Rück- und Ausblick mit Jürgen Schweikardt

Jürgen Schweikardt blickt auf die vergangene Spielzeit zurück und zieht sein Fazit. Außerdem spricht er im Interview über den kommenden Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining und den anstehenden Saisonstart im Oktober.

Hallo Jürgen, in deiner Doppelfunktion als Trainer und Geschäftsführer des TVB Stuttgart, bist du neben dem Sportlichen auch für den wirtschaftlichen Bereich des Bundesligateams verantwortlich. Wie beurteilst du die vergangene Saison 2019/20 rückblickend – sowohl sportlich als auch finanziell?

Zunächst danke ich allen Dauerkarteninhabern, Sponsoren und Helfern, die uns in der vergangenen Saison unterstützt haben. Wirtschaftlich gesehen konnten wir die Spielzeit 2019/20 vernünftig abschließen. Ohne den Verzicht auf Regressforderungen unserer Dauerkarteninhaber und Sponsoren, wäre dies so nicht möglich gewesen. Es macht mich sehr stolz, dass wir auch in solchen Zeiten auf die Unterstützung unserer Fans und Partner zählen können. Vielen Dank hierfür auch nochmals an dieser Stelle!

Mit dem 12. Platz haben wir aus sportlicher Sicht das beste Ergebnis der Vereinshistorie erreicht. Nach dem großen Umbruch im Vorjahr, mussten wir dem Team einfach Zeit geben, Abläufe zu automatisieren und sich aufeinander abzustimmen. Nach einem, zugegebenermaßen holprigen Start, und vielen Verletzungen, hat die Mannschaft gezeigt, was in ihr steckt. Besonders im Februar und März haben wir wirklich gut gespielt. Sehr gerne denke ich da zum Beispiel an die beiden Heimsiege gegen Balingen und Göppingen oder den Sieg in Melsungen zurück. Außerdem waren fünf unserer Spieler bei der EM vertreten. Auch das freut uns sehr und zeigt, dass unser Weg noch nicht zu Ende ist und wir uns Stück für Stück weiterentwickeln. 

Nun ist der Starttermin der Saison 20/21 bekannt. Im Oktober soll in der LIQUI MOLY HBL wieder auf Punktejagd gegangen werden. Wie stehst du zu dieser Entscheidung der Liga?

Es ist natürlich die absolut richtige Entscheidung gewesen, denn nach so langer spiel- und trainingsfreier Zeit braucht man nun einfach eine längere Vorbereitungszeit. Stand heute wäre es schon sehr knapp geworden bis Anfang September. Deshalb ist es gut, dass wir jetzt eine längere Vorbereitungszeit haben. Der spätere Saisonstart und eine Liga mit 20 Mannschaften bedeutet natürlich, dass das eine sehr harte und terminlich eng getaktete Saison wird. Ein absehbarer Saisonstart ist wichtig, um die Gespräche mit Sponsoren, mit Dauerkarteninhabern, aber auch zum Beispiel mit Hallenbetreibern intensiv führen zu können.

Wie handhabt ihr den Dauerkartenvorverkauf? Schließlich ist bisher nicht bekannt, ob die Spiele zukünftig vor Zuschauern ausgetragen werden können.

Unsere große Hoffnung ist, dass wir im Oktober zumindest mit teilgefüllten Hallen spielen dürfen. Das würde bedeuten, dass wir unsere Sponsoren, aber auch zumindest unsere Dauerkartenbesitzer bei den Spielen dabeihaben dürfen. Daher starten wir jetzt im Juli mit dem Dauerkartenvorverkauf. Unsere Wunschvorstellung ist, dass wir zusätzlich noch ein paar Tagestickets verkaufen können. Aktuell kann aber natürlich noch niemand abschätzen, wie das im Oktober aussehen wird. Wir hoffen einfach, dass wir die Zuschauer dann auch in die Hallen lassen können. Sollte das nicht der Fall sein, haben sie natürlich die Möglichkeit, ihr Geld dann wieder zurückzubekommen.

Anders als im Fußball, stellen im Handball die Erlöse aus dem Bereich Sponsoring den größten Teil des Etats der Clubs dar. Eine partnerschaftliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Sponsoren ist daher immens wichtig. Wie verliefen die bisherigen Gespräche bezüglich der kommenden Spielzeit?

Selbstverständlich müssen auch wir für die kommende Saison mit einem deutlich geringeren Etat kalkulieren als noch in der vorherigen Saison. Viele unserer Partner sind selbst von der Krise betroffen und müssen Abstriche in Bereichen wie etwa im Sponsoring machen. Es wird eine Herkulesaufgabe für uns alle.

Nun noch einmal zum Sportlichen: ab dem 08. Juli steht für euch das Trainingslager im Zillertal an. Wie sehr freust du dich persönlich, die Mannschaft wieder zu sehen und endlich wieder in den „Trainingsalltag“ zu starten? 

Die Vorfreude ist riesig, auch wenn es für mich persönlich aktuell noch wenig greifbar ist, bald wieder ins Training zu starten. Der Kontakt zur Mannschaft war natürlich immer da, aber das Team nun erneut in voller Stärke in der Halle zu sehen, ist etwas ganz anderes. Ich freue mich, dass es nun wieder losgeht, auch wenn an einen ganz normalen Trainingsalltag, wie wir ihn kennen, noch nicht zu denken ist.