Im Gespräch mit Reiner Seiz

Hallo Reiner, du bist maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Trainings- und Spielbetrieb beim TV Bittenfeld auch unter Pandemie-Bedingungen funktioniert. Wer sind hier die Protagonisten?

Unser Abteilungsleiter Peter Seiz ist Hygiene-Beauftragter, welcher dann wiederum der zentrale Ansprechpartner für die Verbände, Bezirke und andere Vereine ist.

Ich als Technischer Leiter vom TVB Handball sorge natürlich für die Ausarbeitung und Umsetzung des Hygienekonzeptes für die Gemeindehalle und auch für die Scharrena. In Zusammenarbeit mit der Stadt Waiblingen und dem Sportamt Stuttgart haben wir für unsere Teams für beide Hallen tragfähige und umsetzbare Hygienekonzepte erstellt, an die sich unsere Spieler, Trainer und Betreuer penibel halten.

Welche Vorkehrungen hat der TVB getroffen, um den Trainings- und Spielbetrieb in Zeiten von Corona zu ermöglichen?

Hier sind in erster Linie die Hygienekonzepte zu nennen. Weiter wurden in der Gemeindehalle zur Orientierung die Wegeführung, Abstandsmarken und Laufrichtungen auf dem Boden aufgebracht. Hygienespender wurden an den Ein- und Ausgängen platziert sowie vor dem Toilettenbereich. Jede Trainingseinheit und auch jedes Spiel muss mit einer Anwesenheitsliste und den dazugehörigen Personendaten erfasst werden und für vier Wochen archiviert werden, um eventuell Kontakte nachverfolgen zu können, falls es einen Verdachtsfall gibt oder es zu Nachfragen vom Gesundheitsamt kommt. Die Trainingszeiten wurden entzerrt bzw. verkürzt, sodass sich die einzelnen Teams nicht begegnen.

Auf welcher Grundlage ist dieses Konzept entstanden?

Bereits beim ersten Lockdown hat der DHB ein Positionspapier erstellt und veröffentlicht. Der Leitfaden „Return to Play“ beinhaltet für den Amateursportbereich acht Phasen zur Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebes. Dieser Leitfaden hat den Vereinen klare Ansatzpunkte geliefert. Zusätzlich dazu haben die einzelnen Landesverbände, in unserem Fall der HVW, detailliertere Grund-Konzepte erstellt, welche dann jeder Verein auf seine individuelle Situation und Gegebenheiten vor Ort anpassen konnte.

Gibt es Vorkehrungen, die besonders schwierig einzuhalten sind?

Der reine Trainingsbetrieb in der Halle funktioniert sehr gut und ist auch gut umsetzbar. Schwierig wird es bei den Umkleidekabinen und Duschen, da es hier eine besondere Sorgfalt und auch Personenbegrenzung gibt. Es dürfen sich maximal 4-5 Personen, je nach Größe der Umkleidekabine und Duschraum, gleichzeitig aufhalten. Hier ist Disziplin aller Spieler und Trainer gefordert, um dies einhalten zu können, da auch gleichzeitig die Halle so schnell wie möglich wieder verlassen werden sollte. Auch der Begegnungsverkehr und die Laufrichtungen für den Hallen-Eingang und Ausgang sind natürlich auf die Gegebenheiten der Gemeindehalle angepasst, was zu einigen Umwegen führen kann. Da auch noch andere Abteilungen außer der Handball die neue Kleinfeldhalle nutzen, haben wir uns innerhalb des Gesamtvereins abgestimmt, um auch hier möglichst wenig Kontakte beim Trainingsbetrieb zu gewährleisten.

Wie fällt dein bisheriges Fazit zu den Spielen aus, die in der Gemeindehalle unter Einhaltung des Hygienekonzepts durchgeführt wurden?

Zunächst muss man sagen, dass es gar nicht so viele Spiele waren, die stattfinden konnten. Viele angesetzte Spiele wurden leider durch die Gastmannschaften abgesagt, entweder aufgrund eines Corona-Verdachts oder mangels Spieler. Im Kindersportbereich bis zur D-Jugend entschieden viele Eltern in den Vereinen bereits frühzeitig, dass ihre Kinder nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen sollten. Das Problem bei einem Spieltag in der Gemeindehalle mit mehreren Spielen hintereinander ist das Zusammentreffen der Mannschaften vor oder nach dem Spiel. Seither war man gewohnt, dass während das vorherige Spiel noch läuft, sich bereits die nächsten Mannschaften in der Halle befinden und sich am Spielfeldrand warmlaufen. Auch reisen Mannschaften mit teils weiten Anfahren früh bzw. überpünktlich an. Um hier den Begegnungsverkehr zu vermeiden, wurden von uns extra auf der Zuschauertribüne reservierte Plätze für die Teams eingerichtet, in denen sie sich bis zum Spielbeginn aufhalten müssen. Da wir beim TVB frühzeitig bei der Gesamtspielplanung genügend bzw. mehr Zeit zwischen den einzelnen Spielen einkalkuliert und geplant haben und auch eine Entzerrung der Spiele auf Samstag und Sonntag vorgenommen haben, konnten wir unser Hygienekonzept bisher gut umsetzen.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Unter welchen Voraussetzungen können deiner Meinung nach wieder Heimspiele mit Zuschauern in der Gemeindehalle ausgetragen werden?

