Saisonstart beim TVB Stuttgart

Acht Abgänge, sechs neue Spieler, den Altersschnitt um zwei Jahre gesenkt, aber reichlich Bundesliga-Erfahrung verloren: In seinem fünften Jahr in der höchsten Handball-Liga wagt der TVB Stuttgart den radikalen Umbruch. „So ein Übergang geht nie nahtlos über die Bühne“, sagt der Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. „Wir brauchen etwas Zeit.“

In der Fachzeitschrift Handballwoche hat Nicolaj Jacobsen dieser Tage sämtliche 18 Bundesliga-Clubs bewertet. Wenn er beim TVB Stuttgart auf die lange Liste der Abgänge schaue, bekomme er Sorgen, sagt der Startrainer. Es könne für Stuttgart „gefährlich“ werden in dieser Saison.

„Natürlich sind wir uns des Risikos bewusst“, sagt der TVB-Trainer und -Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. „Wir mussten das aber jetzt machen.“ Den einen oder anderen Routinier, so monieren die Kritiker, hätte der TVB unbedingt behalten müssen. Die Verantwortlichen indes entschieden sich für die harte Tour. Jogi Bitter (36), Dominik Weiß (30) und Manuel Späth (33) sind übrig geblieben von den Arrivierten. Sie sollen die jüngeren Spieler wie Nick Lehmann, Max Häfner, Samuel Röthlisberger oder Sascha Pfattheicher an die Hand nehmen. Und sie haben die Aufgabe, den Neuzugängen dabei zu helfen, sich an die raue Bundesligaluft zu gewöhnen. Die haben die meisten noch nicht eingeatmet.

Schweikardt: „Wir können uns keine zwei, drei fertigen Spieler leisten“

Mit sieben Jahren Erstligaerfahrung im Trikot des TBV Lemgo ist Patrick Zieker die Ausnahme. Mit Namen wie Adam Lönn, Elvar Asgeirsson, Zarko Pesevski, Rudolf Faluvégi oder Tim Wieling indes kann der normale Handball-Fan vermutlich wenig anfangen. „Wir können uns keine zwei, drei fertigen Spieler leisten, die uns den Ligaverbleib garantieren“, sagt Schweikardt.

Der TVB ist gezwungen, andere Wege zu gehen: Er muss auf sein Scouting-Näschen vertrauen und zuschlagen, wenn sich die Chance ergibt. „Natürlich ist da kein Nikola Karabatic dabei“, sagt Schweikardt. Allerdings seien die Neuen keinesfalls jahrelang unbemerkt unter dem Experten-Radar hindurchgeflogen. „Ganz sicher können wir natürlich nicht sein, was wir bekommen, doch alle Spieler haben Qualität und sind entwicklungsfähig.“
Sechs Neue stecken in der Wundertüte, den Linksaußen haben die TVB-Fans sicherlich schon in Aktion gesehen. Trotz seiner erst 25 Jahre ist Patrick Zieker ein gestandener Bundesliga-Profi. Mit Integrationsproblemen hat der gebürtige Ludwigsburger nicht zu kämpfen. Der zweite Deutsche, Tim Wieling (22), spielt wie Sascha Pfattheicher auf der rechten Außenbahn. „Das ist ein junges, ehrgeiziges und entwicklungsfähiges Duo“, sagt Schweikardt. Auch wenn die beiden nicht die Erfahrung eines Michael Spatz oder Bobby Schagen hätten, „mache ich mir da keine Sorgen“.

Kreisläufer mit WM-Erfahrung

Eine beeindruckende Erscheinung ist der neue Mann am Kreis, der 115-Kilo-Koloss und WM-Teilnehmer Zarko Pesevski (28). Schweikardt glaubt, „dass die Gegner sich mit ihm schwertun werden“. In Szene gesetzt werden muss der Mazedonier vom Rückraum. Von Spielmacher Max Häfner, aber auch – unter anderem – von den drei restlichen Neuzugängen.

