Patrick Zieker im Gefühlschaos

Patrick Zieker lässt die vergangenen sechs Tage Revue passieren und blickt auf hektische, aber durchaus ereignisreiche Tage mit dem DHB Team zurück. Wir haben ihm einige Fragen gestellt, die er uns aus der Selbstisolation beantwortet hat.

Hi Patrick, wie ist es dir bei der kurzfristigen Nominierung ergangen?

„Das war ziemlich verrückt. Alles ging sehr schnell und hektisch zu. Während des Trainings ist schon durchgesickert, dass der nächste deutsche Linksaußen positiv getestet wurde. Kurz danach kam auch schon Roi auf mich zu und hat gesagt, ich soll umgehend Axel Kromer zurückrufen. Das habe ich dann auch direkt getan und ihm mein Kommen zugesagt. Es war für mich sofort klar, dass ich meine Sachen packen und der Mannschaft helfen werde. Nach ein paar organisatorischen Dingen – PCR Testung, Flug und so weiter – saß ich am nächsten Morgen schon im Flugzeug von Stuttgart nach Wien. Klar, war das alles ein ziemliches Durcheinander, ich habe mich aber dennoch wahnsinnig darüber gefreut.“

In deinem ersten Spiel gegen Spanien hast du mit einer 100% Quote sehr überzeugt. Wie würdest du den Turnierverlauf allgemein für das Team beschreiben?

„Die Vorrunde habe ich zu Hause intensiv verfolgt, wo die deutsche Mannschaft mit guten Auftritten verdient mit zwei Punkten in die Hauptrunde eingezogen ist. Dann ging es leider schon mit den ersten Coronafällen los, was dann natürlich eine Unruhe ausgelöst hat, das ist völlig normal. Durch die Nachnominierungen hat man dann versucht, das Beste aus der ganzen Sache zu machen. Jeder hat die Situation so angenommen, wie sie ist, leider hat es in den bisherigen Hauptrundenspielen einfach nicht gereicht. Die Fehler in den Partien können aber mit Sicherheit auch auf die ständigen Wechsel in der Mannschaft zurückgeführt werden. Dennoch war der Kampf der Mannschaft immer überragend, wir haben es jedes Mal geschafft, uns reinzubeißen, aber am Ende hat es einfach nicht gereicht.“

Durch die vielen Ausfälle könnte man meinen, dass es schwierig ist, eine Einheit in der Mannschaft zu kreieren. Wie war die Stimmung im Team trotz der zahlreichen Nachnominierungen und immer wieder auftretenden positiven Tests?

„Die Stimmung war immer gut und positiv, auch wenn sie immer neu aufgewühlt wurde. Es war ein andauerndes Warten auf die nächsten Testergebnisse. Natürlich drückt das dann auch auf die Stimmung, wenn man den ganzen Tag in der Selbstisolation auf dem Hotelzimmer sitzt. Das Mannschaftsleben geht eben völlig unter, wenn man sich kaum mit Leuten trifft. So ein Turnier lebt von dem mannschaftlichen Zusammenhalt, der war bei uns trotz allem da, aber natürlich hätte man sich gefreut, wenn man das ein oder andere zusammen machen kann. Es war immer schön rauszukommen und wir waren heiß auf die Spiele, die Stimmung war immer sehr gut, aber natürlich ist es nicht mit einem Turnier ohne die Pandemie zu vergleichen.“

Leider ist nach der Hauptrunde Schluss für Deutschland. Wie sieht dein Plan für danach aus? Wann steigst du wieder ins Mannschaftstraining der WILD BOYS ein? Und würdest du sagen, dass die Nominierung für die EM deine Vorbereitung für die Rückrunde „gestört“ hat?

„Erstmal steht morgen noch das letzte Hauptrundenspiel gegen Russland an, das wir auf jeden Fall erfolgreich bestreiten wollen, um uns vernünftig aus dem Turnier zu verabschieden. Danach werde ich den Kontakt mit Roi suchen und wir werden entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist, um zur Mannschaft zurückzukehren. Natürlich ist es ein kleiner Break in der Vorbereitung, allerdings gibt man das dann auch gerne für eine Europameisterschaft auf. Es waren neben mir noch viele andere Nationalspieler unterwegs, also waren wir sowieso nicht komplett in der Vorbereitung. Ich freue mich jetzt einfach auf das letzte Spiel morgen und werde mich dann mit Roi in Verbindung setzen. Dann freue mich aber auch wieder, wenn ich in Stuttgart die letzten Trainingseinheiten mit dem Team absolvieren kann, dass wir uns vernünftig für die Rückrunde vorbereiten können.“

Bitterer Ausgleich nach Spielende

Im Heimspiel gegen den HC Neuenbürg mussten die Bittenfelder ein ärgerliches 28:28-Unentschieden hinnehmen. Die Gäste verwandelten einen direkten Freiwurf nach Ablauf der regulären Spielzeit zum Ausgleich und sorgen dafür, dass der TVB auch im vierten Heimspiel in Folge ohne Sieg blieb.

Ohne Trainer Jörg Ebermann und Rückraumspieler Finn Eberle, die beide krankheitsbedingt zu Hause bleiben mussten, begann der TVB konzentriert und konnte sich in den ersten Minuten auf den stark aufspielenden Maurice Widmaier verlassen, der die ersten drei Tore für seine Farben erzielte. Doch auch die Gäste aus Neuenbürg starteten gut in die Partie. So stand es nach sieben Minuten 3:3. Wenig später erhielt der TVB seine erste Zeitstrafe, welche die Gäste nutzten, um das erste Mal mit 4:5 in Führung zu gehen. Doch die Blau-Weißen ließen sich hiervon nicht beeindrucken und gingen ihrerseits schnell wieder mit 6:5 in Front (11.). In der Anfangsphase agierte die Abwehr sehr stark und zwang die Neuenbürger immer wieder zu schweren Abschlüssen, die eine sichere Beute für Daniel Sdunek waren. Leider landeten auch die Abpraller zu häufig bei den Gegnern, die die Geschenke dankend annahmen. Dies verhinderte, dass sich die Blau-Weißen mehr als ein Tor absetzen konnten. So wogte die Partie hin und her und keines der beiden Teams konnte sich einen klaren Vorteil erspielen. Über 6:7 (14.), 8:8 (17.) und 10:10 (20.) ging es in die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte. Diese hatten es in sich und die beiden Unparteiischen drückten dem Spiel ihren Stempel auf: erst erhielt der HC nach einem Gesichtstreffer die rote Karte für Abwehrchef Alexandru Vulpe. Die damit verbundene Überzahl nutzten die Blau-Weißen, um durch einen Doppelschlag von Alexander Bischoff mit 12:11 in Führung zu gehen (24.). Dann kassierten innerhalb von anderthalb Minuten Felix Hoffmann, Philipp Porges und Alexander Bischoff ebenfalls eine Zeitstrafe. Die damit verbundenen Überzahl nutzten die Gäste zur ersten zwei Tore Führung des Spiels (12:14, 28.). Als diese kritische Phase aus TVB-Sicht beendet war, konnte Luca Mauch den Anschluss zum 13:14 wieder herstellen (29.). Dann erhielt Neuenbürg zwei Zeitstrafen und nun war es der TVB, der aus der Überzahl Profit schlug und zum 14:14 Pausenstand auszugleichen konnte.

Insgesamt war man auf Seiten des TVBs mit der Angriffsleistung zufrieden, jedoch hatte die Abwehr, die in den Anfangsminuten sicher stand, mit Verlauf des Spiels nachgelassen, was der starke Neuenbürger Angriff häufig zu bestrafen wusste.

Das erste Tor der zweiten Hälfte erzielten die Gäste über den treffsicheren Außen Xaver Nitzke (14:15, 32.). Doch der TVB hatte eine Antwort parat und ging nach dem Ausgleich kurze Zeit später durch Philipp Porges wieder in Führung (16:15, 35.). Dieses leichte Übergewicht konnten die Blau-Weißen behalten und legten immer wieder ein Tor vor. Allerdings hatten die Gäste ihrerseits immer wieder eine Antwort und schlossen auf (19:19, 43.). Dann parierte Daniel Sdunek einen Strafwurf und Widmaier gelang es nach einer Auszeit, die erste zwei Tore-Führung des TVBs zu erzielen (21:19, 46.). Dann wurden die Bittenfelder von einer weiteren Zeitstrafe ausgebremst und die Gäste egalisierten den Rückstand wieder (21:21, 47.). So ging es in der Gemeindehalle weiter hin und her und beide Mannschaften konnten die Fehler des Gegenübers nicht bestrafen. Über 23:23 (50.), 25:25 (53.) und 26:26 (57.) lief die Partie einem dramatischen Ende entgegen. Nach dem 26:26 erzielte Philipp Porges wieder einmal die Führung für seine Farben (27:26). Die Gäste scheiterten mit der folgenden Angriffsaktion und Maurice Widmaier besorgte das 28:26 gut zwei Minuten vor dem Ende. Neuenbürg schloss durch Kaspar Veigel wieder zum 28:27 auf (58.). Dann scheiterte der TVB aus aussichtsreicher Position an der Latte, konnte den Ausgleich jedoch in der anschließenden Abwehraktion verhindern. Mit rund 30 Sekunden hatte der TVB den Ball. Im Zeitspiel suchte dann Alexander Heib den Abschluss, konnte diesen jedoch nicht verwandeln. Neuenbürg unterbrach das Spiel zehn Sekunden vor dem Ende, um sich zu besprechen. Doch auch dieses Mal hielt die TVB-Abwehr stand und stoppte den  HC mit einem Foul. Bevor der Freiwurf ausgeführt werden konnte, ertönte die Sirene. Den Gästen blieb nur noch die Chance über den direkten Freiwurf. Kaspar Veigel war es schließlich, der den Ball über den TVB-Block unhaltbar unter die Latte nagelte und den Gästen damit einen Punkt sicherte und für hängende Köpfe auf Seiten der Bittenfelder sorgte.

Somit hat der TVB wieder einmal das Spiel aus der Hand gegeben und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit einer zwei Tore Führung kurz vor dem Ende das Spiel nicht entschieden zu haben. Letztlich geht die Punkteilung jedoch in Ordnung, da keine der beiden Mannschaften sich, in einer intensiven und umkämpften Partie, ein klares Übergewicht erspielen konnte. Der TVB kann mit seiner Leistung trotz des unglücklichen  Endes zufrieden sein. Die Mannschaft hat sich im Vergleich zur Vorwoche deutlich gesteigert und agierte vor allem in der Abwehr verbessert.

Viel Zeit dem verlorenen Punkt hinterher zu trauern, bleibt der Mannschaft ohnehin nicht, denn bereits am Mittwoch, den 26.01., empfangen die Blau-Weißen den zweitplatzierten aus Weinsberg in der Gemeindehalle (20:30).

TVB: Sdunek, Rica-Kovac; Uskok, Widmaier (7), Luithardt, Hoffmann, Bischoff (3), Berger, Mauch (4), Seiz (7/4), Heib (3), Vukotic, Theurer, Porges (3), Kornmann (1), Wissmann.