TVB will die Löwen zähmen

Am Sonntagnachmittag ist ab 16.00 Uhr in der Stuttgarter Porsche-Arena die Manege frei. Dann will Löwen-Dompteur Jürgen Schweikardt mit seinen WILD BOYS die Rhein-Neckar Löwen zähmen. Aber das wird gar nicht so einfach, stellt doch die in Mannheim ansässige Spielgemeinschaft der beiden Handballvereine aus den nordbadischen Orten Kronau und Östringen schon seit vielen Jahren eine europäische Top-Mannschaft.

In der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga sind die Nordbadener in dieser Runde nicht so erfolgreich wie in den vergangenen Spielzeiten. Bei der Mannschaft um die deutschen Nationalspieler Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki fehlt etwas die Konstanz. Siege in Berlin, Leipzig, Lemgo und Melsungen stehen Niederlagen in Wetzlar, Hannover, Kiel sowie daheim gegen Leipzig entgegen und sorgen unter anderem dafür, dass die Löwen zurzeit bereits 14 Minuspunkte auf ihrem Konto haben. Ein Highlight aus Sicht des Teams um Regisseur Andy Schmid war sicherlich das Unentschieden gegen den deutschen Meister aus Flensburg. Dieses Remis entspricht aufgrund der Qualität im Kader eher dem Leistungsvermögen der Mannheimer. 

Auf der Torhüterposition sind eigentlich die beiden Schweden Andreas Palicka und Mikael Appelgren gesetzt. Da sich Letzterer allerdings einen Kreuzbandriss zuzog, wurde Nikolas „Katze“ Katsigiannis nachverpflichtet. Auf der Spielmacherposition zeigt Andy Schmid schon seit Jahren Weltklasseform. Auch auf den Halbpositionen sorgen der von Kiel gekommene Schwede Lukas Nilsson und sein Landsmann Albin Lagergren für Torgefahr. Am Kreis ist Nationalspieler Jannik Kohlbacher kaum zu kontrollieren. Für ihn wird der Traum von Olympia aufgrund der kleinen Kaderstärke von nur 14 Akteuren verbunden mit taktischen Überlegungen von Bundestrainer Alfred Gíslason wohl nicht wahr werden. Sicher mit dabei in Tokio sind dagegen Kapitän Uwe Gensheimer, der sich jedoch zurzeit im Verein der Konkurrenz von Jerry Tollbring erwehren muss, sowie Rechtsaußen Patrick Groetzki.

Für den nach Hamburg abwandernden Trainer Martin Schwalb wird in der kommenden Saison der schon lange im Verein arbeitende Co-Trainer Klaus Gärtner übernehmen, bevor dann ab der Spielzeit 2022/23 der vom Bergischen HC verpflichtete Sebastian Hinze als Trainer nach Mannheim kommen wird. 

Wie stark die Rhein-Neckar Löwen sind, bekam der TVB Stuttgart direkt zu Beginn der Runde zu spüren. In der SAP Arena unterlag die Mannschaft von Trainer Jürgen Schweikardt deutlich mit 20:30. „Da haben wir noch etwas gut zu machen“, stellt der TVB-Coach fest und fordert von seiner Mannschaft denselben Kampfgeist wie im letzten Heimspiel gegen FRISCH AUF! Göppingen, welches die WILD BOYS über weite Strecken dominierten und am Ende mit 28:26 gewannen. Dabei waren vor allem eine bärenstarke Deckung und ein gut aufgelegter Primož Prošt die Garanten der den Derbysieg. Markus Götz lobte am Sky-Mikrofon: „Phantastische Abwehrleistung der Stuttgarter.“ Aber auch das Rückzugsverhalten der WILD BOYS  gefiel dem Kommentator: „Super Rückzug.“ TVB-Coach Jürgen Schweikardt war hinterher sehr erleichtert und voll des Lobes für seine Mannschaft: „In der Deckung waren wir sehr präsent und im Angriff haben wir unsere Fehler minimiert. Insgesamt eine hervorragende Leistung meines Teams“, freute sich der Trainer. Linkshänder Jerome Müller sprach hinterher von einem „Frustlöser“.

