Viggó Kristjánsson – unsere 73, fast ein Fußballprofi

Viggó kam in diesem Sommer von der HSG Wetzlar zum TVB Stuttgart und ist im rechten Rückraum zu Hause. Im Interview spricht der isländische Nationalspieler über seine persönliche Entwicklung, darüber, wie er fast Fußballprofi geworden wäre und über vieles mehr.

Hallo Viggó, du bist nun seit über 3 Monaten in Stuttgart. Wie hast du dich hier eingelebt und wie gefällt es dir hier? Hat die Stadt Stuttgart irgendwelche besonderen Highlights für dich? 

Wir haben uns hier im Remstal sehr gut eingelebt. Bislang konnten wir jedoch aufgrund von Corona noch nicht so viel in Stuttgart anschauen. Aber den Schlossplatz in Stuttgart finde ich sehr schön und hoffe, dass ich bald mal mehr in Stuttgart sehen kann.

Dein Positionskollege Jerome und du wart, zusammen mit Primož Prošt, die einzigen Neuzugänge des TVB in diesem Sommer. Wie wurdet ihr ins Team aufgenommen?

Leider konnte ich aufgrund meiner Verletzung nicht im Trainingslager dabei sein. Trotzdem bin ich sehr gut und schnell von meinen Teamkollegen aufgenommen worden und fühle mich in der Mannschaft sehr wohl. Ich kenne das ja mittlerweile ein wenig, wie es ist, in eine neue Mannschaft zu kommen, da ich im vergangenen Sommer zum SC DHfK Leipzig gewechselt habe und in der Winterpause dann nach Wetzlar gegangen bin. 

Du trägst die Rückennummer 73. Hat diese Nummer eine spezielle Bedeutung für dich?

Seit ich 8 Jahre alt bin trage ich die Rückennummer 73. Der Grund hierfür ist vor allem Stefan Kretschmer, der für mich immer ein großes Vorbild war. Wenn ich die 73 trage, fühle ich mich einfach viel wohler auf dem Spielfeld.

Deutschland ist nach deinem Heimatland Island, Dänemark und Österreich bereits das vierte Land, in dem du professionell Handball spielt. Wie beurteilst du die Leistungsunterschiede zwischen den verschiedenen Ligen?

Das ist richtig. Der Schritt von Island nach Dänemark, wo die Liga deutlich stärker ist, war für mich damals ein riesen Schritt. Dort hat es ein wenig gedauert, bis ich richtig in Form kam. In der Rückrunde habe ich dann dort, meiner Meinung nach, richtig gut gespielt und mich sehr wohl gefühlt. Leider sind wir am Saisonende trotzdem abgestiegen. Danach bin ich nach Österreich zur SG Handball West Wien gewechselt und habe dort unter meinem Trainer und Mentor Hannes Jón Jónsson zwei Jahre sehr gut und erfolgreich gespielt. Anschließend habe ich nach Leipzig gewechselt. Der Unterschied zur österreichischen Liga ist enorm. Zu Beginn habe ich dort wenig gespielt und dementsprechend hat mir das Selbstvertrauen in den ersten Monaten etwas gefehlt. Aber trotzdem habe ich in dieser Zeit viel gelernt und ich habe mich weiterentwickelt. Insgesamt war das erste Jahr in Deutschland, in Leipzig und Wetzlar, ein geiles Jahr mit vielen neuen Erfahrungen, die ich machen durfte. Die LIQUI MOLY HBL ist die beste Liga der Welt. Hier will jeder gerne spielen.

Aktuell liegst du mit 44 Treffern auf Platz 3 der Torschützenliste und stehst damit vor dem Torschützenkönig der vergangenen Saison. Was für persönliche Ziele hast du dir für diese Saison gesteckt? 

Natürlich möchte ich meine eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln und so viel wie möglich spielen. Und es ist immer schön, seinen Namen auf der Torschützenliste weit oben zu sehen. Aber wie erwähnt, gilt es, sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln, da ich meiner Meinung nach noch viel Luft nach oben habe.

Was traust du euch als Mannschaft in dieser Saison zu?

Ich finde, wir haben eine gute Mannschaft und sind auf jeder Position sehr gut besetzt. Meiner Meinung nach können wir überall Punkte holen, aber ich glaube unser erstes Ziel ist diese Saison natürlich der Klassenerhalt. Wenn das erreicht ist, können wir weiter nach oben schauen. Vor allem zu Hause wollen wir so viele Punkte wie möglich vor möglichst vielen Fans holen und hoffentlich auch ab und zu auswärts überraschen.

Mal weg von der Sportart Handball. Du hast ziemlich lange auch erfolgreich Fußball gespielt. Erzähl uns doch einmal über den Weg vom Fußball zum Handball.

Als ich 15 Jahre alt war, war ich eigentlich schon ein großes Handballtalent. Habe aber dann meinen Kindheitstraum Fußballprofi zu werden, bis ich 20 Jahre alt war, verfolgt. Ich habe mit meinem Fußballclub in Island in der 1. Liga gespielt und in dieser Zeit auch ein paar Spiele in der Europa League bestritten. Zudem durfte ich 7 Mal für die Junioren-Nationalmannschaft im Fußball auflaufen. Aber zu dieser Zeit ist mir klar geworden, dass mein Niveau für die Top-Ligen nicht reicht und dementsprechend habe ich dann damals entschieden, mich wieder auf Handball zu konzentrieren. Ich habe zu jeder Zeit den Handball verfolgt, da quasi meine ganze Familie Handball spielt und ich damit aufgewachsen bin. Wenn ich nun zurückblicke war der Wechsel der Sportart keine schlechte Entscheidung. 😉