Rekordmeister ist zu stark

Es ist zu befürchten gewesen: Der Handball-Erstligist TVB 1898 Stuttgart hat dem Tabellenzweiten THW Kiel nur 20 Minuten die Stirn bieten können und musste sich deutlich mit 19:32 (11:17) geschlagen geben. Grund zur Sorge gibt’s zudem: Der Torhüter Johannes Bitter musste nach 36 Minuten mit einer Knieverletzung vom Spielfeld. Die Diagnose steht noch aus.

Die einkalkulierte Niederlage beim derzeit so starken Titelkandidaten kann der TVB verschmerzen. Sollte allerdings nach Michael Kraus mit Jogi Bitter auch der zweite Weltmeister ausfallen, dürften schwere Zeiten anbrechen.
Die erste schlechte Nachricht hatte es bereits vor dem Spiel gegeben: David Schmidt, zuletzt gegen Melsungen in Top-Form, meldete sich mit Magen-Darm-Beschwerden ab. Damit fehlten dem TVB mit Kraus und Schmidt zwei torgefährliche und durchschlagskräftige Rückraumspieler. Also versuchte es das Team von Trainer Jürgen Schweikardt zunächst mit der spielerischen Variante – mit Lukas von Deschwanden und Michael Schweikardt. Und vorneweg: Beide erwischten vor 10285 Fans in der Kieler Sparkassen-Arena einen schwachen Tag, es gingen kaum Impulse von ihnen aus. Viele Alternativen gab’s damit nicht mehr. Die Last lag auf Dominik Weiß und Robert Markotic, bei denen allerdings Licht und Schatten wechselten.
Dennoch kam der TVB gut in die Partie. Markotic und Sascha Pfattheicher brachten ihr Team mit 2:0 in Führung. Die Gäste versuchten, mit langen Angriffen die Kieler Deckung in Bewegung zu bringen – und schickten schon nach fünf Minuten den siebten Feldspieler auf die Platte. Das funktionierte zunächst ordentlich, Schweikardt traf per Siebenmeter zur überraschenden 5:4-Führung (10.) des TVB.

Erst beim 6:5 (11.) war der Favorit im Vorteil, Rune Dahmke sorgte beim 9:6 (15.) für die erste Drei-Tore-Führung. Der TVB blieb jedoch dran, auch wenn er sich eine ganze Menge technischer Fehler leistete. Weiß verkürzte nach 19 Minuten zum 9:10, im letzten Drittel der ersten Halbzeit indes geriet der TVB klar ins Hintertreffen. Da halfen auch zwei gehaltene Siebenmeter von Bitter nichts. Die Zebras nützten die teilweise haarsträubenden Fehler der Gäste gnadenlos aus, zudem scheiterte der TVB reihenweise am überragenden Andreas Wolff. Am Ende hatte der deutsche Nationalkeeper 18 Paraden auf dem Zettel, was einer Fangquote von 50 Prozent entspricht.
Der TVB biss sich an der guten Kieler Deckung fest. Auch in Überzahl fehlten die Ideen, die Außen hingen meist in der Luft. Das 17:11 zur Pause spiegelte die Kräfteverhältnisse eindeutig wider.

Im zweiten Spielabschnitt machte der THW rasch den Deckel drauf. Der TVB hatte große Probleme im Positionsangriff und verballerte weiterhin beste Chancen. Es entwickelte sich eine sehr einseitige Partie, nach 38 Minuten führte das Heimteam mit 22:13. Für den TVB ging es in der langen Schlussphase lediglich noch um Schadensbegrenzung. Halbzeitübergreifend gelangen ihm in 27 Minuten lediglich vier Tore zwischen dem 10:9 (18.) und 25:13 (45.). Beim 27:14 (48.) führte Kiel erstmals mit 13 Treffern. Größer wurde die Differenz nicht mehr. Am Ende feierte der Tabellenzweite den 13. Bundesligasieg in Folge.
Der TVB muss schon am Sonntag (16 Uhr) in Nürnberg gegen Erlangen wieder ran. Und möglicherweise ohne Jogi Bitter: Der Torhüter prallte kurz nach der Pause mit Domagoj Duvnjak zusammen, verletzte sich am Knie und musste Platz machen für Jonas Maier. Die Untersuchung an diesem Freitag wird zeigen, wie schwer es Bitter erwischt hat. Der TVB muss wieder einmal bangen.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

Schweikardts Fazit zum Auswärtsspiel

Jürgen Schweikardt: Wir wollten von Anfang an 7 gegen 6 spielen. Das hat am Anfang die ersten zehn Minuten super geklappt, die zweiten zehn Minuten noch ordentlich funktioniert, aber dann haben wir einfach zu viele Fehler gemacht. Den Halbzeitstand hätten wir auf jeden Fall geringer halten können.
In der zweiten Halbzeit haben wir uns wieder viele Chancen erspielt, aber einfach viel zu viele Freie verworfen. Deshalb wurde das Ergebnis am Ende eben sehr hoch. Wir hatten uns vorgenommen, die Differenz auf unter 10 Toren zu halten, aber dazu hat uns einfach im Angriff die Durchschlagskraft gefehlt, vor allem wenn wir in Gleichzahl gespielt haben.
Trotz allem müssen wir nun das Spiel abhaken und hoffen, dass sich Jogi nach dem Zusammenprall mit Duvnjak nicht ernsthaft verletzt hat.

TVB muss sich auswärts geschlagen geben

Am heutigen Donnerstagabend traf der TVB im Auswärtsspiel gegen den THW Kiel. Ohne die Top-Torschützen der vergangenen Spiele, Kraus (Handverletzung) und Schmidt (Magen-Darm-Krankheit), unterlagen die Stuttgarter den Kielern mit 32:19.