Am vergangenen Wochenende waren Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2022 angesetzt. Dabei sorgten sich die Manager der deutschen Profiklubs wegen der Corona-Pandemie mehr um die Gesundheit ihrer Spieler als um die Qualifikation der deutschen Mannschaft, die die Qualifikation zur EHF EURO 2022 mit sechs Siegen in sechs Spielen erfolgreich absolvierte. Vom TVB war für Deutschland kein Spieler aktiv, da Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter weiterhin verletzt ist. Dafür waren aber Viggó Kristjánsson für Island, Samuel Röthlisberger für die Schweiz und Zharko Peshevski für Nordmazedonien im Einsatz. Und die Nationalspieler des TVB Stuttgart kamen mit wechselndem Erfolg zu ihrem Verein zurück. Island qualifizierte sich als Gruppenzweiter für die Europameisterschaft. Die Schweiz verlor gegen Weltmeister Dänemark hauchdünn mit 29:30 und musste sich auch gegen Nordmazedonien geschlagen geben, weshalb Samuel Röthlisberger nicht mit seiner Nationalmannschaft am EM-Turnier im kommenden Jahr teilnehmen wird. Nordmazedonien und TVB-Kreisläufer Zharko Peshevski qualifizierten sich, wie Island, als Zweiter ihrer Gruppe für die EM.

Zu hoffen bleibt, dass alle Nationalspieler wieder gesund zurückkommen, um mit ihren Teams die kommenden Spiele der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga bestreiten zu können. 

Quelle: Joachim Gröser 

„Am Ende können wir mit einem Punkt zufrieden sein.“

Die Stimmen zum Spiel TSV GWD Minden vs. TVB Stuttgart (27:27) am 06.05.2021:

Jürgen Schweikardt: „Das war ein ganz kurioses Spiel, in dem wir 55 Minuten hinterher gerannt sind. Das lag vor allen Dingen auch an Minden Torhüter, der wirklich überragend gehalten hat. Wir selbst hatten wieder ein gutes Paket aus Abwehr und Torhüter. Im Angriff waren wir in der ersten Hälfte viel zu wenig zwingend. In der zweiten Halbzeit machen wir es mit 17 Toren dann gut. Wie die Mannschaft sich immer wieder rankämpft, was das wirklich überragend. Eigentlich hatten wir uns dann auch schon dafür belohnt gehabt. Die letzte Minute ist natürlich äußerst kurios mit dem Fehlpass, Primož Parade und dann dem 7-Meter. Für mich ist das keine richtige Entscheidung. Obwohl wir hier 55 Minuten hinten waren, fühlt sich das wie eine Niederlage an. Ich bin trotzdem sehr, sehr stolz, wie die Mannschaft immer weiter gekämpft hat und dran geblieben ist und wir am Ende zumindest einen Punkt geholt haben.“

Primož Prošt: „Auf jeden Fall war es ein spannendes Spiel. Wenn man aus unserer Sicht auf das Spiel bis zur 56. Minute schaut, dann haben wir einen Punkt gewonnen. Aber wenn wir uns die letzten drei oder vier Minuten anschauen, dann haben wir einen Punkt verloren. Wir haben aber das ganze Spiel gekämpft. Semisch hat richtig gut gespielt aber auch unsere Abwehr war richtig gut. Am Ende können wir mit einem Punkt zufrieden sein.“

Frank Carstens: „Wir führen mit 14:10 und dann mit 19:15 und dann sieht man schon ganz früh den Boden vom Tag. Wir haben natürlich dann nicht mehr die Präzision im Angriffsspiel. Das macht die ganze Sache dann etwas schwieriger. Malte hat uns natürlich in der ersten Halbzeit überragend in die Spur gebracht. Von dieser Torwart- und Abwehrleistung profitieren wir eigentlich noch zu wenig. Das ist in der zweiten Hälfte nicht mehr ganz so. Stuttgart verteidigt besser und bekommt mehr Ballgewinne und läuft mehr Konter. Das hat uns ganz schön geknackt. Da ist es dann auch eine Frage der Alternativen. Wenn man auf unsere Bank schaut, dann waren da nicht mehr allzu viele Rückraumspieler.“

