Spanischer Touch im Schwabenland – Unser neuer Cheftrainer im Gespräch

Kurzportrait Roi Sánchez

  • Name: Roi Sánchez
  • Geburtsdatum (Alter): 15. März 1984 (37)
  • Trainer-Lizenzen: A-Lizenz, EHF-Mastercoach
  • Beim TVB seit: 01.07.2021
  • Vertrag bis: 30.06.2023
  • Vorherige Stationen als Trainer: Academia Octavio, TSV Hannover-Burgdorf, FC Barcelona
  • Stationen als Spieler: Academia Octavio, CCD Sardoma

Hallo Roi, wann ziehen du und deine Frau nach Stuttgart und worauf freust du dich abseits des Handballfeldes, wenn du dann hier bist?

Ich werde nächste Woche, noch vor dem Trainingsauftakt, nach Stuttgart ziehen. Meine Frau wird jedoch zunächst in Barcelona bleiben, da sie schwanger ist. Wir erwarten, dass das Kind gegen Ende August auf die Welt kommt und dann werden die beiden im September nach Stuttgart nachkommen.

Ich freue mich auf die Stadt Stuttgart und die ganze Region hier. Es gibt hier, glaube ich, sehr schöne Plätze. Ich kenne die Stadt bereits und habe gesehen, dass es sehr grün ist mit viel Platz zum Spazierengehen. Den Schwarzwald zu besichtigen, wird für uns bestimmt auch ein Highlight werden.

Ab Juli bist du Cheftrainer beim TVB Stuttgart. Dies ist die erste Station deiner Trainerkarriere, bei welcher du das Amt des Chef-Trainers in der Bundesliga übernehmen wirst. Worauf freust du dich am meisten bei dieser Aufgabe?

Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe. Die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt und ich glaube, für mich ist es eine große Chance, mich weiterzuentwickeln, aber auch die Bundesliga zu erleben, mit den Fans und der Professionalität, die es in Deutschland gibt. Also ich freue mich sehr darauf, es wird ein Highlight in meinem Leben und ich werde die Chance nutzen.

Worin siehst du die Herausforderungen in dieser Position?

Als Cheftrainer eines Handball-Bundesligisten gibt es viele Herausforderungen. Natürlich musst du das entsprechende Knowhow haben und eine Profi-Mannschaft ordentlich führen und motivieren können. Die individuellen Fähigkeiten deiner Spieler musst du fördern. Da sind also sehr viele Sachen, die man unter Kontrolle haben muss.

Wie kam der erste Kontakt mit dem TVB zu Stande und warum hast du dich letztlich für die Stuttgarter entschieden?

Der erste Kontakt kam im März 2020 zustande, bevor die Pandemie ausgebrochen ist. Da war ich schon in Stuttgart, habe Jürgen und Micha kennengelernt und auch den Verein. Dann ist jedoch Corona ausgebrochen und der Verein hat daraufhin entschieden, dass Jürgen noch eine weitere Saison das Amt des Cheftrainers übernimmt. Im Januar diesen Jahres kam dann noch mal der Anruf von Jürgen und er hat gefragt, wie es bei mir aussieht. Mein Vertrag mit Barcelona läuft diesen Sommer aus und ich glaube, dass dieses Projekt sehr gut zu mir passt. Es ist der nächste Schritt für mich in meiner Trainerkarriere. Ich habe natürlich auch mit meiner Frau gesprochen, ob das in Ordnung für sie ist, wenn wir das machen. Dann haben wir uns dazu entschlossen, dass wir das machen wollen und ich habe dem TVB zugesagt, weil es natürlich für mich eine riesige Möglichkeit in meiner Trainer-Karriere ist.

Auch wenn die neue Saison erst im September und die Vorbereitung dafür erst Ende Juli beginnt, warst du bereits seit Monaten im ständigen Austausch mit den sportlichen Verantwortlichen hier vor Ort sowie mit deinen zukünftigen Trainerkollegen. Wie kann man sich diese Arbeit im Hintergrund vorstellen und woran habt ihr gearbeitet?

Als es dann fest stand, dass ich das Amt des Cheftrainers beim TVB Stuttgart übernehmen werde, hatte ich dann plötzlich zwei Aufgaben. Meinen normalen Alltag mit der zweiten Mannschaft des FC Barcelona, aber auch schon viele Themen in Verbindung mit dem TVB Stuttgart. Wir haben in den vergangenen Monaten sehr hart gearbeitet und ich glaube, wir haben eine sehr gute Mannschaft zusammengebastelt. Auch die Neuzugänge werden uns sicher sehr weiterhelfen. Beim Team hinter dem Team, das wir aufgebaut haben, finde ich ebenfalls, dass das super passt. Ich bin sehr zufrieden mit Vicente als Co- und Torwarttrainer und Steffen als Athletiktrainer. Ich bin der Meinung, dass wir alle notwendigen Voraussetzungen haben, um eine richtig gute Saison zu spielen.

Welche sportlichen Ziele hast du mit dem TVB?

Das Ziel ist es, die Mannschaft im Mittelfeld der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, zu welchem sehr viele Mannschaft gehören, zu etablieren. Wir müssen einen guten Start erwischen, damit wir die Ruhe haben, eine gute Saison zu spielen. Ziel ist es zudem, die individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Spielers ein bisschen zu verbessern.

Bevor du für den FC Barcelona gearbeitet hast, standest du gemeinsam mit Jens Bürkle in Hannover an der Seitenlinie. Mit den Recken bist du damals dann eben auch schon auf den TVB getroffen. Welche Erinnerungen hast du an diese Spiele?

Mit der TSV Hannover-Burgdorf habe ich zwei Mal in der SCHARRena gespielt und zwei Mal dort verloren. Ich erinnere mich auch noch an den VIP-Bereich von damals, welcher mir sehr gut gefallen hat. Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die richtig Bock auf Handball hatte. Es waren viele Leute mit viel Lust dort zu arbeiten. Das hat mich sehr überrascht.

Inwiefern unterscheidet sich die spanische Spielweise zu der deutschen Art, Handball zu spielen? Welche Dinge möchtest du von der spanischen Spielweise auch beim TVB integrieren?

Die Spielweise von uns Spaniern ist etwas anders als die in Deutschland. Normalerweise spielen wir viel über den Kreis oder mit zwei-gegen-zwei-Situationen. Hier in Barcelona möchten wir immer Tempohandball spielen mit viel Geschwindigkeit. Ich glaube, ich möchte solche Sachen auch in Stuttgart implementieren, das ist zumindest zunächst meine Idee. Aber natürlich müssen die Spieler das System und die Spielweise gut verstehen und das dauert eben ein bisschen. Ich denke, die Mannschaft macht viele Sachen schon gut und ich werde am Anfang nur Kleinigkeiten ändern, damit auch die neuen Spieler gut integriert werden können. Wir in Spanien sind etwas kleiner, weshalb wir andere Lösungen finden müssen und nicht nur von neun oder zehn Metern werfen können. Wir müssen also viel über eins-gegen-eins-Situationen lösen oder den Kreis anspielen und das eben mit mehr Tempo.

Wie schätzt du das Niveau der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga im Vergleich zur spanischen Liga ein?

Das Niveau ist ein anderes. Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt und in Spanien sind durch die finanziellen Probleme in den vergangenen Jahren viele gute Spieler weggegangen. Ich glaube, der Unterschied ist sowohl sportlich als auch in Bezug auf die Infrastruktur und die Professionalität sehr groß.