Sonderlob für Häfner

Die knappen Siege sind ja oft die schönsten Siege. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung beim Handball-Erstligisten TVB Stuttgart und seinen Fans, die nach dem 31:30-Erfolg gegen den VfL Gummersbach den gelungenen Jahresabschluss traditionell gemeinsam in der Sportsbar Palm Beach feierten.

In 25 Sekunden kann im Handball viel passieren. Bei der 31:30-Führung war der TVB gegen den VfL Gummersbach ein paar Atemzüge vor dem Ende zwar in Ballbesitz, doch die Gäste gingen volles Risiko und versuchten, dem TVB mit einer offenen Deckung das Spielgerät abzuluchsen. Erst vier Sekunden vor Ultimo durften die Bittenfelder aufatmen, nachdem sich Bobby Schagen alleine in Richtung Gummersbacher Tor aufmachte und schon während seines Solo-Laufs zu jubeln begann. Dass sein Wurf nach der Schlusssirene im Netz zappelte – geschenkt. Ein paar Minuten später badeten die TVB-Spieler im blauweißen Konfetti-Regen.

Mit Händen und Füßen gegen Niederlage gewehrt

Einer stand, mit dem Sohnemann auf dem Arm, ziemlich erleichtert in den Katakomben der Porsche-Arena: Michael Schweikardt hatte nach 34 Minuten bei einem Siebenmeter zu genau gezielt und Matthias Puhle unglücklich am Kopf getroffen. Der TVB-Spielmacher entschuldigte sich zwar sofort beim Gummersbacher Torhüter. Die Schiedsrichter Marcus Hurst und Mirko Krug folgten jedoch der Regel und hielten Schweikardt die Rote Karte unter die Nase.

Und das in einer Phase, in welcher der TVB – nach drei Gegentreffern in Folge zum 15:13 – bereits zu wackeln begann. „Ich war nach der Roten Karte kurz in der Kabine“, sagte Schweikardt. „Als ich wieder rauskam, stand es plötzlich unentschieden.“ Nach dem 17:20-Rückstand sah’s nicht gut aus für den TVB. „Die Tendenz sprach zu diesem Zeitpunkt ganz klar gegen uns“, sagte der TVB-Trainer Jürgen Schweikardt mit einem Tag Abstand. Dann habe sich seine Mannschaft jedoch „mit Händen und Füßen“ gegen die Niederlage gewehrt. Sie habe sämtlichen Widrigkeiten getrotzt – und davon gab’s einige. Unglückliche Gegentreffer oder Abpraller, die in den Händen der Gummersbach landeten.

Matchwinner Dominik Weiß und Johannes Bitter

Doppelt bestraft wurde der TVB vier Minuten vor dem Ende. David Schmidt wurde, bei der 28:27-Führung, beim Wurfversuch von den Beinen geholt. Es gab zwar Freiwurf, aber keine Zeitstrafe gegen Gummersbach. Und weil Schmidt medizinisch versorgt wurde, musste er nach den Regeln für die folgenden drei Angriffe aussetzen.

Am Ende schaukelte der TVB den Sieg über die Runden. Dank der Matchwinner Dominik Weiß und Johannes Bitter sicherlich. Aber auch, weil beispielsweise Robert Markotic und David Schmidt in schwierigen Phasen Verantwortung übernahmen. Obgleich es zuvor nicht besonders gut gelaufen war für sie.

Sonderlob für Max Häfner

Einer, der normalerweise nicht so im Vordergrund steht, bekam von seinem Trainer ein Sonderlob: Max Häfner. Nach Michael Schweikardts Ausfall wurde der 23-Jährige ins kalte Wasser geworfen. Er habe die Spielkontrolle übernommen und dem Druck standgehalten, so sein Trainer. „Ich habe ihm alle Freiheiten gegeben und ihm nicht noch irgendwelche taktische Vorgaben gemacht, die ihn in dieser Ausnahmesituation zusätzlich belastet hätten.“ Für Häfner sei’s „ein Riesending“, dass er das positive Ende mit beeinflusst habe.

Wie im übrigen auch die Fans, die für eine fantastische Atmosphäre in der Porsche-Arena sorgten. „Gerade in der Phase, in der wenig zusammenlief, haben sie uns sehr geholfen“, so Schweikardt.

Quelle: Thomas Wagner, ZVW