3 Fragen 3 Antworten mit Jogi Bitter

Hallo Jogi, wie geht es dir nach der Corona-Infektion? Wie hast du deine Zeit in Quarantäne verbracht?

Ich war in Stuttgart und habe dort die zehn Tage in meiner Wohnung verbracht. Ich wurde gut versorgt und habe Bestellungen für Einkäufe und Kleinigkeiten aufgeben können. Das war also perfekt von Freunden abgedeckt. An den Tagen, an denen es mir gut ging, habe ich Papierkram erledigt, gearbeitet und was eben sonst noch so alles anstand.  Es gab jedoch auch ein paar Tage, an denen es mir nicht so gut ging. Da habe ich versucht, mich zu erholen und viel zu schlafen. Es wurde mir nicht langweilig in der Zeit. 

Was hältst du von internationalen Spielen, speziell der WM, in Zeiten der Corona-Pandemie?

Die Frage ist natürlich sehr schwer zu beantworten, da natürlich sehr viele verschiedene Interessen vorhanden sind und es auch Interessenskonflikte gibt. Grundsätzlich glaube ich, dass es in so einer Pandemiezeit natürlich viel wichtigere Dinge gibt als eine Handball-WM. Wenn man jedoch Möglichkeiten findet und ich denke, die kann man finden, wie man diese Spiele mit einem geringen Risiko austragen kann, dann sollte man das auch machen, da der Handball schon einen gewissen Schaden abbekommen hat in den vergangenen Monaten. Diesen Schaden müssen wir so gering wie möglich halten. 

Ich denke, dass wir bei dieser WM nicht viel verlieren, natürlich vorausgesetzt, dass sich dort niemand infiziert. Dies ist jedoch meiner Meinung nach hier viel einfacher als bei Qualifikationsspielen durch halb Europa, wo man viel reisen muss. Für den Handball auf dieser Welt und gerade in Deutschland ist eine solche WM also sicherlich sinnvoll. Ich habe die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben, dass man die Spieler davor vielleicht sogar noch impfen kann, auch wenn mir natürlich klar ist, dass es Leute gibt, die die Impfung natürlich viel dringender brauchen. 

Was erwartest du von der morgigen Partie gegen die HSG Nordhorn-Lingen?

Nordhorn ist überragend in die Saison gekommen und ist ähnlich eine Überraschungsmannschaft, wie auch wir. Nachdem sie in der letzten Saison abgeschlagen waren und sich wahrscheinlich auch gedanklich schon mit der zweiten Liga beschäftigt haben, zeigen sie in dieser Saison bisher ein ganz anderes Gesicht, sind unglaublich kämpferisch, haben sich auch spielerisch richtig gut nach vorne entwickelt und haben schon wirklich tolle Spiele gezeigt. Deshalb sollten wir höchsten Respekt vor dieser Mannschaft haben. 

Ich glaube, dass wir natürlich als Favorit in dieses Spiel gehen werden, so ehrlich müssen wir sein und so selbstbewusst dürfen wir auch sein nach unserem tollen Saisonstart, aber so ein Spiel ist anders an als in der letzten Saison. Von daher müssen wir einfach sagen, dass wir das nur mit einer hundertprozentigen Leistung eine Chance haben und dann auch die zwei Punkte zu Hause behalten. Das wird ein knallhartes Spiel, weil Nordhorn auch gezeigt hat, dass sie sehr körperlich und sehr kämpferisch spielen. 

WILD BOYS wollen die starke Leistung von Flensburg gegen Nordhorn-Lingen wiederholen

Erneut ohne Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter musste der TVB Stuttgart am vergangenen Sonntag im Spitzenspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga bei der SG Flensburg-Handewitt antreten. Dort gab es beim 34:30 zwar eine Niederlage, dennoch war Trainer Jürgen Schweikardt nicht unzufrieden mit seinem Team. „Ich will zwar nicht überheblich klingen, aber heute war mehr drin“, meinte der TVB-Coach nach der Partie, in der die WILD BOYS überaus stark begannen. 5:1 führten die Gäste, ehe die Norddeutschen aufwachten und ihrerseits eine Aufholjagd starteten. Der TVB Stuttgart hielt jedoch sehr gut dagegen, vor allem mit viel Tempo und spielerischen Akzenten. „Weltklasse“, kommentierte Stefan Kretzschmar bei Sky beispielsweise den Kempa-Treffer von Max Häfner zum 10:8. Die Heimmannschaft blieb jedoch dran, ging nur mit einem Tor Rückstand in die Pause. „Zu Beginn des zweiten Abschnitts ließen wir einige Möglichkeiten liegen“, merkte Viggó Kristjánsson an, der nach der Begegnung mit dem „Kretzsche des Monats“ für seine starken Leistungen im Monat Oktober ausgezeichnet wurde. Das war schließlich der Knackpunkt im Spiel, obwohl die Gäste gegen Ende noch einmal auf 28:27 herankamen. Doch dann traf Kristjánsson nur die Latte und die SG Flensburg-Handewitt erhöhte per Tempogegenstoß auf 29:27. Der Rest war Formsache für den Champions League-Teilnehmer. Die WILD BOYS rangieren nach dem 9. Spieltag nun auf Platz vier der Tabelle.