Wir beim TVB haben entschieden, die Saison ohne Zuschauer zu starten, da die Umsetzung der Bewirtung schwierig zu realisieren ist und auch die genehmigte Zuschauerzahl wegen den Abstandsregeln durch die Stadt Waiblingen sehr begrenzt war. Da derzeit der Spielbetrieb auf HVW-Ebene und auch auf BWOL-Ebene bis Ende Januar ausgesetzt ist, hoffe ich, dass sich die Fallzahlen und der Inzidenzwert so stark nach unten bewegen, dass auch die Landesregierung die Zuschauer wieder zulässt. Wir brauchen die Zuschauer nicht nur wegen den Einnahmen, sondern auch für die Stimmung in der Halle. Weiter hoffe ich auch seit kurzem, dass der angekündigte Impfstoff seine Wirkung zeigt und wir baldmöglichst zu einem normalen Spielbetrieb mit Zuschauern zurückkehren können. Wichtig ist für uns in aller erster Linie eine Rückkehr zum Trainingsbetrieb für alle unsere Teams, welcher derzeit ja auch ausgesetzt ist, damit wir den Kindern und Jugendlichen, aber auch unseren „aktiven Mannschaften“ wieder einen geregelten Sportbetrieb anbieten können, der so wichtig ist für uns alle.

Vielen Dank für das Gespräch.

3 Fragen 3 Antworten mit Niko Kappel

  1. Hallo Niko, wie trainierst Du in der Corona-Zeit?

Hallo, in der Leichtathletik ist es ja recht einfach Abstand zu halten. Ich habe keinen direkten Körperkontakt zu Konkurrenten oder anderen Sportlern. Deshalb läuft das Training am Bundesstützpunkt Leichtathletik in Stuttgart, wo ich trainiere, relativ normal ab. Es gibt natürlich ein paar Beschränkungen mit Maximalzahlen und so weiter, aber da hat eben jeder seine Zeit, wie und wann er trainieren kann und darf. Im Profi- und Spitzensport dürfen wir uns ja gerade ganz gut vorbereiten und trainieren und das nutze ich auch.

2. Welchen Bezug hast Du allgemein zum Handballsport und speziell zum TVB Stuttgart?

Ich habe schon immer gerne Handball geschaut, auch in Welzheim in einer, im Vergleich zum TVB, eher unterklassigen Liga. Mir gefällt die Sportart einfach, weil es da auf dem Platz zur Sache geht, weil viel geboten wird und auch Emotionen erlaubt sind. Ich schaue die Sportart einfach unglaublich gerne an, weil es einfach sechzig Minuten Action sind. 

Dadurch, dass die Mannschaft des TVB auch viel in Stuttgart trainiert, hat man sich irgendwie einfach kennengelernt. Dann ist der ein oder andere Sponsor des TVB auch Partner von mir, darüber sind dann auch Verbindungen entstanden. Man kennt die Jungs und hat mit denen immer wieder zu tun und auf Partnerseite hat man auch immer wieder mit dem TVB zu tun und so wächst das dann irgendwann zusammen. So bin ich dann irgendwann Anhänger und Fan geworden.

3. Du bist Weltmeister, Paralympics-Sieger und mehrfacher deutscher Meister im Kugelstoßen. Was sind Deine sportlichen, aber auch Deine persönlichen Ziele für die Zukunft?

Mein Trainer hat mal gesagt: „Was ist besser als ein Paralympics-Sieg? Zwei Paralympics-Siege.“ Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber da will ich auf jeden Fall weiter dranbleiben. Jetzt steht bald Tokio vor der Tür, da will ich genauso angreifen, wie auch in Rio und wieder vorne mitmischen und um die Medaillen kämpfen. Das sind jetzt die nächsten größeren sportlichen Ziele. Zudem bin ich noch nicht Europameister, was ich auch noch gerne werden würde. 

Insgesamt möchte ich einfach meine persönlichen Grenzen weiter herausfinden und schauen, wie weit die Kugel noch fliegen kann. Ich denke, ein bisschen Potential nach oben ist sicherlich noch da, was ja auch wichtig ist, weil es ja immer besser gehen sollte. Es gibt also auf jeden Fall noch etwas zu tun. 

Bei den persönlichen Zielen steht aktuell schon noch sehr der Sport im Vordergrund. Mit meiner Freundin bin ich jetzt schon lange zusammen, um genau zu sein sieben Jahre, da kommen auch irgendwann die nächsten Schritte. Wir verstehen uns immer noch sehr gut, von daher passt da alles und ich bin glücklich. Ich habe ein sehr gutes Umfeld um mich herum und das genieße ich.