Malte Semisch: „“Es war heute sehr spannend – leider müssen wir sagen, weil wir ja schon mit vier Toren geführt hatten. Wir hätten uns gerne weiter abgesetzt. Dann haben wir Stuttgart aber nochmal rankommen lassen. Zum Glück haben wir dann noch einen Punkt mitgenommen. […] Wir freuen uns über jeden Punkt – egal gegen wen, egal wo, egal wann. Von daher können wir den Punkt heute gut gebrauchen, auch wenn wir hier zu Hause auch gerne zwei mitgenommen hätten.“

Bildquelle: Angela Metge

Punkteteilung in Minden

Im ersten Spiel der englischen Woche waren die WILD BOYS heute bei GWD Minden zu Gast. Beide Teams hatten zuletzt nach einer längeren Negativserie im letzten Ligaspiel wieder gepunktet. Mit dem heutigen Spiel ging ein weiterer Punkt auf das Konto beider Teams. Die Partie endete mit 27:27.

Minden hatte Anspiel aber eröffnete dem TVB durch einen Ballverlust die Chance auf das erste Tor der Partie. Diese nutze Patrick Zieker, wenn auch erst im zweiten Anlauf. Seinen ersten Wurf hatte Malte Semisch pariert. Dieser Parade sollten viele weitere folgen. Der Torhüter der Gastgeber kam allein in den ersten sieben Minuten auf sieben Paraden bei acht Würfen und machte ein überragendes Spiel.

Mit Semischs Paraden im Rücken, konnte Minden erst den Ausgleich erzielen und dann durch Christoffer Rambo in Führung gehen (2:1, 5. Minute). Diese Führung baute GWD Schritt für Schritt aus und so stand es nach 13 Minuten 6:2. Viggó Kristjánsson brachte sein Team mit einem Doppelpack wieder in Schlagdistanz. In kürzester Zeit stellte Minden den alten Abstand aber wieder her. So stand es nach 17 Minuten 8:4. Beim Spielstand von 9:5 rief TVB-Trainer Jürgen Schweikardt seine Mannschaft in einer Auszeit zusammen. 

Bis zur 26. Minute schwankte der Vorsprung von Minden stets zwischen drei und vier Toren. Nach einer Auszeit von Frank Carsten erzielte sein Linksaußen das 13:8 und damit die bis dato höchste Führung für die Gastgeber. Beim Stand von 14:10 ging es schließlich in die Kabinen. 

Der TVB kam mit einem 3:0-Lauf aus der Pause und stellte innerhalb von zwei Minuten auf 14:13. Dann kam aber auch Minden wieder ins Spiel und baute die Führung wieder aus (16:13, 36. Minute). Nach 39 Minuten waren die Gastgeber beim 18:14 wieder mit vier Toren in Front. 

Danach konnte sich der TVB wieder heran kämpfen und hatte beim 20:19 (45. Minute) die Chance auf den Ausgleich. Dieser lies aber auf sich warten und fiel erst in der 57. Minute mit dem 26:26 durch Adam Lönn. Beide Torhüter hielten im Anschluss und letztlich übernahmen die WILD BOYS die Führung. Patrick Zieker war es, der das 26:27 in der 60. Minute markierte. Primož Prošt verriegelte sein Tor wiederum, sodass der TVB 14 Sekunden vor Schluss in Ballbesitz kam. Jürgen Schweikardt nahm die Auszeit aber der Sieg war noch nicht unter Dach und Fach. Minden holte den Ball mit offensiver Abwehrarbeit nochmals zurück und so gab es drei Sekunden vor Schluss Strafwurf für Minden. Juri Knorr behielt die Nerven und netzte zum 27:27 Endstand. 

Für den TVB geht es bereits am Sonntag wieder weiter. Dann ist der Tabellendritte aus Mannheim zu Gast in der Porsche-Arena.

Bildquelle: Angela Metge