Auf Platz drei steht aktuell die SG Flensburg-Handewitt, die aber noch ein Spiel weniger hat als die Rhein-Neckar Löwen auf Rang zwei und der THW Kiel auf dem ersten Tabellenplatz. Einen weiten Sprung nach oben in der Rangliste machte der HBW Balingen-Weilsteten, der in Erlangen mit 32:34 gewann und damit für die Sensation des neunten Spieltags sorgte. 

Einen Spieltag vorher gelang dem TVB Stuttgart ein 31:26-Heimerfolg gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Hierbei starteten die WILD BOYS stark in die Partie. Ein 4:0-Lauf brachte die Niedersachsen aber wieder heran. Besonders der erst neunzehnjährige Martin Hanne, der in der Partie insgesamt sieben Tore warf, machte der Heimmannschaft dabei das Leben schwer. Doch TVB-Coach Jürgen Schweikardt brachte in dieser Phase des Spiels den siebten Feldspieler und stellte die Hannoveraner damit vor unlösbare Probleme, den Rest erledigte Torhüter Primož Prošt. Mit einem 6:0 Lauf zogen die WILD BOYS auf 15:7 davon, Halbzeitstand: 15:9. Diesen Vorsprung ließ sich der TVB Stuttgart im zweiten Durchgang nicht mehr nehmen, auch weil Viggó Kristjánsson wieder mit sehr viel Selbstvertrauen auftrat. Am Ende lobte Sky-Kommentator Markus Götz den TVB: „Die reifere und sicherere Mannschaft hat hochverdient gewonnen.“

Am Donnerstag wird nun der EHF-Pokalsieger von 2008, die HSG Nordhorn-Lingen, in der Stuttgarter Porsche-Arena auflaufen. Das Team aus der Grafschaft Bentheim stand bei Abbruch der letzten Saison auf einem Abstiegsplatz. Coronabedingt verzichtete die HBL allerdings auf Absteiger, so dass das Team von der niederländischen Grenze auch in dieser Saison in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an den Start gehen durfte. Trainer des Teams ist Daniel Kubeš, einer der Europapokal-Helden der Nordhorner von 2008. Momentan liegen die Gäste mit aktuell drei Siegen auf dem 15. Tabellenplatz. Dabei siegten die Niedersachsen in Coburg (29:26), zu Hause gegen die Eulen Ludwigshafen (27:24) und am vorletzten Spieltag bei TUSEM Essen mit 26:33. Bei diesem Auswärtssieg entzauberte der niederländische Torhüter Bart Ravensbergen die Essener mit 14 Paraden. Stark spielte dabei auch der österreichische Rechtsaußen Robert Weber. Den ehemaligen Magdeburger darf die TVB-Abwehr in der heutigen Partie nie aus den Augen verlieren. Am letzten Spieltag gab es allerdings eine deutliche 20:29-Niederlage daheim gegen FRISCH AUF! Göppingen.

„Wenn wir die Leistungen aus den beiden vergangenen Heimspielen gegen Leipzig und Hannover sowie zuletzt in Flensburg wiederholen, haben wir auch gegen die HSG Nordhorn-Lingen eine Chance“, stellte TVB-Trainer Jürgen Schweikardt fest und forderte: „Wir müssen dazu aber von der ersten bis zur letzten Minute konzentriert zu Werke gehen.“ Vielleicht kann dann auch Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter nach seiner Corona-Infektion wieder mitwirken und seine Mannschaft wie gewohnt motivieren. 

Quelle: Joachim Gröser, Bildquelle: Ingrid Anderson-Jensen