TVB-Hallensprecher Jens Zimmermann im Gespräch

Neben der Arbeit in seiner Agentur 24passion moderiert Jens Zimmermann viele Veranstaltungen und Sportevents, darunter auch die Heimspiele des TVB Stuttgart. Im Interview spricht er unter anderem über die Handball-WM im Ägypten, das Moderieren in einer Halle ohne Zuschauer und die Arbeit beim TVB.

Hallo Jens, wie geht es dir in Zeiten von Corona?

Die letzten Wochen waren sehr arbeitsintensiv. Vierschanzentournee, Tour de Ski, Handball-WM, dazu die Vorbereitung auf die Nordische Ski-WM. Viele spannende Aufgaben, wenngleich es einen großen Unterschied zu den Jahren zuvor gibt – es fehlen definitiv die Zuschauer und Fans.

Was vermisst du an deinem „normalen“ Alltag aktuell am meisten? 

Das Zusammentreffen mit Freunden und der Familie. Meine Eltern wohnen im Schwarzwald, sind beide über 80, da ist große Vorsicht geboten.

Die Handball-WM in Ägypten fand aufgrund der Pandemie nicht unter normalen Bedingungen statt. Kurz vor Beginn der WM wurde entschieden, dass diese doch ohne Zuschauer ausgetragen wird. War dies deiner Meinung nach, rückwirkend betrachtet, die richtige Entscheidung? 

Die Organisatoren haben sich große Mühe gegeben, das aufwändige Hygienekonzept optimal umzusetzen. Sicher hätte dies auch mit Zuschauern funktioniert. Ägypten scheint den Virus vergleichsweise gut unter Kontrolle zu haben. Wahrscheinlich wären hier tatsächlich 20% Zuschauer möglich gewesen. Hiervon wäre auch keine Gefahr auf die Spieler ausgegangen, über diese Entfernung ist das ja kein Thema. Aber es ging ja auch vielmehr um die Symbolik. Leider habe ich das aber schon oft erlebt. Der Aufschrei in Deutschland über andere ist immer groß, wenn es vermeintlich etwas zu kritisieren gibt. Das habe ich 2014 auch bei den Olympischen Spielen in Sotschi erlebt. Nur wenn man vor Ort ist, kann man sich selbst ein differenziertes Bild von der Situation machen.

Du warst in Ägypten auch vor Ort. Was waren deine Aufgaben bei der WM?

Unsere Agentur 24passion war für die Abläufe des Stadionprogramms verantwortlich. In jeder Arena war ein Kollege als Arena-Produzent. Philipp Porges, Spieler der 2. Mannschaft des TVB, betreute beispielsweise die Halle in Gizeh. Dima, unser TVB-DJ, war in New Capital. Ich selbst war für die Arena in Kairo verantwortlich. Diesmal war ich also nicht selbst am Mikrofon.

Was hat sich an deiner Arbeit als Hallensprecher beim TVB verändert seitdem ohne Zuschauer gespielt wird? 

Die Interaktion mit den Zuschauern fehlt selbstverständlich. Das ist bei den Spielen ja ein echt wichtiger Aspekt – übrigens auch ein Punkt, der den Job auch wirklich interessant macht. Es ist einfach super, wenn man eine Verbindung zu den Zuschauern herstellen kann und der Funke überspringt. Ich sehne mich wirklich nach einer vollen Arena zurück. Der Gedanke ist irgendwie wie aus einem anderen Leben. Einfach krass.

Mit deiner Agentur 24passion betreust du unter anderem Elisabeth Seitz und Marcel Nguyen. Wie läuft die Arbeit dort aktuell ab?

Hier gilt der Fokus den Olympischen Sommerspielen in Tokio. Wir haben viele PR- und Sponsoring-Aktivitäten umzusetzen und zu erledigen. Wir hoffen und wünschen es uns für unsere Athlet*innen, dass die Spiele auch wirklich stattfinden können.

Mal weg vom Thema Corona. Du bist neben dem Handball auch noch im Wintersport und im Turnen als Moderator unterwegs und warst früher Stadionsprecher bei den Stuttgarter Kickers. Welche Sportart braucht am meisten Vorbereitung und welche bringt die größten Herausforderungen mit sich?

Die Wintersportveranstaltungen sind sicherlich am intensivsten in der Vorbereitung. Bei einem 50 Kilometer Langlauf hat man beispielsweise einfach zwei Stunden Moderationszeit. Da reicht es nicht nur den Rennverlauf zu kommentieren. Man sollte auch über die Top-Athleten alle Infos haben und über die Historie informiert sein. Da kann eine Vorbereitung schon mal ein paar Stunden dauern. Bei einem Handballspiel, beispielsweise einem Länderspiel oder TVB-Heimspiel, reicht da eine Stunde.

Du hast in deiner Karriere schon viele verschiedene Veranstaltungen moderiert. Gibt es irgendein Event, welches du unbedingt noch moderieren möchtest?

Gute Frage. Das Finale der Handball-WM 2027 in Deutschland – idealerweise mit Deutschland im Finale.

Was macht die Arbeit beim TVB aus?

Dass ich es nicht als Arbeit empfinde. Der TVB ist einfach eine große Leidenschaft und auch Familie. Wenn man seit 15 Jahren die Spiele begleiten darf, dann ist das nicht einfach ein „Job“.

Was ist besonders beim TVB?

Obwohl wir jetzt schon seit Jahren in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga spielen, ist immer noch der Geist des TV Bittenfeld zu spüren. Es ist alles professionell, aber trotzdem herzlich und familiär. Das macht den TVB einfach aus.

Was war deiner Meinung nach das bisher beste/ spannendste TVB-Spiel, das du moderiert hast?

Oh, bei sowas bin ich ehrlich gesagt ganz schlecht. Dadurch das ich wirklich so viele verschiedene Veranstaltungen moderiere, speichere ich mir bestimmte Spiele tatsächlich nicht so ab. Das für mich denkwürdigste TVB-Spiel war aber eins, bei dem ich selbst nicht moderiert habe. Der Sieg am 30. Mai 2015 in Hüttenberg und der damit verbundene Aufstieg in die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Das werde ich nicht vergessen.