Höchste Zeit für den ersten Heimsieg gegen Göppingen

Es ist von Vorteil gewesen, dass sich der Erlanger Trainer Rolf Brack außergewöhnlich viel Zeit ließ, bis er sich am Donnerstagabend nach dem 30:24-Sieg des TVB auf den Weg zur Pressekonferenz machte. So hatte Bracks Kollege Jürgen Schweikardt ausreichend Muße, die Strafminuten seiner Mannschaft zusammenzuzählen: 18 waren’s in 60 Minuten, nur vier Minuten schmorten Erlanger Spieler auf der Strafbank. Da ist’s schon eine Kunst, ein Spiel dennoch so deutlich für sich zu entscheiden.

„Es ist ein Indiz dafür, dass wir das geschafft haben, was wir uns vorgenommen hatten“, sagt Schweikardt am Tag danach. „Wir wollten eine aggressive Abwehr stellen.“ Der TVB kaufte dem Gegner rasch den Schneid ab. „Was den Einsatzwillen angeht, haben wir uns sicher an unserer Leistungsgrenze bewegt.“ 21 Gegentore kassierten die Stuttgarter gegen Melsungen, 24 gegen Erlangen. Wenn sich sein Team weiterhin in diesen Bereichen bewege, sei die Chance groß, Spiele zu gewinnen.

Dass der TVB noch den einen oder anderen Sieg benötigt, zeigten die Ergebnisse am Donnerstag. So holte sich der Abstiegskandidat TSV GWD Minden überraschend beide Punkte gegen die Füchse Berlin und hat wie der TVB nun 17 Punkte auf dem Konto.

Sehen lassen können sich auch die 30 eigenen Treffer, die dem TVB gegen Erlangen gelangen. Zuletzt hatte sich der TVB in der Offensive häufig schwergetan, musste sich seine Tore hart erarbeiten. Gegen Erlangen blitzte auch die spielerische Klasse auf, das Kreisspiel funktionierte deutlich besser. Der Kreisläufer Zarko Pesevski leistete sich bei fünf Versuchen keinen Fehlwurf, er wurde von seinen Mitspielern immer wieder clever in Szene gesetzt. „Wenn das Kreisspiel funktioniert, sind wir schwerer auszurechnen“, sagt Schweikardt.

Am Sonntag (13.30 Uhr) braucht der TVB eine vergleichbare Leistung, wenn FA Göppingen zum Derby in die Porsche-Arena kommt. „Ich hoffe, unsere Fans unterstützen uns so wie gegen Erlangen“, sagt Schweikardt. „Das war fantastisch.“

Die Göppinger setzten sich am Donnerstag locker mit 30:20 beim Schlusslicht HSG Nordhorn-Lingen durch. Es war allerdings erst der zweite Sieg in der Fremde in dieser Saison nach dem 26:23 in Erlangen vom 10. Oktober. In der vergangenen Saison bestach das Team von Trainer Hartmut Mayerhoffer noch mit seiner Auswärtsstärke. Das zeigt, das FA mit Problemen zu kämpfen hat – was auch an den Verletzungen wichtiger Spieler liegt. Mit Sebastian Heymann, Josip Peric und Nemanja Zelenovic fallen drei Rückraumspieler längerfristig aus. Die Verantwortlichen haben nun reagiert und einen Spieler nachverpflichtet: Der iranische Nationalspieler Pouya Norouzinezhad spielte zuletzt in Schweden und davor beim VfL Gummersbach und war schon in Nordhorn im Einsatz.

Mit lediglich 19 Zählern liegen die Göppinger ein Stück weit hinter den Erwartungen zurück, mit einem Sieg würde der TVB nach Punkten zum großen Rivalen aufschließen. Wobei die Statistik eindeutig für Göppingen spricht: Neunmal trafen der TVB und FA in der ersten Liga aufeinander. Einmal setzte sich der TVB durch, sechsmal jubelten die Göppinger. Zweimal gab’s keinen Gewinner. In eigener Halle warten die Stuttgarter noch auf einen doppelten Punktgewinn gegen den früheren Kooperationspartner. Im Hinspiel war der TVB beim 22:31 chancenlos. Auch wenn’s in der Tabelle aktuell nicht abzulesen sei, so sei Göppingen dem TVB noch immer einen Schritt voraus und habe etliche Spieler von internationaler Klasse in seinen Reihen, sagt Schweikardt.

Den Spielmacher Tim Kneule beispielsweise, den Kroaten Ivan Sliskovic oder den Dänen Jacob Bagersted am Kreis. Eine Siegchance sieht Schweikardt dennoch. „Göppingen spielt nicht seine beste Saison und ist keine Übermannschaft.“ Für sein Team gelte es, das Erlangenspiel schnellstmöglich emotional zu verarbeiten und zu regenerieren. Am Kader dürfte sich nichts ändern. Das heißt, auch die kränkelnden Max Häfner und Robert Markotic werden wieder am Start sein.

Quelle: Thomas Wagner / ZVW