Karriere nach der Karriere – Michael Schweikardt im Interview

Michael Schweikardt lief von 2012 bis 2019 für den TVB Stuttgart auf. Zuvor spielte er für die MT Melsungen und FRISCH AUF! Göppingen und kehrte dann aber wieder zu seinem Heimat- und Jugendverein, dem TVB, zurück. Seit seinem Karriereende auf dem Spielfeld ist der 38-Jährige beim TVB für das Scouting und Anschlussförderung zuständig. Zudem ist er Cheftrainer des Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim. Wie er die Karriere nach der Karriere gestaltet, erzählt er im Interview.

Hallo Micha, zum Ende der Saison 2018/19 hast Du Deine aktive Karriere als Handballspieler beendet. Du kannst auf 427 Bundesliga-Partien, in denen Du insgesamt 944 Tore erzielt hast, zurückblicken. Was war Dein persönlicher Höhepunkt in Deiner 16-jährigen Profikarriere?

Mein persönlicher Höhepunkt war mit Sicherheit der Aufstieg mit dem TVB Stuttgart in die LIQUI MOLY HBL. Ich habe zwar auch das IHF-Pokalfinale gespielt, aber aufgrund der Emotionalität, mit seinem Heimatverein aufzusteigen, würde ich dieses Erlebnis immer als meinen Höhepunkt der Karriere angeben. 

Dein Bruder Jürgen ist Trainer und Geschäftsführer des TVB Stuttgart. Sein Team steht derzeit auf Platz 13 der Tabelle der LIQUI MOLY HBL. Wie bewertest Du die aktuelle Saison der WILD BOYS?

Ein bisschen durchwachsen ist die Saison schon. Man muss immer hervorheben, dass der Start in die Saison überragend war. Mit der zwischenzeitlichen Tabellenführung hat man etwas Historisches geschafft. Trotzdem ist man mit der Leistung und der Konstanz der vergangenen Spiele nicht zufrieden und muss in den nächsten Wochen und Monaten, aber auch den kommenden Jahren, versuchen, einen Schritt weiterzukommen, um die Top 10-Plätze attackieren zu können. 

Mal ehrlich, brennt es Dir denn nicht unter den Fingernägeln, wenn Du die Jungs spielen siehst?

Das Gefühl ebbt schon ein wenig ab. Direkt nach Karriereende war das Gefühl doch sehr präsent, dass man mitmachen wollte. Mittlerweile ist es nicht mehr so stark und man gewinnt mehr Abstand. 

Du bist mittlerweile als Mitarbeiter der Geschäftsstelle für die Bereiche Scouting und Anschlussförderung tätig. Wie sieht Dein Arbeitsalltag beim TVB aus? 

Mein Job ist eine Mischung aus Scouting, welches hauptsächlich im Büro passiert, und der Anschlussförderung, wo ich viel in der Halle stehe, sobald wieder Jugendspiele stattfinden können. Momentan nimmt das Scouting sehr viel Zeit in Anspruch, aber ich hoffe, bald wieder mehr in der Halle stehen zu dürfen, um mit den jungen Spielern zu arbeiten und sie spielen zu sehen.

Wie ermöglicht ihr den Nachwuchsspielern des TVB die Vereinbarkeit von schulischer und sportlicher Karriere? Wie werden Sie an die Profimannschaft herangeführt?

Auf sportlicher Seite bieten wir den Jugendlichen hier beim TVB eine gute Ausbildung an, indem wir gut ausgebildete Trainer in jedem unserer Leistungsteams haben. Zudem haben wir mit der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule und dem Schickhardt-Gymnasium in Stuttgart zwei sehr starke Partner. Es ist festgelegt, dass unsere Toptalente morgens zweimal in der Woche Frühtraining von unserem U23-Coach Jörg Ebermann, der Lehrer an einer Schule ist, bekommen. Dadurch haben wir einen großen Trainingsumfang, den wir den Jugendlichen anbieten können, um sich handballerisch so gut wie möglich weiterzuentwickeln und die Schule dabei trotzdem nicht zu vernachlässigen. Es gibt dann auch noch Nachführunterricht, sodass die Spieler keinen Lernstoff verpassen.

Neben Deiner Karriere als Spieler hast Du die Trainer-A-Lizenz erworben und zur Saison 2019/20 das Traineramt des Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim übernommen. Wie gefällt Dir die Rolle am Spielfeldrand?

Die Rolle am Spielfeldrand gefällt mir sehr gut. Man kann durch taktische Kniffe viel Einfluss auf das Spiel nehmen. Gleichzeitig macht mir aber auch die Trainingsarbeit mit den jungen Leuten und deren Weiterentwicklung Spaß.