehlt. Jetzt haben wir erst einmal drei Tage frei und starten dann in die Vorbereitung aufs Melsungen-Spiel.

TVB bietet dem Rekordmeister lange Paroli

Der TVB kam in den ersten Minuten schlecht in die Partie, während der THW Kiel mit einem 3:0-Lauf in das Spiel startete. Erst in der 5. Spielminute war es Schmidt, der den ersten Treffer für den TVB erzielte. Die Abwehrreihe des TVB Stuttgart stand nach der anfänglichen Schwächephase sehr stabil und konnte innerhalb kürzester Zeit auf 3:3 Unentschieden stellen. Schagens Treffer zum 5:4 in der 8. Minute markierte die erste Führung der Hausherren in diesem Spiel. Auch war es Schagen, der mit dem ersten 7-Meter des Spiels den 7:8 Anschlusstreffer erzielte (12. Min). Der starke Jogi Bitter zeigte in dieser Phase viele sehenswerte Paraden und so konnte sein Team in der 15. Minute wieder mit dem Rekordmeister gleichziehen (9:9). Durch Treffer von Weiß und Häfner konnte der TVB auf 11:9 davonziehen. Dieser Vorsprung egalisierten die Kieler innerhalb kürzester Zeit und gingen durch Weinhold mit 15:14 wieder in Führung. Die Mannschaften gingen beim Spielstand von 16:16 zur Halbzeitpause in die Kabinen.

Wie bereits zu Beginn des Spiels, hatte der TVB die Kieler nicht im Griff, so dass ihnen wiederum ein 3:0-Lauf gelang. Durch zahlreiche Paraden von Bitter, konnte sich der TVB, wie im ersten Durchgang, wieder an den THW herankämpfen. Schagen war es, der den Ausgleichstreffer zum 19:19 erzielte (40. Min). Bis zur 49. Minute (21:23) war das Spiel komplett offen. Dem THW Kiel gelang es nicht, sich entscheidend abzusetzen, vor allem, weil Bitter eine Parade nach der nächsten zeigte. Auf Grund vieler Unkonzentriertheiten und technischen Fehlern des TVB, konnten die Gäste bis zur 52. Minute mit 26:22 davonziehen. Am Ende machte der TVB das Spiel nochmal spannend und kam bis auf zwei Treffer an den THW heran. Letztlich gewann der Favorit aus Kiel jedoch mit 30:27 gegen den Außenseiter aus Stuttgart.

TVB löst Vertrag mit Rückraumspieler auf

Der Handball-Bundesligist TVB Stuttgart und der Rückraumspieler Lukas von
Deschwanden gehen ab Sommer getrennte Wege. Aufgrund einer Klausel im Vertrag haben der 29-jährige Spielmacher und der TVB gemeinsam entschieden, den bis 2020 laufenden Vertrag zum 30. Juni 2019 aufzulösen. Der schweizer Nationalspieler unterschreibt beim französischen Erstligisten Chambéry Savoie HB einen Zwei-Jahres Vertrag.

„Nach intensiven Gesprächen mit Lukas haben wir uns gemeinsam dazu entschieden, die Klausel im Vertrag zu ziehen und den Vertrag zum Saisonende aufzulösen. Für ihn ist es wichtig, noch mehr Spielanteile zu erhalten, die wir ihm in der kommenden Saison bei uns nicht zusichern konnten. Wir wünschen Lukas für seine Zukunft alles Gute und viel Erfolg“, so TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt.

Interview mit Nationalspieler Patrick Wiencek

Herr Wiencek, der THW Kiel hat sechs Punkte Rückstand auf den aktuellen Tabellenführer Flensburg. Wie optimistisch sind sie, dass Ihre Mannschaft noch eine Chance auf den Titelgewinn in dieser Saison bekommt?

Wir schauen erst einmal nur auf uns – und wir müssen uns auch nach hinten absichern. Für uns ist die Champions-League-Qualifikation richtig wichtig. Aber sollte Flensburg straucheln, wollen wir da sein und unsere Chance nutzen.

Bei der WM haben Sie mit der Nationalmannschaft die Deutschen begeistert. Teamgeist, Leidenschaft und sportliche Höchstleistungen sind herausragend präsentiert worden und vom Publikum so auch aufgenommen worden. Was hat sich seit der WM für Sie spürbar verändert?

