Patrick Zieker, „ein wirklich guter Linksaußen“

Mit 18 Jahren war Patrick Zieker vom Handball-Zweitligisten SG BBM Bietigheim zum Erstligisten TBV Lemgo gewechselt. Nach sieben Spielzeiten kehrt der Linksaußen ins Ländle zurück, ersetzt beim TVB Stuttgart Tobias Schimmelbauer. „Insgeheim habe ich immer mit einem Auge auf den TVB geschielt“, sagt Zieker. „Als der Anruf kam, war ich aber schon überrascht.“

Preisfrage: Welche drei Spieler des TVB Stuttgart haben die größte Erstligaerfahrung? Klar, Jogi Bitter und Manuel Späth. Schließlich feiern die beiden Routiniers in diesem Jahr noch ihren 37. und 34. Geburtstag. Dann jedoch folgt schon einer, der erst 25 Lenze auf dem Buckel hat – aber in der Bundesliga ein alter Hase ist: 225 Spiele absolvierte Patrick Zieker für den TBV Lemgo, erzielte über 600 Tore und war in der vergangenen Saison der dienstälteste Spieler beim Traditionsclub.

Eigentlich gab’s keinen Anlass, den Verein nach sieben Jahren zu verlassen. „Ich kann nur gut über Lemgo reden“, sagt auch Zieker. Der Grund für den Abschied ist ein simpler: Heimatgefühle. „Für meine Frau Hannah und mich war immer klar, dass wir irgendwann nach Hause zurückkehren werden.“ Als Familienmenschen könnten sie sich zwar für einen „gewissen Zeitraum“ ein Leben ohne die Familie vorstellen. „Aber nicht für die Ewigkeit.“

Interesse von Lemgo: Unfassbar

Aufgewachsen ist Zieker im Bottwartal, bei der HG Steinheim-Kleinbottwar lernte er das Handballspielen. Mit 14 Jahren wechselte er zur SG BBM Bietigheim, für die er mit 17 schon in der 2. Liga auflief. Dass die SG nicht seine letzte Station sein würde, war früh klar. Zieker spielte in der Jugend-Nationalmannschaft und wurde mit den Junioren 2011 Weltmeister – als jüngster Spieler im Kader. Im Jahr darauf rief ihn der Lemgoer Geschäftsführer Volker Zerbe an, wollte den Linksaußen zum TBV locken. „Ich war natürlich total begeistert“, erinnert sich Zieker. „Ein Verein, in dem viele meiner Vorbilder spielten, interessierte sich für mich. Das war schon unfassbar.“ Zieker musste nicht lange überlegen, packte seine Koffer. „Mit 18 Jahren war das natürlich ein großer Schritt“, sagt er. „Aber ich wusste ja nicht, wann ich diese Chance wieder bekommen werde.“

Er wurde die Nummer eins auf Linksaußen und blieb es vier Jahre lang

Zieker machte sich allerdings nicht alleine auf den Weg. Seine damalige Freundin Hannah, gerade mit der Schule fertig, begleitete ihn. Zieker selbst machte seine Fachhochschulreife in Lemgo, anschließend schlossen beide eine Ausbildung ab.

Sportlich musste er sich zwar zunächst hinter dem Ex-Bittenfelder Jens Bechtloff anstellen. Sein damaliger Trainer Dirk Beuchler habe ihn aber schon im ersten Jahr ins kalte Wasser geworfen. „Ich habe immer mehr Vertrauen bekommen und es mit Leistung zurückgezahlt“, sagt Zieker. Er wurde die Nummer eins auf Linksaußen und blieb es vier Jahre lang.

Überrascht von Schweikardts Anruf

Gesetzt sein wird Patrick Zieker auch beim TVB Stuttgart, der sich offensichtlich genau im richtigen Moment um ihn bemühte. Ziekers Vertrag in Lemgo lief am Ende der vergangenen Saison aus, im Mai kam der Sohn zur Welt. Eine gute Gelegenheit, in die Heimat zurückzukehren.

„Ehrlich gesagt, habe ich mir schon lange gedacht, es wäre geil, wenn es irgendwann mit dem TVB klappen würde“, sagt Zieker. So viele Möglichkeiten, im Ländle auf hohem Niveau Handball zu spielen, gibt es nicht. Er habe den Weg des TVB stets mit großem Interesse verfolgt. „Trotzdem war ich überrascht, als sich Jürgen Schweikardt bei mir gemeldet hat. Wir hatten davor eigentlich keinen Kontakt.“

„Die Leistung muss passen“

In Murr hat die junge Familie nach langem Suchen eine Wohnung gefunden. Ziekers Eltern leben in Kleinbottwar, die Schwiegereltern in Steinheim. „Alle in einem Eck, das ist perfekt.“ Abseits des Spielfeldes ist also alles so, wie es sein soll. Nun möchte Patrick Zieker mithelfen, dass es beim TVB in den nächsten Jahren vorangeht. „Das Projekt ist noch lange nicht zu Ende.“

Zunächst gelte es jedoch, eine Mannschaft zu werden. „Ich versuche schon, meine Bundesligaerfahrung weiterzugeben.“ Und die positive Körpersprache, die für Zieker ganz wichtig ist, damit der Funke auf die Fans überspringt. „Nur mit Emotionen schaffen wir das aber nicht. Die Leistung muss natürlich auch passen.“

Einer der weltbesten Trainer gratulierte dem TVB – indirekt – zu Ziekers Verpflichtung

So wie bei Patrick Zieker in den meisten Spielen. In der Vorbereitung deutete der Linksaußen seine Klasse bereits an, präsentierte sich dynamisch, schnell und abschlussstark. Einer der weltbesten Trainer gratulierte dem TVB – indirekt – zu Ziekers Verpflichtung. „Ich halte viel von Zieker, er ist ein wirklich guter Linksaußen“, sagte Nicolaj Jacobsen, selbst einst ein herausragender Linksaußen, dem Fachmagazin Handballwoche.

„Wenn das einer wie er sagt, dann fühlt man sich gut, das schmeichelt einem schon“, sagt Zieker.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW