Rückblick, Reha und Radar – Rudi im Interview

Rudolf Faluvégi, 27-jähriger Rückraumakteur des TVB Stuttgart, wird den Verein nach zwei Jahren zum Saisonende verlassen. Zuletzt wurde seine Karriere durch einen Kreuzbandriss im rechten Knie ausgebremst. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit ihm über seine Verletzung, seine Zeit in Stuttgart und sein Umfeld zu sprechen.

Hallo Rudi, vor etwa zwei Monaten hast Du Dir im Spiel gegen den SC Magdeburg bei einer Angriffsaktion einen Kreuzbandriss im rechten Knie zugezogen. Wie geht es Dir momentan?

Dankeschön, es geht mir sehr gut! Die Rehabilitation geht gut voran und meine Kinder sorgen dafür, dass die Stimmung immer gut ist!

Nimm uns mal mit: Wie sieht Dein Reha-Prozess aus? Was sind die nächsten Schritte für Dich?

Momentan mache ich jeden Tag 1,5 Stunden Sporttherapie und werde von dieser Seite her mit Behandlungen unterstützt. Es gibt genug zu tun: Die Muskulatur wieder aufbauen, die Beweglichkeit verbessern, die Schwellung rauskriegen. Ab der nächsten Woche springe ich in eine intensivere Phase, in der ich stationär rehabilitieren werde. Darauf bin ich schon gespannt!

In deiner Laufbahn als Handballspieler wurdest Du immer wieder vom Verletzungspech verfolgt. War für Dich ein Karriereende schon mal denkbar oder hatten Gedanken an das Aufhören noch nie Platz in Deinem Kopf?

Ich habe tatsächlich ein wenig Pech gehabt in den letzten paar Jahren. Aber so ist das eben. Das ist sicherlich nicht der schönste Teil am Sport, aber gehört auf jeden Fall auch dazu. Ich rechne aber noch mit mindestens zehn Jahren Profisport, Gesundheit und extrem viel Spaß. Wegen zwei schief gegangen Schritten werde ich meine Leidenschaft nicht aufgeben! Was nach dem Handball kommt, ist spannend, aber noch sehr weit weg für mich.

Wir erleben Dich als einen sehr kollegialen Mitspieler. Du schaust Dir die Spiele live in der Halle an und gibst Deinen Mitspielern von den Rängen wertvolle Ratschläge. Wie schwer fällt es Dir, von außen zuschauen zu müssen?

Ich kann mich nicht beschweren. Ich vermisse das Spiel und vermisse, mit meinen Kumpels auf dem Feld zu kämpfen, aber ich habe schon akzeptiert, dass ich da jetzt eben durch muss. Ich bin mit meiner Reha beschäftigt und bin leider nicht sehr viel mit den Jungs zusammen, aber wenn ich darf, dann möchte ich immer noch helfen, wie ich kann, das ist ja klar!

In dieser Saison kamst Du bis zu Deiner schweren Knieverletzung bei 16 Spielen auf 21 Tore und 21 Assists. Die Mannschaft war sogar zeitweise auf Tabellenplatz eins. Wie würdest Du die Saison Deiner Mannschaft mit etwas Abstand bewerten?

Ich finde, dass wir viel mehr Potenzial haben als unser Tabellenplatz momentan aussagt. Ich hoffe, dass wir in den letzten Spielen der Saison unsere Platzierung noch aufbessern können und, dass die Erfahrungen aus dieser Spielzeit den TVB in der Zukunft besser machen werden!Du hattest bereits einige Stationen in Deiner Karriere. In Deinem noch jungen Alter warst Du bereits bei Vereinen aus Deinem Heimatland Ungarn und auch aus Frankreich unter Vertrag.

Wie würdest Du das Niveau der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga im Vergleich zu den Ligen aus Frankreich und Ungarn einschätzen?

Die Bundesliga ist ganz klar die stärkste Liga der Welt. Hier kann jede Mannschaft in jedem Spiel Punkte holen und alle versuchen jedes Jahr, ihre Teams weiterzuentwickeln.

Deine kleine Schwester Dorottya spielt ebenfalls professionell Handball. Sie gewann unter anderem 2018 die U-20 Weltmeisterschaft und debütierte noch im selben Jahr für die ungarische Nationalmannschaft. Wie sehr verfolgst Du ihren Weg und hattest Du im Kindesalter möglicherweise einen Einfluss auf Sie durch den Handballsport?

Wir reden fast jeden Tag. Ich habe übrigens noch eine zweite Schwester – sie wird öfters vergessen – und wir drei sind sehr eng miteinander. Dorottya hat am Wochenende erstmals am Final Four der Champions League teilgenommen und wir sind sehr stolz auf sie. Als großer Bruder habe ich sie damals vom Handballsport begeistert und diese Tatsache macht unsere Beziehung noch stärker. Die kleine Fanni wird Opernsängerin. Sie habe ich wahrscheinlich mit meiner Stimme begeistert!

Im Sommer läuft Dein Vertrag beim TVB Stuttgart aus und Du verlässt den Verein nach zwei Spielzeiten. Was wirst du an der Stadt Stuttgart und dem TVB am meisten vermissen?

An Stuttgart werde ich den Schlosspark, die Wilhelma und die Blitzer vermissen. Mit dem TVB geht es ja viel tiefer. Ich werde mich von sehr engen Freunden verabschieden müssen und verlasse eine Gesellschaft, die ich sehr liebe. Ich finde aber, dass die wichtigsten Sachen die sind, die ich mitnehme und unter uns: Ich bin gut versorgt! 😉

Wir bedanken uns bei Dir für tolle Momente auf und abseits der Platte. Möchtest Du noch ein paar Worte an die Fans richten?

Ich sage auch Danke! Liebe Fans, schade, dass wir einander so wenig sehen konnten. Ich wünsche Euch, dass ihr so schnell wie möglich wieder in die Halle kommen könnt, um die WILD BOYS unterstützen zu können! Alles Gute Euch und nochmals: Danke!