Die vier WM-Fahrer des TVB im Interview

Bei der Handball-WM 2021 in Ägypten waren vier Spieler des TVB Stuttgart mit ihren Nationalmannschaften vertreten. Die vier WILD BOYS reden im Interview unter anderem über ihre Erfahrungen und die Leistungen ihrer Teams bei der Handball-Weltmeisterschaft. 

Jogi Bitter bildete gemeinsam mit Andreas Wolff und Silvio Heinevetter das Torhütergespann des DHB-Teams bei der WM. 

Hallo Jogi, du hast schon viele große Turniere für die Nationalmannschaft gespielt. Wie sehr hat sich dieses, aufgrund der Pandemie, zu den schon gespielten Turnieren unterschieden?

Durch Corona gab es natürlich viel mehr Unsicherheiten und es war ein ganz anderes Turnier dadurch. Es war nicht so wie sonst, dass alle auf den Titel geschielt, sondern es ging eher darum, diese WM zu spielen und den Handball präsent zu halten. Von daher war es irgendwie ein noch größerer Zusammenhalt. Man hatte natürlich auch viele andere Sachen außer dem Handball und den Spielen im Kopf, konnte das Land nicht bereisen und hat eigentlich nur das Hotel gesehen, das war alles schon ein bisschen schade. 

Aufgrund vieler coronabedingter Absagen gab es viele Veränderungen innerhalb des Kaders. Wie schwer ist es, sich als neu formiertes Team einzuspielen? 

Wenn viele Leute wegbrechen, dann ist es immer schwer, die Mannschaft neu einzuspielen. Hierfür ist aber einfach wenig Zeit vorhanden, von daher war das schon eine sehr schwere Aufgabe, die uns da bevorstand. Wenn man das sieht, finde ich, dass wir das gerade im Angriff hervorragend gemacht haben, da haben wir uns sehr schnell eingespielt und gut weiterentwickelt. In der Abwehr hatten wir einfach einige Säulen, die gefehlt haben, und viele Spieler, die ihr erstes Turnier gespielt haben, von daher war es in der Abwehr nochmal deutlich schwieriger. 

Könnt ihr für die kommende Olympia-Qualifikation, trotz des frühen Ausscheidens in der Hauptrunde, etwas von dieser WM mitnehmen?

Klar können wir etwas mitnehmen. Es war ein sehr guter Teamgeist vorhanden. Die Mannschaftszusammensetzung wird sich zwar wieder ein bisschen ändern, weil einige Spieler dazukommen werden, aber insgesamt haben wir uns gerade im Angriff viele Sachen erarbeitet und da werden auch viele Spieler eine Rolle spielen, die jetzt dabei waren. Von daher können wir gerade für den Angriff viel mitnehmen und auch für den Tempogegenstoß. Auch die Abwehr ist automatisch eingespielter, wenn der ganze Kieler Block zum Beispiel dabei ist, da sehe ich dann gar nicht so das Problem, dass wir da noch viel Zeit brauchen werden. Von daher war diese Handball-WM in Hinblick auf die Olympischen Spiele viel wert. 

Viggó Kristjánsson war mit der isländischen Nationalmannschaft Teil des Turniers in Ägypten. 

Wie zufrieden bist du mit eurer Leistung bei der WM, Viggó?

Ich bin ein bisschen enttäuscht über unsere Leistung. Wir hätten gerne ein paar Spiele mehr gewonnen, vor allem das Spiel in der Vorrunde gegen Portugal und die Partie in der Hauptrunde gegen die Schweiz. Wir haben insgesamt eine gute Leistung in der Abwehr abgeliefert und unsere Torhüterleistung war auch in Ordnung aber der Angriff war insgesamt nicht gut genug. Allein in den letzten beiden Spielen gegen Norwegen und Frankreich war unser Angriffsspiel gut. 

Kam bei euch trotz der Geisterspiele das Feeling einer Weltmeisterschaft auf?

Man hat natürlich den Unterschied gemerkt. Die Handball-WM in Ägypten war jetzt das zweite große Turnier, bei dem ich mitspielen durfte. Das erste war die EM im vergangenen Jahr. Bei der EM haben wir vor 12.000 Zuschauern gespielt und jetzt komplett ohne, da merkt man den Unterschied schon. Man hat sich jedoch in der Bundesliga schon daran gewöhnt, vor einer leeren Halle zu spielen, deshalb war einem das Gefühl zumindest schon mal bekannt. 

Ihr habt gegen die Schweiz und damit auch gegen deinen Teamkollegen Samu gespielt. Ist das etwas Besonderes oder denkt man darüber im Spiel nicht nach?

Es ist auf jeden Fall etwas Spezielles gewesen. Ich habe in diesem Match nicht nur gegen Samu gespielt, sondern auch gegen zwei ehemalige Teamkollegen. Zum einen gegen Lenny Rubin, mit dem ich bei der HSG Wetzlar gespielt habe, und zum anderen gegen Alen Milosevic, den ich aus meiner Zeit in Leipzig kenne. Es ist für mich immer etwas Besonderes, gegen ehemalige oder aktuelle Teamkollegen zu spielen. Das macht es für mich auch etwas schwerer in einem Spiel, da die Jungs meine Bewegungen sehr gut kennen. Es hat Spaß gemacht gegen sie zu spielen, aber leider haben wir am Ende knapp verloren. 

Zharko Peshevski rückte noch kurzfristig mit Nordmazedonien zur WM nach. 

Hallo Zharko, wie glücklich bist du über eure Ergebnisse in Ägypten?

Die Ergebnisse der nordmazedonischen Handball-Nationalmannschaft waren schlecht, aber realistisch. Am Ende der WM standen nur ein Sieg gegen die Mannschaft aus Chile und fünf Niederlagen zu Buche. Insgesamt bin ich nicht zufrieden mit unserem Auftritt und es ist sehr schade, dass wir keine bessere Leistung gezeigt haben. 

Wie hat das Konzept der „Bubble“ funktioniert? Welche Einschränkungen hattet ihr beziehungsweise welche Regeln musstet ihr befolgen?

Das Konzept mit der Blase hat sehr gut funktioniert. Wir haben diese nur zum Trainieren oder für Spiele verlassen. Mit jeder Rückkehr ins Hotel wurde sofort ein PCR-Test gemacht. Alle Hygienevorschriften wurden eingehalten und es gab keine Probleme. Das Interessante ist, dass es absolut niemandem erlaubt war, die „Bubble“ zu verlassen. Das Hotelpersonal war ab zwei Wochen vor dem WM-Start auf der Hotelanlage und blieb dort auch über die komplette Dauer des Turniers. 

Was war dein Highlight der WM und was macht eine WM so besonders?

Es gab für mich einige Highlights während der Zeit in Ägypten. Auf jeden Fall gehört unser einziger Sieg gegen Chile dazu. Außerdem war es cool, während des Aufenthalts in Kairo mazedonische Lieder zu hören und die fröhlichen Gesichter meiner Teamkollegen zu sehen. Zu erwähnen sind auch die Leute, die sich jeden Tag vierundzwanzig Stunden lang um die Spieler und Mannschaften gekümmert haben. Die Atmosphäre mit den Pyramiden und dem Nil waren auch toll. Insgesamt war es einfach eine super Erfahrung. 

Auch Samuel Röthlisberger und seine Schweizer erfuhren erst kurz vor WM-Start, dass sie doch nach Ägypten reisen durften.

Wie zufrieden bist du mit eurer Leistung, Samu?

Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit unserer Leistung. Ich finde wir haben sechs gute Spiele gemacht, haben einen guten Teamgeist, toll gekämpft und auch zeigen können, zu was wir fähig sind. Ich denke, es hat nicht viel zu ein oder zwei Punkten mehr gefehlt. Daher bin ich sehr stolz auf unsere Leistung und hoffe natürlich, dass wir das so weiter hochhalten können, auch bei den nächsten Qualifikationsspielen. Alles in allem war es für uns eine sehr positive WM. Wir konnten auch sehr viel Werbung für den Handball in der Schweiz machen, der dort nicht unbedingt so bekannt ist. 

Für dich war es die erste WM. Wie waren deine Eindrücke und was hast du mitgenommen von dem Turnier?

Nachdem ich letztes Jahr meine erste EM spielen durfte, war dieses Jahr meine erste WM dran. Ich bin überaus glücklich und sehr stolz, dass ich dabei sein durfte. Außerdem bin ich auch einfach zufrieden damit, wie das ganze gelaufen ist und wie wir uns präsentiert haben. Wir haben einige gute Spiele gemacht und es hat auch wirklich viel Spaß gemacht. Das Wichtigste ist aber, dass ich so viele Erfahrungen gesammelt habe, was auch für mich persönlich einfach extrem wichtig ist. Ich bin einfach extrem stolz und hoffe natürlich, dass es nicht das letzte Mal war, das wir dabei waren. 

Ihr habt den 16. Platz erreicht, ein wirklich super Ergebnis. Ihr habt gegen Top-Teams wie Frankreich und Norwegen auf Augenhöhe mitgehalten. Habt ihr damit gerechnet? Was macht euer Team so besonders?

Alle Spiele von uns waren wirklich gut. Gegen Frankreich haben wir sehr knapp und unglücklich verloren, da hatten wir auch die Chance auf mindestens einen Punkt. Gegen Norwegen haben wir auch gut gespielt, bloß muss man da sagen, dass die einfach ein weltklasse Team sind und das auch gezeigt haben. Ich finde, dass unsere Mannschaft von einem extrem guten Teamgeist lebt. Wir kennen uns jetzt wirklich schon seit vielen Jahren, viele der Spieler sind mein Jahrgang, von daher kenne ich sie schon von den Juniorennationalmannschaften.

Ob wir damit gerechnet haben, kann ich gar nicht so richtig sagen. Zwei Tage vor WM-Start war ich noch daheim und bin davon ausgegangen, dass ich wieder beim TVB ins Training einsteige und plötzlich kam dann der Anruf. Wir alle wollten unbedingt das erste Spiel gegen Österreich gewinnen und wussten dann auch, dass wir gegen Frankreich und Norwegen nichts zu verlieren hatten, so haben wir dann eben auch gespielt. 

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