„Man hat einfach etwas erreicht, was sich in das Leben einprägt.“

Hallo Jürgen, wenn du die Bilder von Hüttenberg aus 2015 nochmal siehst, was löst das bei dir aus?

Das war einer der schönsten Momente für mich. Wir hatten damals das große Ziel in die 1. Bundesliga aufzusteigen und haben viel dafür gearbeitet. Ich weiß noch, wie wir im März ein paar Rückschläge hatten und es fast schiefgegangen wäre, doch am Ende haben wir es dann doch geschafft. Wir waren alle überglücklich und haben auch dementsprechend gefeiert.

War der Aufstieg für dich nochmal spezieller, da noch viele Jungs dabei waren, mit denen du selbst noch zusammengespielt hast?

Zwei Jahre zuvor war ich selbst noch Teil dieser Mannschaft als Spieler, deshalb hatte ich eine sehr enge Verbindung mit vielen Spielern. Das war ja kein Glücksaufstieg, sondern das hat sich über Jahre angebahnt und wir wollten diesen Aufstieg unbedingt. Ich glaube, dass das nachher dann auch den Ausschlag gegeben hat, warum wir es geschafft haben.

Im Aufstiegsteam war ein Stamm von 5-6 Spielern, die ja dann fast ein Jahrzehnt zusammengespielt haben. War das ein ausschlaggebender Grund?

Absolut. Wir hatten eine große Identifikation mit dem Verein und auch innerhalb der Mannschaft. Wir wollten das unbedingt und dieses gemeinsame Ziel schweißt zusammen.  Und als es dann in Hüttenberg klar war, dass wir dieses Ziel erreichen, ist alles aus uns rausgebrochen.

Man würde natürlich lieber zuhause aufsteigen, aber es waren so viele TVBler in Hüttenberg mit dabei, war es nicht ein gefühltes Heimspiel? 

Ich kann mich dran erinnern, als wir zum Warmmachen in die Halle gekommen sind und dann hat es nur aus jeder Ecke der Halle „Bittenfeld, Bittenfeld“-Rufe gegeben. Das waren unbeschreibliche Gefühle und Szenen.

Mit dem Bus hat es dann recht lange gebraucht, bis ihr in Bittenfeld angekommen seid. Aber die Fahrt hat sich gelohnt, wenn man an die Bilder in Bittenfeld denkt. Wie hast du das erlebt?

Ich bin schon jahrelang im Sport tätig und genau diese Momente werden für immer in Erinnerung bleiben. Ich habe ja noch paar andere Aufstiege mitmachen dürfen, die waren alle hoch emotional und das war natürlich die Krönung, weil weiter aufzusteigen geht einfach nicht. Dementsprechend sind wir dort empfangen worden und das war sehr, sehr emotional.

Wenn man dann nochmal ein Jahr zurückschaut, war es dann genau das richtige Jahr, um aufzusteigen? Und auch, wenn man die letzten 5 Jahre anschaut, war das Timing genau richtig?

Ein Aufstieg ist immer gut. Wir wären ja das Jahr drauf fast wieder abgestiegen, aber dann kam uns die Insolvenz vom HSV zugute. Man kann man sagen, dass wir zum richtigen Moment dringeblieben sind. Dann wurde es auf zwei Absteiger reduziert, was es natürlich auch nochmal leichter macht. Und so hatten wir dann die Zeit, uns in der Liga zu etablieren und uns auch finanziell so weiter zu entwickeln, dass wir jetzt eben da stehen, wo wir stehen.

Es gibt viele Spieler aus der Aufstiegsmannschaft, die nicht mehr aktiv beim TVB spielen aber im Umfeld noch tätig sind und ab und zu bei Spielen vorbeischauen. Ist das auch etwas Besonderes?

Solche Erfolge verbinden natürlich. Da verliert man sich nicht einfach aus den Augen. Mit Flo Schöbinger, der mittlerweile in den USA lebt und arbeitet, habe ich ständig Kontakt. Er verfolgt den TVB weiterhin. Oder wenn ich mit einem anderen Spieler telefoniere, dann begrüßt er mich immer noch mit „Coach“. Man hat einfach etwas erreicht, was sich in das Leben einprägt. Da wird man sich auch mit 70, 80 oder 90 noch dran erinnern.