Nachdem es in der Sparkassen-Arena anfangs technische Probleme gab, tat sich anfangs auch der THW auf dem Spielfeld schwer. Der TVB ging mit 2:0 in Führung. Bis zur zehnten Minute hielten vor allem Markotic und Schweikardt die Stuttgarter im Spiel. Erst in der elften Minute gelang dem THW die erste Führung durch den Siebenmeter-Treffer von Ekberg.
Durch einige technische Fehler auf Seiten der Stuttgarter setzte sich der THW mit seinem starken Kreisläuferspiel in der 22. Minute bis auf 12:9 ab.
Der TVB ließ lange nicht nach. Bitter sicherte sich zwei Bälle von der 7-Meter-Linie und Weiß konnte in der Offensive wichtige Rückraumwürfe verwandeln.
Doch die Kieler machten weiterhin einfache Tore über die erste Welle oder ins leer stehende Tor des TVB.
In die Halbzeitpause ging es mit einem 17:11 durch den Abschlusstreffer von Rahmel.

Auch in der zweiten Halbzeit gab es keinerlei Überraschungen. Der THW setzte sich weiter durch ein schnelles Spiel und einfache Tore ab. Bitter sicherte sich den vierten Ball vom 7-Meter-Strich und hielt den TVB noch einige Minuten im Spiel. Anschließend traf Duvnjak für den THW in der 37. Minute zum 20:13. Große Lücken in der Abwehr des TVB ermöglichten den Kielern viel Platz zum Torabschluss. Die Stuttgarter scheiterten zu oft am gut haltenden Wolff. Zehn Minuten vor Schluss führten die Rekordmeister mit 28:16 und behielten die hohe Führung bis zum Schlusspfiff. Am Ende müssen sich die Stuttgarter mit einem 32:19 geschlagen geben. Jetzt geht es darum, die heutige Niederlage schnell zu verarbeiten, damit am Sonntag der volle Fokus auf den HC Erlangen gelegt werden kann.

Eine fast unlösbare Aufgabe für den TVB

Die Kieler Zebras haben zu alter Stärke zurückgefunden und sind seit 16 Spielen ohne Niederlage / Häfner zurück im Kader

Im zweiten Spiel der englischen Woche stehen die Erstliga-Handballer des TVB 1898 Stuttgart an diesem Donnerstag (19 Uhr) vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Der Deutsche Serienmeister THW Kiel ist ligaübergreifend seit 16 Spielen ungeschlagen und heißer Titelkandidat.

Ein klein wenig zurücklehnen durften sich die Bittenfelder nach dem wichtigen 30:26-Sieg gegen die MT Melsungen – zumal die Abstiegskonkurrenten am Wochenende ohne Erfolgserlebnis blieben.

Fünf Punkte liegt der TVB vor dem ersten Abstiegsrang. Die Chancen allerdings, dass das Team von Trainer Jürgen Schweikardt das Polster an diesem Donnerstag ausbauen wird, sind eher gering. Schließlich wartet mit dem THW Kiel ein Schwergewicht, das nach drei nicht ganz so erfolgreichen Spielzeiten zu alter Stabilität zurückgefunden hat. Lediglich zweimal musste sich das Team von Trainer Alfred Gislason in der Liga geschlagen geben, zu Beginn der Saison auswärts beim Meister SG Flensburg-Handewitt mit 25:26 und in Magdeburg (30:35). Im EHF-Pokal hat der THW mühelos die Gruppenphase erreicht, zudem steht er im Final Four des DHB-Pokals.

Die Kieler sind wieder reif für den Titel, bei zwei Pluspunkten Rückstand auf die Flensburger warten sie auf einen Ausrutscher des Tabellenführers – und dürfen sich selbst keinen erlauben. Schon gar nicht gegen den TVB. Dessen Erfolgsaussichten sind am Sonntag in Nürnberg gegen Erlangen um einiges größer. „Gegen den THW in dessen aktueller Verfassung etwas zu holen, ist ein schier unmögliches Unterfangen“, sagt der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt. Herschenken indes möchte er nichts. Wenn sich bei hundert Spielen einmal die Chance böte, wolle sein Team parat stehen. „Aber wir müssen auch daran glauben.“ So oder so: Partien gegen Kiel seien für seine Spieler nach wie vor eine große Ehre.

Nur Fünfter wurden die Kieler in der vergangenen Saison und verpassten damit sogar die Qualifikation zur Champions League. Großes Verletzungspech und der personelle Umbruch waren dafür in erster Linie verantwortlich. Mit beiden Themen müssen sich die Zebras aktuell nicht beschäftigen, und der Kader dürfte noch eine Nuance stärker sein als im Vorjahr. Was unter anderem an einem Namen festzumachen ist: Domagoj Duvnjak, einer der weltbesten Spieler und Kopf der Kieler Mannschaft, ist verletzungsfrei. Zudem haben sich die beiden Ausnahme-Talente Nikola Bilyk und Lukas Nilsson deutlich stabilisiert.

„Kiel hat auf jeder Position Weltklassespieler“, sagt Schweikardt – und mit Niklas Landin und Andreas Wolff im Tor sowie Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek am Kreis die wohl besten Duos der Liga. Außergewöhnliche Fähigkeiten bringen außerdem unter anderem Miha Zarabec, Marko Vujin, Steffen Weinhold, Rune Dahmke und Niklas Ekberg mit.

Beim TVB wird der zuletzt angeschlagene Max Häfner wieder in den Kader zurückkehren, dafür bleiben Max Oehler und Florian Burmeister zu Hause. Damit fehlt dem TVB lediglich der an der Hand operierte Michael Kraus.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW