Medizinischer Saisonrückblick

Nachdem die Saison 2021/22 nun seit rund einer Woche abgeschlossen ist, ist es an der Zeit, sie Revue passieren zu lassen. Das möchten wir heute auch mit dem medizinischen Team der Sportklink Stuttgart machen. Wir haben mit unseren Mannschaftsärzten Frieder Mauch, Markus Neumann und Max Medinger gesprochen, wie sie die vergangene Saison aus medizinischer Sicht zusammenfassen würden.

Wie sieht der Rückblick auf die vergangenen Saison aus medizinischer Sicht aus?

Priv.-Doz. Dr. med. Frieder Mauch: Es war für uns wieder eine arbeitsreiche Saison. Zu Saisonstart schon mit einigen Langzeitausfällen und auch im Verlauf gab es leider den ein oder anderen Spieler, der verletzungsbedingt nicht alle Spiele wie geplant spielen konnte. Erfreulicher Weise konnten jedoch alle Spieler sich wieder fit melden und ihr Comeback für die Mannschaft geben. Leider gehören solche Ausfälle in Gewisser Weise zum Sport und sind nicht komplett vermeidbar.

Welche ist denn die häufigste Verletzung gewesen?

Markus Neumann: Ohne jetzt im Detail in unsere Auflistung der Verletzungen eingehen zu wollen, ist im Handballsport allgemein die Sprunggelenksdistorsion, also das Umknicken im oberen Sprunggelenk, die häufigste Verletzung – wenn nicht sogar die häufigste Verletzung in den großen Mannschaftssportarten Basketball, Handball und Fußball generell.

Wahrscheinlich kennt jeder, der schon mal sportlich aktiv war ein solches Szenario. Erläutern Sie uns das Vorgehen, wenn ein Spieler umgeknickt ist.

Max Medinger: Die Erstbehandlung erfolgt meist vor Ort durch Frank Jakschitz, der als Teamphysiotherapeut sowohl im Training als auch im Spiel als erstes beim verletzten Spieler ist. Hier wird in der Erstversorgung primär nach dem „PECH-Schema“ gehandelt. Das bedeutet Pause, Eis, Compression und Hochlagerung. Das soll den ersten Schmerzreiz lindern und eine Einblutung ins Weichteilgewebe verhindern. Meist kommt der Spieler dann mit einem gut sitzenden, jahrelang erprobten, komprimierenden Tapeverband zu uns in die Klinik.

Und was passiert dann in der Klinik?

Priv.-Doz. Dr. med. Frieder Mauch: Nach der Erstbehandlung geht es dann darum, die Verletzung genauer zu klassifizieren. War es nur ein leichtes Wegknicken, gibt es eine Bandverletzung oder ist sogar einer der Knochen am Sprunggelenk betroffen? Hierfür gibt uns die Kenntnis über den Verletzungsmechanismus durch die Erzählung des Spielers oder auch durch Videoausschnitte erste Hinweise darauf welche Strukturen möglicherweise verletzt sein könnten. Direkt im Anschluss erfolgt dann eine ausführliche klinische Untersuchung. Abgeschlossen wird die Untersuchung durch die apparative Diagnostik. Das bedeutet je nach Verletzungsmuster und Ausmaß eine Röntgenuntersuchung, um knöcherne Verletzungen auszuschließen, ggf. erweitert um eine CT-Untersuchung, eine Ultraschalluntersuchung zur Einschätzung, ob Verletzungen des Bandapparats vorliegen. Je nach Ersteinschätzung wird dies noch um eine MRT-Diagnostik ergänzt, um weitere Weichteilverletzungen auszuschließen oder besser einschätzen zu können.

Wie sieht die weitere Behandlung aus?

Max Medinger: Das hängt dann natürlich ganz von den Ergebnissen der Untersuchung und er jeweiligen individuellen Verletzung und Vorgeschichte ab. Dies reicht von ein bisschen Zuspruch, eine Empfehlung zum Tapeverband oder leichte Schienung und physiotherapeutische Maßnahmen über einer längeren Ausfallzeit, mit Ruhigstellung schrittweisem Belastungsaufbau und stufenweiser Rückkehr zum Spielbetrieb und kann im schlechtesten Fall auch zu längeren Ausfall- und Rehabilitationszeit führen – sollte zum Beispiel tatsächlich ein Knochenbruch vorliegen, der operativ versorgt werden müsste. Letztendlich ist das Ziel immer, unabhängig der Schwere der Verletzung, den Spieler möglichst sicher mit ausgeheilter Verletzung und ohne Risiko für Folgeschäden zurück auf sein sportliches Niveau zu führen.

Was geben Sie den Spielern in die Sommerpause mit?

Markus Neumann: Erstmal gehen die meisten Spieler in ihren wohlverdienten Urlaub und diesen sollten sie, wenn es nach uns geht, auch dazu nutzen ihre kleineren Wehwehchen und Verletzungen auszukurieren. Nebenbei sollten Sie aber auch versuchen, kleinere Defizite aufzuarbeiten und ihr Grundlevel an Fitness und Kraft erhalten, um dann top fit, verletzungsfrei und bestens vorbereitet in die neue Saison zu starten.