Das Interesse ist auf jeden Fall größer geworden. Neu für mich ist zum Beispiel, dass ich auch außerhalb Kiels erkannt und angesprochen werde. Was mich insgesamt freut, ist, dass durch unsere Leistungen bei der WM wieder mehr Menschen auf Handball aufmerksam geworden sind.

Leider mussten Sie am Ende eines tollen Turnieres ohne Medaille nach Hause fahren. Wie haben Sie nach diesen Strapazen und dieser sportlichen Enttäuschung innerhalb kürzester Zeit wieder in den harten Bundesligaalltag beim THW gefunden?

Das musste relativ schnell gehen. Ich hatte drei Tage nach der Weltmeisterschaft gleich ein Testspiel mit meiner Mannschaft, dann kamen das Allstar-Game und sieben Pflichtspiele mit dem THW Kiel in 21 Tagen. Da blieb nicht viel Zeit, um Trübsal zu blasen. Und es blieb leider auch sehr wenig Zeit, um sich zu erholen.

Wie müssen sich die Fans das Zusammentreffen mit den anderen internationalen Stars nach solch einem Turnier vorstellen, schließlich trifft da grenzenloser Jubel auf große Enttäuschung?

In dem Moment, wo man sich als THW-Spieler wieder trifft, ist ein internationales Turnier schnell vergessen. Man beglückwünscht die erfolgreichen Spieler, hört sich noch ein paar Tage die eine oder andere Stichelei an – das war’s. Schließlich haben wir gemeinsam mit unserem Club auch große Ziele.

Viele Stars haben in den letzten Jahren die Bundesliga verlassen, da die Belastung auf Grund der Ausgeglichenheit der Teams höher ist, als in anderen Ländern. Was macht es für Sie aus in der Bundesliga zu spielen? Käme ein Wechsel ins Ausland für Sie in Frage?

Die Bundesliga ist und bleibt die stärkste Liga der Welt. Genau das ist die Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Es gibt keinen Gegner, den man mit 80 Prozent besiegen kann. Ich versuche, immer 100 Prozent für den Erfolg zu geben. Bis 2023 habe ich einen Vertrag in Kiel, ein Club im Ausland reizt mich nicht. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich habe.

Gegen die unteren Teams der Tabelle ist der THW Kiel in dieser Saison noch vollkommen schadlos. Worauf kommt es für Sie im Spiel gegen die Wild Boys an? Welche Stärken sehen Sie bei den Wild Boys?

Wir wollen uns auch in Stuttgart schadlos halten. Der TVB ist eine kampfstarke Mannschaft, die uns an einem guten Tag richtig ärgern kann. Wir wollen aber, dass es dazu nicht kommt, wollen mit einer starken Abwehr, starken Torhütern und einem starken Gegenstoßspiel dem Spiel unseren Stempel aufdrücken.

Die Abwehrarbeit ist bei der Nationalmannschaft in den Vordergrund gerückt worden. Wie viel Fokus wird beim THW auf die Abwehrarbeit gelegt und verschafft Ihnen das vor allem gegen die „kleinen“ Teams der Liga den entscheidenden, verlässlichen Vorteil?

Beim THW Kiel wurde schon immer viel wert auf eine starke Abwehrarbeit gelegt. Wir haben uns in den vergangenen Jahren gefunden, ergänzen uns defensiv prima. Unsere Abwehr ist einer der Garanten des Erfolgs, aber ohne einen ähnlich guten Angriff gewinnt man eben auch nicht. Die Balance ist das, was uns stark macht.

TVB empfängt Tabellenzweiten

„Spiele gegen den THW Kiel sind für mich immer noch etwas ganz Besonderes“, sagt Jürgen Schweikardt, Trainer und Geschäftsführer des Handball-Erstligisten TVB 1898 Stuttgart. An diesem Donnerstag (ab 19 Uhr im ZVW-Liveticker) ist es in der Porsche-Arena wieder so weit. Der Tabellenzweite träumt noch vom Titel und darf nichts mehr liegenlassen, der TVB kann ohne Druck spielen.