Der wahrscheinlich hochkarätigste ist noch nicht in Erscheinung getreten: Der ungarische Nationalspieler Rudolf Faluvégi (25) ist nach einer Fußoperation erst dieser Tage wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Der Trainer hebt Faluvégis „enorme individuelle Fähigkeiten“ hervor. Bis er jedoch sein Leistungsvermögen abrufen könne, werde es vermutlich noch bis in den Oktober hinein dauern.

Akuter Notstand im rechten Rückraum

Etwas Anpassungsschwierigkeiten hatte die nordische Fraktion mit Adam Lönn (Schweden) und Elvar Asgeirsson (Island). „In der Abwehr können uns die beiden vom Fleck weg weiterhelfen“, so Schweikardt. Im Angriff hingegen bräuchten sie Zeit, sich an die Spielweise und das höhere Tempo der Bundesliga zu gewöhnen.

Nur aus der A-Jugend kennt der Torhüter Nick Lehmann (20) die Bundesliga. „Wir glauben an Nick“, sagt Schweikardt. Er habe in den Testspielen bewiesen, dass er die Nummer zwei hinter Jogi Bitter abbilden könne. „Wir können nicht sagen, wir setzen auf den Nachwuchs und machen dann diese Positionen zu.“ Grundsätzlich aber beobachte der TVB die Szene. Das Transferfenster schließt im Handball erst im Februar. Falls an irgendeiner Stelle noch Bedarf bestehen sollte, kann der TVB also noch nachjustieren. Akuter Notstand herrscht derzeit im rechten Rückraum, wo das Team ohne Linkshänder auskommen muss. David Schmidt (Leiste) und Robert Markotic (Knie) waren eigentlich Ende Juli im Training zurückerwartet worden, bisher standen sie jedoch noch nicht auf dem Spielfeld. Nun fällt auch noch der Nachwuchsspieler Luis Foege (Schulter ausgekugelt) mindestens drei Monate aus.

Erste Liga ist nicht selbstverständlich

Dass der TVB in den ersten Testspielen ordentlich auf die Mütze bekam und es in sämtlichen Mannschaftsteilen knirschte, lag auch am Vakuum auf halbrechts. „Wir mussten sehr viel improvisieren und konnten uns nicht einspielen“, sagt Schweikardt. Mit Samuel Röthlisberger (Ellbogenverletzung) fehlte zudem ein wichtiger Abwehrspieler.

Trotz aller Widrigkeiten ist der Trainer „positiv gestimmt in allen Bereichen“. Zumal sich der TVB im Laufe der Vorbereitung steigerte – wenn auch in kleinen Schritten. Für Schweikardt ist dies ein Zeichen, dass der Verein den richtigen Weg eingeschlagen hat. „Wir möchten das Team innerhalb von zwei Jahren auf ein höheres Niveau bringen.“ Keiner habe erwarten dürfen, dass der TVB nach dem Umbruch sofort eine Klasse besser ist. Das sei unrealistisch. Jeder Spieler brauche Zeit, um seinen Platz zu finden. Das sei in einer Firma, in der langjährige Mitarbeiter ersetzt werden müssen, nicht anders. „Im Teamsport ist das noch ein bisschen schwieriger, weil die Feinabstimmung sehr wichtig ist.“

Trainer hat großes Vertrauen in sein Team

Schweikardt hat jedenfalls großes Vertrauen in sein Team. „Es macht großen Spaß, etwas gemeinsam mit der Mannschaft zu entwickeln.“ Der gesamte Verein stehe vor einer großen Herausforderung und spannenden Aufgabe. Das Ziel für die neue Saison könne nur Ligaverbleib lauten.

Nun hofft Schweikardt, dass die Fans Geduld haben. „Mein größter Wunsch ist es, dass wir es wieder hinkriegen, dass die Mannschaft und die Fans eine Einheit werden.“ Alle müssten sich auch im fünften Jahr ins Gedächtnis rufen, dass es nicht selbstverständlich sei, mit dem TVB in der ersten Liga zu spielen. „Es ist ein Geschenk.“

Quelle: Thomas Wagner, ZVW

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