Äußerst entspannt ist die Lage beim TVB nach dem Derbysieg gegen Bietigheim, so entspannt wie selten zuvor. Zehn Spiele vor Saisonschluss hat das Team von Trainer Jürgen Schweikardt zwölf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze und einen Bonuszähler aufgrund der deutlich besseren Trefferdifferenz gegenüber der Konkurrenz. Der Abstieg ist damit vom Tisch, bequem zurücklehnen indes möchte sich der TVB nicht. „Die Saison ist noch nicht zu Ende“, sagt Schweikardt. So schnell wie möglich soll jetzt auch rechnerisch alles klargemacht werden, ehe das nächste Ziel nach dem Ligaverbleib formuliert wird.

Das könnte beispielsweise lauten: ein einstelliger Tabellenplatz. Auf den ersten Blick scheint das ein bisschen hoch gegriffen, schließlich ist der TVB aktuell 13. Der Rückstand zu Rang neun beträgt jedoch nur ein mickriges Pünkchen. „Wir nehmen jeden Platz mit, den wir kriegen können“, sagt Schweikardt.
Die Zebras haben den Titel noch nicht abgeschrieben

An diesem Donnerstag allerdings sind die Aussichten, Boden gutzumachen, recht überschaubar: Der Rekordmeister THW Kiel gibt sich die Ehre in der Porsche-Arena. Auch im vierten Jahr der Bundesligazugehörigkeit ist das für den TVB kein Gegner von der Stange. „Für mich ist der THW nach wie vor der größte Handball-Club in Deutschland und einer der größten auf der Welt“, sagt Schweikardt.

An der Tabelle indes lässt sich das nicht unmittelbar ablesen: Sechs Punkte liegen die Zebras hinter dem Liga-Primus SG Flensburg-Handewitt. Schlichtweg Pech hat das Team von Trainer Alfred Gislason, dass die Flensburger eine derart herausragende Saison spielen und 23 Partien unbeschadet überstanden haben.

Die sechs Verlustpunkte, welche die Kieler auf dem Konto haben, reichen unter normalen Umständen für die Spitzenposition. Eine minimale Titelchance rechnet sich der THW noch aus – auch, weil die Flensburger noch gegen die Top-Teams Rhein-Neckar Löwen und Magdeburg spielen müssen sowie in Kiel zu Gast sind.
Schweikardt: „Wir können ohne Druck spielen“

Die Kieler starteten mit 4:4 Punkten in die Saison – und ließen acht Siege in Serie folgen. Die riss mit der 25:28-Heimniederlage gegen Magdeburg. Schnell indes kamen sie wieder in die Spur, siegten in Gummersbach (35:22) und Melsungen (29:25). Etwas Mühe hatte Kiel zuletzt beim 27:22 gegen den Viertletzten Leipzig. Daraus abzuleiten, Kiel sei nicht gut drauf, sei verwegen, sagt Schweikardt. „Wenn wir gegen Kiel spielen, bestimmt der Gegner, wie’s ausgeht.“ Zu erben gab’s für den TVB zwar noch nie etwas gegen die Zebras, er zog sich aber hier und da ganz ordentlich aus der Affäre. In der vergangenen Spielzeit beim 25:31 oder in der Saison davor (22:27 und 24:25), auch im Hinspiel war der Trainer trotz der 19:32-Niederlage nicht unzufrieden. „Wir können ohne Druck spielen“, sagt Schweikardt. „Wir müssen aber Spannung aufbauen – und ich bin mir relativ sicher, dass uns das gelingen wird.“ Selbstvertrauen ist nach den guten Leistungen zuletzt ausreichend vorhanden. Zudem ist die Heimstärke in dieser Saison erstaunlich: Drei Spiele hat der TVB verloren, lediglich die Heimbilanz der ersten vier ist besser.

Die Fans dürfen sich auf eine Ansammlung von Weltstars freuen. Das Torhütergespann Andreas Wolff/Niklas Landin sucht seinesgleichen, am Kreis und im Mittelblock bekommt es der TVB mit den deutschen Nationalspielern Patrick Wiencek und Henrik Pekeler zu tun.

Weiter verzichten muss der TVB auf Robert Markotic (Entzündung im Knie). Bobby Schagen dagegen ist wieder fit.

Aktuell sind 5.700 Tickets verkauft. Es gibt also noch genügend Tickets an der Abendkasse oder via Print@Home bei Easyticket.de

Quelle: Thomas Wagner, ZVW